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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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setzt. Und du solltest dich doppelt schämen, keinen Boten vorausgeschickt zu haben, um eure Ankunft zu mel-den.«
    »Wir bedürfen nicht viel«, sagte Tobias.
    »Ihr solltet so empfangen werden, wie es eines Mannes Gottes würdig ist«, erklärte Theowulf. »Ihr überrascht mich leider vollkommen.«
    »Wir kommen ungelegen?« fragte Tobias.
    »Keineswegs. Aber Ihr habt mein Haus ja bereits gesehen.
    Es ist nicht sehr groß, und wir legen hier nicht viel Wert auf Luxus. Ich werde sehen, was der Koch noch zubereiten kann, aber ich fürchte, es wird ein eher einfaches Mahl sein.«
    »Macht Euch keine Mühe«, sagte Tobias. »Ich bin nicht hungrig. Wir kommen direkt von Temsers Hof.«
    Theowulf grinste. »Oh, ich verstehe«, sagte er. »Seine Frau hat Euch mit den Wundern ihrer Küche verwöhnt.«
    »Ich fürchte, ja«, sagte Tobias. Er lächelte und ließ die flache Hand auf seinen Magen herabfallen. »Mehr als vielleicht gut ist.«
    »Wem sagt Ihr das?« fragte Theowulf. »Sie ist eine vorzügliche Köchin. Ich besuche ihren Mann manchmal nur unter einem Vorwand, um bei ihnen zu essen, ich gestehe es.«
    Tobias lachte pflichtschuldig, während er sich immer unwohler zu fühlen begann. Theowulfs Freundlichkeit wirkte sonderbar aufgesetzt. Es mochte durchaus sein, daß er nichts zu verbergen hatte - aber Tobias war plötzlich 177
    sicher, daß er doch ungelegen kam, ganz gleich, was Theowulf behauptete.
    Sie betraten das Gemach des Grafen. Theowulf war nicht allein. Der Raum ähnelte jenem Kaminzimmer im Turmhaus von Buchenfeld; auch hier erhob sich vor dem Kamin eine gewaltige Tafel. Fast ein Dutzend Stühle war besetzt, von Männern, die aus völlig verschiedenen Ständen stammen mußten - einige waren kostbarer als der Graf selbst gekleidet, andere trugen einfache Jacken und Hosen wie Bauern oder Knechte. Eine ausgiebige, aber einfache Mahlzeit war aufgetragen worden, und gerade als Tobias und Bresser ein-traten, schenkte ein Diener Bier aus.
    »Oh«, sagte Tobias überrascht. »Ihr habt Gäste. Das tut mir leid. Ich wollte nicht ungelegen kommen.«
    »Das tut Ihr keineswegs«, sagte Theowulf entschieden.
    »Sie wollten ohnehin gerade aufbrechen. Der Grund unserer Zusammenkunft ist längst besprochen, aber Ihr wißt ja, wie das ist: Man kommt ins Reden, und plötzlich sind Stunden vorüber, ohne daß man es auch nur merkt.«
    Tobias begann sich immer unwohler zu fühlen, zumal der Graf so laut gesprochen hatte, daß selbst dem Dümmsten klar sein müßte, daß seine Worte nur den einen Zweck hatten: seinen Gästen zu verstehen zu geben, daß sie jetzt gehen sollten. Tatsächlich erhoben sich die meisten und verließen den Saal, ohne auch nur noch ein Wort mit Theowulf zu wechseln. Binnen kurzem hatte sich der Saal geleert. Tobias versuchte vergeblich, von einem der Männer, die an ihm vorübergingen, einen Blick zu erhäschen. Keiner sah in seine Richtung. Aber eigentlich sah auch keiner verärgert aus oder gar zornig.
    »Es tut mir wirklich leid, Graf«, sagte er noch einmal.
    »Mir lag nichts ferner, als Eure Gäste zu vertreiben.«
    Theowulf machte eine wegwerfende Handbewegung und
    lachte. »Ihr habt es aber«, sagte er lachend. »Nur, daß Ihr mir einen Gefallen damit getan habt, Pater.« Er lachte erneut, als er die Verwirrung des Mönchs bemerkte, ging zum Tisch und ließ sich in einen gewaltigen Stuhl mit geschnitzter Lehne fallen. Er seufzte hörbar, schloß für einen 178
    Moment die Augen und wedelte dann aufgeräumt mit der Hand, damit Bresser und Tobias sich ebenfalls setzten.
    »Ich habe seit einer Stunde nach einem Vorwand gesucht, sie hinauszuwerfen«, gestand er lächelnd. »Aber manchmal muß man seinen Bauern zuhören, sonst werden sie rebel-lisch und leisten einem keine Dienste mehr.«
    Tobias lächelte unsicher und sah zur Tür. »Trotzdem«, sagte er. »Ihr hättet Euch wenigstens . . . von ihnen verabschieden können. So viel Zeit habe ich schon.«
    »Oh, ich hoffe doch, Ihr habt mehr Zeit, Pater«, sagte Theowulf. »Ihr werdet mir doch die Ehre erweisen, die Nacht unter meinem Dach zu verbringen? Außerdem ist es nicht nötig, daß ich mich von ihnen verabschiede. Ich habe noch das große Vergnügen, den Abend und womöglich die halbe Nacht mit ihnen zuzubringen«, fügte er mit einem säuerlichen Lächeln hinzu. »Für heute abend ist eine Jagd angesetzt. Wollt Ihr daran teilnehmen?«
    Tobias schüttelte den Kopf, was Theowulf, wie seine Miene verriet, insgeheim gehofft hatte.
    »Dann werde

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