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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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mit der sie die Jalousie geschlossen hatte. Es war Nacht; ich sollte meine eigenen öfter schließen. Aber warum sich überhaupt die Mühe machen, im zweiten Stock einen Rollladen herunterzulassen? Niemand konnte hineinsehen, es sei denn, er hätte eine Feuerleiter oder könnte fliegen.
    Was tat sie überhaupt dort oben? Wozu ein Büro mit Kerzen beleuchten? Es gab nur eine schnellere Methode, sich die Augen zu ruinieren – indem man sie sich ausstach.
    Ich schüttelte den Kopf. Nicht meine Angelegenheit. Grace war schon immer ein bisschen anders gewesen, und genau darum mochte ich sie.
    Ich fuhr an der Abzweigung zum See vorbei. Sämtliche Scheinwerfer waren erloschen; alles wirkte wie ausgestorben. War Malachi inzwischen zurück? Wohin war er überhaupt verschwunden?
    Vorsichtig steuerte ich durch die Straßen von Lake Bluff. In jeder anderen Woche hätten wir noch vor Sonnenuntergang die Bürgersteige hochgeklappt, doch während des Vollmondfestivals flanierten die Menschen bis Mitternacht oder länger durch die Stadt.
    Die Eisdiele hatte geöffnet, genau wie der Süßwarenladen und das Café. Paare schlenderten Arm in Arm umher und futterten Popcorn, das sie sich an dem hell erleuchteten Wagen auf dem Hauptplatz besorgten. Kinder sausten über die Grasflächen und machten Jagd auf Glühwürmchen. Eine Mutter schob einen Kinderwagen vor sich her, während sie sich die Schaufenster ansah und genüsslich an einer Eiswaffel leckte.
    Ich entdeckte einen von Grace’ Beamten sowie mehrere Aushilfspolizisten, die an den Straßenecken Wache hielten. Alles schien unter Kontrolle zu sein. Ich hoffte bloß, dass der Lärm, die Lichter und das Essen – das Popcorn, das Eis und nicht zuletzt die Menschen – keinen Wolf anlocken würden.
    Da es nichts gab, was ich deswegen hätte unternehmen können – außer den Befehl zu geben, die Straßen zu räumen und die Häuser zu versiegeln –, tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass Grace ihren Job verstand, dass sie wusste, womit wir es zu tun hatten, und ihre Wachleute entsprechend instruiert hatte.
    Als ich zwei weitere Polizisten sah, die am Ende der Center Street auf der schmalen Freifläche zwischen der Stadt und den Bäumen mit Gewehren patrouillierten, machte ich mich auf den Heimweg. Für den Moment war alles getan, was getan werden konnte.
    Sekunden später bog ich in meine Einfahrt. Mein Haus machte keinen einladenden Eindruck. Da ich vergessen hatte, ein Licht anzulassen, wirkte es geradezu abweisend.
    Ich parkte den Wagen im Carport, dann sprintete ich in der Hoffnung zur Tür, sie aufzubekommen, bevor meine Scheinwerfer ausgingen.
    Ich hatte gerade die Schlüssel aus meiner Tasche gezogen, als die Scheinwerfer mit einem dumpfen Ächzen den Dienst quittierten. Das Licht der Straßenlaternen reichte kaum den Hügel hinauf; Wolken hatten sich vor den Mond geschoben. In der Ferne hörte ich schrilles Gelächter und das Zufallen einer Tür, aber das machte mir nur umso mehr bewusst, wie allein ich war.
    Der Motor meines Autos ließ die typischen klickenden, absterbenden Geräusche hören, die beruhigend hätten sein sollen, es jedoch nicht waren. Aus unerfindlichen Gründen klangen sie wie menschliche Schritte.
    Ich benahm mich idiotisch. Obwohl ich das wusste, zitterte meine Hand, als ich versuchte, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Der Schlüsselbund fiel mir aus der Hand und landete mit einem hellen Klirren auf dem Boden. Obwohl ich ihn selbst hatte fallen lassen, zuckte ich erschrocken zusammen.
    Verärgert seufzend bückte ich mich, hob ihn auf und steckte einen der Schlüssel ins Schloss; meine Haustür schwang auf, und ich sah mich einer noch undurchdringlicheren Dunkelheit gegenüber, aus der mir zwei gelbe Augen entgegenstarrten. Ich schnappte nach Luft, bevor mich ein bösartiges Zischen dazu veranlasste auszurufen: „Oprah! Was ist bloß los mit dir?“
    Das leise Kratzen hinter mir – ein Schuh oder eine Pfote – ließ mich blitzschnell herumwirbeln. In diesem Wimpernschlag, bevor meine Augen mit meinem Gehirn kommunizierten, wusste ich, dass hinter mir der Wolf war – bereit anzugreifen und mir die Kehle herauszureißen.
    Dumm nur, dass ich mich irrte.

19
    „Claire.“
    Josh Logan kam näher, und der Mond wählte genau diesen Moment, um hinter den Wolken aufzutauchen und sein hübsches Gesicht in Silber zu tauchen. Josh wirkte nun noch mehr wie ein Blutsauger als in meinen Träumen.
    „Ich habe auf dich gewartet.“
    Ich sah verstohlen nach

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