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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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Riesen pro Monat, Mr. Staatsanwalt.«
    »Ach, hör auf zu jammern, Morty. Ich kümmere mich darum.«
    Oh, auch Morty war wunderbar. Schlauer als Dick Neff. Alle waren schlauer als Dick Neff. Sogar der Spitzelcaptain mit seinen komischen Fragen. »Wie viele Bankkonten haben Sie? Und Ihre Frau? Fein, könnten wir einmal Ihre Einkommensteuerbescheide sehen? Reine Routine. Jemand hat etwas Dreck ans Licht gebracht, Dick. Nichts weiter, Dick. Reine Routine. Muß mich eben an die Vorschriften halten.«
    An die Vorschriften halten, einen Scheißdreck! Dick Neff war reif für eine Kommission. Vorzeitiger Ruhestand - verdammt, er konnte von Glück sagen, wenn sie ihn nicht nach Attica schickten! »Sie haben das Recht zu schweigen. Sie haben das Recht auf einen Anwalt.«
    Schweigen, verdammt richtig. Ein Anwalt, verdammt richtig. Er trank den Rest der Bloody Mary und ging zur Schiebetür, wo er den hellen Schnee betrachtete, der auf dem Balkon lag.
    Was er dort sah, erschreckte ihn. Abdrücke von Pfoten, wie man sie sich sauberer nicht wünschen konnte. Er betrachtete sie verwirrt und ungläubig. Pfotenabdrücke? Und an der Glastür ein verschmierter weiterer Abdruck. Er kauerte sich nieder und untersuchte ihn. Es konnte sein... ein verschmierter Pfotenabdruck... etwas hatte versucht, zur Tür hereinzukommen. Die Abdrücke mußten am frühen Morgen entstanden sein, als es aufgehört hatte zu schneien. Scheiße, Becky bildete sich das doch nicht alles ein. Diese verdammten Abdrücke waren echt. Das konnte man nicht bestreiten, und sie gehörten nicht hierher.
    Plötzlich kam er sich in seiner Nacktheit entblößt vor und ging ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Er schüttelte den Kopf und bemühte sich, den Ansturm der Gedanken abzuschütteln, die auf ihn einstürmten. Er zog sich mechanisch an und bemühte sich darum, klar zu denken. Hatten die beiden Irren doch recht? Der schorfige alte Pisser Wilson war doch nicht senil. Es schien unmöglich; eine nebensächliche Einzelheit war plötzlich so wichtig geworden, daß sie sein ganzes Denken erfüllte. Wenn sie in Gefahr war! Wenn sie in Gefahr war und er ihr nicht half, würde er sich selbst umbringen. So wichtig war es; er würde die gottverdammte 38er herausholen, sich den Lauf in den Mund schieben und den gottverdammten Abzug betätigen. Sollte das Revier damit zurechtkommen.
    Er zog einen konservativen Anzug an und kämmte sich das Haar, bis er soweit ganz vorzeigbar aussah. Er mußte Yablonski im Fotodezernat die Kamera abschwatzen. Also mußte er entsprechend aussehen. Konnten die Nachrichten über Dick Neff schon bis zu Yablonski vorgedrungen sein? Wahrscheinlich nicht. Nur Routine, geben Sie mir die Kamera. Vorschriften? Scheiße, raus damit, Mann. Ich muß das Ding heute nacht benützen. Kein Problem. Spaziergang.
    Er ging aus der Wohnung, dann kam er zurück. Kaum war er auf dem Flur gewesen, hatte er bemerkt, daß seine Pistole fehlte. Als hätte er keine Unterhosen an oder so etwas. Die Waffe. Er zog Mantel und Jackett aus und holte das Halfter mit der 32er aus der Schreibtischschublade. Die größere 38er ließ er daheim. Diese Pistole paßte mühelos in das Halfter unter der Achsel, war leicht herauszuholen und kaum zu sehen. Tat etwas weh, wenn man sich auf einen harten Stuhl setzte, aber sonst war das Halfter am Rücken ein perfektes Versteck.
    Er sah noch einmal die Pfotenabdrücke an. Sie waren häßlich, furchteinflößend. Er zog an der Tür. Dann machte er die Vorhänge zu.
    Draußen versetzte ihm der Wind einen heftigen Stoß. Er drang durch den Mantel und machte die Muskeln starr vor Kälte. Er wollte noch einen Drink; vielleicht sollte er unterwegs einkehren. Verflucht, warum nicht gleich? Auf der anderen Straßenseite lag das O'Faolians, wo er für gewöhnlich einkehrte, wenn er auf dem Heimweg war. Er ging hinein.
    »Hallo, Frenchie«, sagte er, während er sich an die Bar setzte, »gib mir 'ne Bloody.« Der Barkeeper machte sie und stellte sie vor ihn. Aber anstatt seiner Arbeit nachzugehen, blieb er und spielte mit Gläsern herum.
    »Hast du was aufm Herzen?« fragte Dick. Frenchie war kein netter Kerl, der gerne Konversation machte.
    »Nee. War nur'n Typ hier, mehr nich'. 'n Typ, der was über dich wissen wollte.«
    »Und?«
    »Und ich hab' nix gesagt.«
    »Gut. Sonst was Neues?«
    »Interessiert Sie nich', was er wissen wollte?« Frenchie sah überrascht und ein wenig enttäuscht drein.
    »Kann ich mir ziemlich gut vorstellen«, sagte Dick

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