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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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woanders essen zu gehen, wofür ich mich von Bobby Turnbaugh wüst beschimpfen lassen musste.
    So viel zum Thema Krawall.
    Er ließ sich erst besänftigen, als ich ihm versprach, die nächsten vier Stadtratssitzungen in seinem Café abzuhalten.
    Drei Kinder hatten an der Ecke Center Street und Bailiwick einen Limonadenstand aufgebaut. Sie waren so drollig anzusehen wie kleine Hunde und so erpicht darauf zu gefallen, dass sie vor Begeisterung auf- und abhüpften, als ich ihnen für ein Glas anstelle von fünfundzwanzig Cent einen ganzen Dollar bezahlte. Ich nahm einen Schluck und spuckte ihn in hohem Bogen wieder aus.
    Die drei starrten mich mit weit aufgerissenen blauen Augen an. „Wir haben die Limonade genauso gemacht wie unsere Oma immer.“
    „Wie heißt ihr?“
    „McGinty.“
    Na toll! Ihre Oma betrieb die größte Schwarzbrennerei im ganzen County. Kein Wunder, dass sich meine Zähne anfühlten, als wäre der Zahnschmelz weggeätzt.
    „Wie viel habt ihr davon verkauft?“ Ich beäugte den gewerbetauglichen Kühlapparat, aus dem sie mein Glas gezapft hatten.
    „Erst einen Behälter.“ Das Kind zog einen ebenso riesigen Getränkekühler unter dem Tisch hervor.
    „Ihr müsst das Zeug wegpacken.“
    „Was?“, riefen sie. „Warum?“
    Ich wollte ihnen nicht erklären, dass ihre Großmutter eine Schwarzbrennerin war und ihre Limonade einen Alkoholgehalt von 75 Prozent hatte, gleichzeitig konnte ich sie das Zeug auch nicht weiterverkaufen lassen.
    „Habt ihr mehr als ein Glas an eine einzelne Person verkauft?“
    ErnstschütteltensiedieKöpfe.Hm,daswareineguteNachricht.Ichbezweifelte,dassjemandvoneinemeinzigenGlaskrankwerdenwürde.Undso,wiedasGesöffschmeckte,würdemitAusnahmederEinheimischenbestimmtniemandseinGlasaustrinkenkönnen.DieEinheimischenwarenandieWirkunggewöhnt.
    „Es wird hier zu voll, als dass ihr die Ecke mit Beschlag belegen könnt“, improvisierte ich.
    „Hey, warum machen Sie den Kindern das Leben schwer?“, wollte ein Mann mit einem tiefen Bostoner Akzent wissen. „Die sind doch niedlich.“
    „Genau, das ist echtes Lokalkolorit“, ergänzte eine Frau, die Hände voller Einkaufstüten, auf denen das Logo fast jedes Geschäfts der Stadt prangte.
    Die Kinder strahlten. „Möchten Sie ein Glas, Mister?“
    „Nein!“, protestierte ich. „Ich – äh – kaufe den ganzen Kanister, ich meine den ganzen Kühler. Ich brauche die Limonade für … die Polizei.“
    Ihre kleinen Gesichter wurden blass.
    „Sie sind durstig“, sprach ich hastig weiter. „Müssen den ganzen Tag in der Sonne stehen, um den Verkehr zu regeln.“
    „Gute Idee“, stimmte der Mann zu. „Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Freunde und Helfer ausreichend trinken.“
    Die Touristen zogen weiter, und ich kramte einen Zwanziger hervor. Die Kinder schnappten ihn sich und fingen an, ihren Kram einzupacken. Ich nahm den Getränkekühler und leerte ihn in einer nahe liegenden Seitenstraße in den Gully. Die Dämpfe, die mir in die Nase stiegen, hätten ein Kamel umgehauen.
    Als ich zurückkam, waren die Kinder verschwunden. Ich sollte Grace erzählen, was passiert war, aber bis sie das Haus der McGintys erreichte, würde die Oma ihren Destillierapparat in Sicherheit gebracht haben. Mal wieder .
    Dies mochte das einundzwanzigste Jahrhundert sein, aber in den Blue Ridge Mountains, dem südlichsten Teil der Appalachen, ließen sich alte Gewohnheiten schwer ausmerzen.
    Die schottischen Iren waren zweifache Immigranten, die um 1600 ihre Heimat Schottland verlassen und sich in Ulster, Nordirland, angesiedelt hatten. Als die Situation dort, noch lange vor der großen Hungersnot, schwierig wurde, segelten sie über das Meer. Zum Zeitpunkt der Revolution waren zehn bis fünfzehn Prozent der Bevölkerung in den Kolonien schottische Iren, die keinen geringen Anteil an dem Aufstand gegen England hatten.
    „Bürgermeisterin Kennedy.“ Balthazar Monahans kühle, glatte Stimme ließ mich erstarren. Ich war verlockt, einfach weiterzugehen und so zu tun, als hätte ich ihn im Trubel nicht gehört. Aber damit lief ich Gefahr, dass er mir einfach bis zu meinem Büro folgte, und dann würde ich ihn gar nicht mehr loswerden.
    Ich stülpte mir ein Lächeln über, drehte mich um und wäre fast mit einer Kamera kollidiert. Ich taumelte zurück, während er auf den Auslöser drückte.
    Arschloch!
    „Das gibt ein hübsches Foto für unsere Titelseite.“ Er feixte.
    Ich konnte mir ausmalen, wie hübsch ich aus dieser Nähe aussah.

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