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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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er rief: »Ach, bitte, gnädige Frau, können Sie einen Augenblick hereinkommen?«
    Frau von Prackwitz sah zweifelnd erst Weio, dann Herrn von Studmann an. »Ist es so wichtig?«
    »Meine Frau ist ganz überflüssig«, protestierte der Rittmeister. »Sie versteht überhaupt nichts von Geschäften.«
    »Sie versteht mehr davon als du!« flüsterte Studmann zurück. »Ach, Pagel, nehmen Sie sich ein bißchen des gnädigen Fräuleins an. Nett. Also bitte, gnädige Frau!«
    Ein wenig widerstrebend, ein wenig zweifelnd ging Frau von Prackwitz auf das Büro. Von der Schwelle sah sie noch einmal zurück auf das Paar.
    »Wohin befehlen gnädiges Fräulein?« fragte Pagel.
    »Ach, hier so ein bißchen vor den Fenstern auf und ab.«
    Frau von Prackwitz trat in das Büro.

3
    »Wollen Sie vielleicht auch die Massenkocherei im Schloß besichtigen?« fragte Pagel. »Da herrscht jetzt Hochbetrieb!«
    »Ach, da muß ich nachher mit Mama hin! Wer kocht denn?«
    »Fräulein Backs und Fräulein Kowalewski.«
    »Von der Amanda verstehe ich es. Aber daß die Sophie sich nicht zu fein vorkommt, für Zuchthäusler zu kochen –!«
    »Jeder verdient sich heute gern ein bißchen Geld.«
    »Sie anscheinend nicht, wenn Sie in der Arbeitszeit hier rauchend herumlaufen«, sagte Violet streitsüchtig.
    »Stört meine Zigarette?« fragte Pagel und nahm sie aus dem Mund.
    »I gar nicht. Ich rauche selber gern. Wir können uns nachher, wenn die im Büro nicht mehr an uns denken, ein bißchen in den Park verkrümeln. Dann schenken Sie mir eine.«
    »Wir können doch auch gleich gehen! Oder glauben Sie, Ihre Mama hält mich für so gefährlich, daß Sie nicht mit mir in den Park dürfen?«
    »Sie und gefährlich!« Weio lachte. »Nein, aber ich habe eigentlich Stubenarrest.«
    »Sie dürfen also eigentlich nur mit Ihrer Mama gehen?«
    »Was Sie nicht alles rauskriegen!« rief sie spöttisch. »Seit drei Wochen redet die ganze Gegend davon, daß ich Stubenarrest habe, und Sie merken es auch schon!«
    Aber Fräulein Violets Gereiztheit machte auf Pagel garkeinen Eindruck. Er lächelte vergnügt und fragte: »Danach darf man sich wohl nicht erkundigen, warum Sie Stubenarrest haben? War es sehr schlimm?«
    »Seien Sie nicht indiskret!« sagte Weio sehr von oben herab. »Ein feiner Mann ist nicht indiskret.«
    »Ich werde wohl nie ein feiner Mann werden, gnädiges Fräulein«, gestand Pagel betrübt und strich verstohlen lächelnd über seine Brusttasche. »Aber wenn Sie meinen, daß die im Büro jetzt laut genug reden, könnten wir in den Park entwetzen und eine Zigarette rauchen.«
    »Warten Sie«, sagte Weio. Sie lauschte. Man hörte Herrn von Studmanns Stimme, ruhig, aber sehr nachdrücklich. Nun sprach der Rittmeister hastig, protestierte klagend gegen irgend etwas – und jetzt sagte Frau von Prackwitz sehr bestimmt, sehr klar sehr vieles. »Mama ist in Fahrt, also los!«
    Sie bogen um Fliederbusch und Goldregen, dann gingen sie langsam den breiten Weg zwischen Rasenflächen in den eigentlichen Park hinunter.
    »So, jetzt können sie uns nicht mehr sehen. Jetzt dürfen Sie mir eine Zigarette schenken. – Donnerwetter, Sie rauchen ja eine fabelhafte Marke – was kostet die denn?«
    »Irgendwelche Millionen. Ich kann es nie behalten, es ändert sich alle Tage. – Ich bekomme sie übrigens von einem Freund, einem gewissen Herrn von Zecke, der in Haidar-Pascha wohnt. Wissen Sie, wo Haidar-Pascha liegt?«
    »Wie soll ich das denn wissen? Ich will doch nicht Steißtrommlerin werden!«
    »Nein, natürlich nicht! Entschuldigen Sie … Haidar-Pascha liegt auf der asiatischen Seite des Bosporus …«
    »Gott, hören Sie bloß mit dem Quatsch auf, Herr Pagel, was mich das schon interessiert –! Warum grinsen Sie eigentlich immer so –? Stets, wenn ich Sie sehe, grinsen Sie!«
    »Das ist doch eine Verletzung aus dem Krieg, gnädiges Fräulein. Verletzung des Nervus sympathicus in seiner zentralen Führung – na, das interessiert Sie wieder nicht. Wissen Sie, so wie die Schüttler schütteln, so grinse ich …«
    »Ziehen Sie mich nun durch den Kakao?« rief sie empört. »Ich lasse mich nicht von Ihnen auf den Arm nehmen …«
    »Aber, gnädiges Fräulein, ganz bestimmt, es ist eine Kriegsverletzung! Wenn ich weinen muß, sieht es aus, als lachte ich Tränen – in die unangenehmsten Lagen bin ich schon dadurch gekommen!«
    »Mit Ihnen weiß man nie, wie man dran ist«, erklärte sie unzufrieden. »Männer wie Sie finde ich einfach ekelhaft.«
    »Dafür

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