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Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Titel: Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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konnten. Namenlose Menschen, die nicht richtig rochen, nicht richtig aussahen, sich nicht richtig benahmen. »Sein Name ist Birdie«, sagte sie plötzlich.
    »Wie bitte?«
    »Der Obdachlose. Nun, sein richtiger Name ist James Johnson, aber er nannte sich – oder nennt sich – Birdie. Er zeichnet gerne Bilder von Vögeln.« Er hatte einen Namen. Ein Leben. Auch wenn es vielleicht in den Augen der meisten Menschen nicht besonders lebenswert war, aber es war seines … oder war es gewesen. Niemand hatte das Recht, es ihm zu nehmen.
    Cullen wusste wenig über Immobilien, aber dass der Nordwesten von D.C. ein teures Pflaster war, das wusste er. Die gesuchte Straße lag in einem grünen Wohngebiet mit wunderschön restaurierten Häusern im Craftsman-Stil mit breiten Veranden und gepflegten Gärten, vor denen Mercedes und Minivans parkten. Rules Wagen würde hier überhaupt nicht auffallen.
    Anders als Fagins Haus. Es war pink. Pink mit fliederfarbenen Zierblenden. Vermutlich hatte es sein Leben als Jahrhundertwendehaus wie seine Nachbarn begonnen, aber irgendwann hatte jemandem wohl ein Hauch von Tudor gefehlt, und er hatte wuchtige Balken im Kreuzmuster angebracht, die dann ein späterer Besitzer fliederfarben gestrichen hatte.
    Ein Schandfleck, der so gar nicht in diese Gegend passen wollte. Fagins Nachbarn beteten vermutlich darum, dass er sich recht bald zu einem Neuanstrich entschloss. Grinsend betrat Cullen den kleinen Vorgarten … und blieb stehen, eine Augenbraue hochgezogen. Interessant. Dann stieg er die Stufen zur Eingangstür hoch und drückte auf die Türklingel.
    Nichts geschah. Er klingelte noch einmal. Dieses Mal hörte er Dielen knarren und dann, wie sich Schritte – langsam – der Tür näherten. Sie öffnete sich. Dr. Xavier Fagin blinzelte ihn schläfrig an. Sein weiter grellorangefarbener Morgenmantel wurde von einem Damenschal statt eines Gürtels zusammengehalten. Sein Haar schien wacher zu sein als er selbst, denn es stand ihm in alle Richtungen wild zu Berge. »Ich kenne Sie.«
    »Natürlich kennen Sie mich. Cullen Seabourne. Wir haben uns kennengelernt, als Sie die Task-Force leiteten. Seitdem haben wir ein paarmal gemailt. Sie sagten, ich könne Ihre Bibliothek benutzen.«
    Fagins Augen öffneten sich weiter in mildem Erstaunen. »Ja, das sagte ich wohl. Damals befand sich meine Bibliothek, wie ich mich selbst auch, in Cambridge.«
    »Sie sind umgezogen. Ich dachte jedoch nicht, dass damit die Einladung nicht mehr gilt.«
    »Das kann ich sehen.« Er rührte sich nicht vom Fleck.
    Cullen verdrehte die Augen, schob die Hand in die Tasche und zog einen glatten schwarzen Kieselstein heraus. Eine Sekunde lang lag er in seiner offenen Hand – dann begann er zu leuchten wie ein Glühwürmchen. Das Leuchten wurde schnell schwächer, dann tat er den Stein zurück in die Hosentasche.
    »Ah, na gut, dann kommen Sie rein.« Endlich trat Fagin zur Seite.
    »Wer, glauben Sie, hat diese Dinger gemacht?«, fragte Cullen verärgert, während er ihm folgte.
    »Entweder Sie oder Ihre Frau oder Sie beide, aber das ist nur eine Vermutung, nichts, das ich sicher wüsste. Ich verlasse mich nur ungern auf Vermutungen.«
    »Hm. Nicht schlecht geraten. Ich mache die Rohlinge, Cynna personalisiert sie. Habe ich Sie bei irgendetwas gestört?«
    »Leider nein. Die arme Merry musste schon schrecklich früh zur Arbeit. Ich bin selbstverständlich wieder schlafen gegangen. Ein Mann in meinem Alter braucht nach längerer Anstrengung Ruhe.« Er runzelte leicht die Stirn. »Wie viel Uhr ist es überhaupt?«
    »Ungefähr zehn, glaube ich.« Nicht, dass er darauf geachtet hätte, aber die Sonne war schon seit einiger Zeit aufgegangen. Neugierig sah Cullen sich um.
    Die Diele war klein und führte zu einer schmalen Treppe und in das vordere Wohnzimmer. Der Kamin im Wohnzimmer, dessen wunderschön geschnitzten Sims niemand mit Farbe verhunzt hatte, war ganz offensichtlich noch original, genauso wie vielleicht die ausgeblichene rosafarbene Tapete. Der Teppich war neuer – avocadogrüner Siebzigerjahre-Velours. Glücklicherweise sah man nicht viel davon, denn der Raum war vollgestellt mit Kartons, einige waren offen, die meisten nicht. »Längerer Anstrengung?«
    Fagin seufzte glücklich. »Merry ist eine wunderbare Frau. Wissen Sie, wie man Kaffee macht?«
    »Jeder weiß, wie man Kaffee macht.«
    »Ohne Kaffeemaschine, sollte ich wohl hinzufügen. Ich kann meine nicht finden. Ich habe schon versucht, die gemahlenen Bohnen

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