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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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schätzen, dass es sie gab.
    Grace musste ordentlich was hingeblättert haben, um das Zeug so schnell geliefert zu bekommen. Das wirklich Interessante war jedoch, dass die Firma diese Kugeln vorrätig gehabt haben musste, um so schnell so viele schicken zu können. Was mich zu der Überlegung führte, ob wir in Bezug auf die Existenz von Werwölfen möglicherweise echte Spätzünder waren.
    Es sah Grace nicht ähnlich, geladene Waffen herumliegen zu lassen, wo jeder sie finden konnte; und genauso wenig sah es ihr ähnlich, die Hintertür offen zu lassen, wenn sie nicht zu Hause war. Und es sah ihr wirklich, wirklich kein bisschen ähnlich, auch noch beides gleichzeitig zu tun.
    Ich schnappte mir eine der Schusswaffen – eine Pistole mit einem Sicherungshebel, von dem ich mich vergewisserte, dass er arretiert war –, dann schlich ich vorsichtig durchs Haus.
    Im Erdgeschoss fand ich sie nicht – weder tot noch lebendig –, also stieg ich die Treppe hoch. Das Badezimmer war verlassen und so trocken und kühl wie ein sonniger Wintertag. Grace war nicht unter die Dusche und dann zur Arbeit gegangen und hatte dabei aus Versehen alle ihre Schusswaffen samt Munition zurückgelassen und dann auch noch vergessen, die Tür abzuschließen. Außerdem parkte ihr Dienstwagen vor dem Haus.
    Einerseits sorgte das Auto dafür, dass ich mich ein wenig entspannte. Sie war nach Hause zurückgekehrt, nachdem sie dem geheimnisvollen Schützen in den Wald gefolgt war. Andererseits machte mich das Auto richtig, richtig nervös. Wo steckte sie bloß?
    „Grace!“ Meine Stimme war wütend und verängstigt zugleich – eine Kombination, die mir in letzter Zeit zunehmend vertraut wurde.
    Auch in ihrem Schlafzimmer war sie nicht; sie hatte entweder gar nicht in dem Bett geschlafen oder es bereits gemacht und die Ecken dabei mit der Pedanterie eines Feldwebels unter die Matratze gesteckt.
    Mir fiel ein, wie ich sie beim letzten Mal aufgespürt hatte; ich holte mein Handy heraus und klingelte über die Kurzwahltaste ihres an. Ein schwaches Brrrring lockte mich aus ihrem Zimmer und zu der zweiten Treppe, die zum ehemaligen Rückzugsort ihres Vaters im Dachgeschoss führte.
    Hm, ich hatte sowieso sehen wollen, was aus seinem Büro geworden war.
    Die Augen auf die Dunkelheit am oberen Ende fixiert, stieg ich die Stufen hoch. Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich dort hinaufgehen sollte, aber welche Alternative hatte ich? Grace konnte verletzt sein oder Schlimmeres.
    Ich erreichte die Tür am Ende der Treppe. Der Knauf drehte sich in meiner Hand, und sie schwang mir einem markerschütternden Quietschen auf. Ich tastete nach dem Lichtschalter und drückte ihn, doch nichts geschah. Zum Glück stand die Sonne inzwischen hoch genug, um ihre goldenen Strahlen durch das einzige Fenster zu werfen und Bücher und Messbecher, Reagenzgläser und Kröten zu illuminieren.
    Genauer gesagt: die Kröte. In einem Terrarium. Ich glaubte nicht, dass es sich um ein Haustier handelte, denn sie war so tot wie Balthazar, wenn auch weitaus weniger rösch.
    Überall lagen Kristalle herum, und von der Decke hingen Traumfänger. Ich hielt sie nicht für cherokesischen Ursprungs, aber was wusste ich schon? Doch das, was mich von allem am meisten irritierte, war die mit einem Hakenkreuz versehene Rune auf ihrem Arbeitstisch.
    „Das wirst du mir erklären müssen“, murmelte ich, bevor ich die Rune – ich konnte nicht sagen, ob es die war, die ich „verloren“ hatte, oder eine gänzlich andere – einsteckte, die beiden Treppen hinab- und aus der Hintertür stürmte, als Grace gerade ein weiteres Mal mit nichts als einem schneeweißen Morgenmantel bekleidet aus dem Wald spazierte. Nur dass ihre Aufmachung heute eine wesentlich signifikantere Bedeutung für mich hatte als beim letzten Mal.
    Ich hob die Waffe. „ Strigoi de lup , wenn mich nicht alles täuscht?“
    Anstatt besorgt zu reagieren, schnaubte sie verächtlich und hielt weiter auf mich zu. „Mit deinem Kauderwelsch riskierst du gerade eine Kopfnuss, Claire. Ich hatte heute noch nicht mal einen Kaffee.“
    „Grace.“ Ich schloss beide Handflächen um den Griff der Pistole, um sie zu stabilisieren. „Du bist ein Werwolf.“
    „Bin ich nicht.“ Dann blieb sie stehen und studierte mein Gesicht. „Aber du glaubst, dass ich einer bin. Verrat mir eins, du Genie. Wenn ich wirklich ein Werwolf wäre, wie konnte ich dann fünfzig Zigeunern eine Silberkugel zuwerfen oder die verfluchten Waffen

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