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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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aufgetaucht waren. Das hätte diese ganze Farce noch viel, viel schlimmer gemacht.
    Viktor wirkte müde und erschöpft, aber er wusste ja gar nicht, wie sehr er sich glücklich schätzen konnte, den Abend in der Notaufnahme verbracht zu haben. Ich war so erleichtert, als wir um ein Uhr nachts zu Viktors Pick-up zurückgingen, dass ich fast schwebte.
    „Sag, was hat er dir gespritzt? Du wirkst so … na ja, fast high!“
    „Nichts. Ich bin nur froh, dass ich mich nicht tatsächlich verstümmelt habe“, sagte ich schmunzelnd. Woraufhin Viktor sich selbst sein berühmtes Lachen nicht verkneifen konnte.
    „Verstehe“, sagte er den Kopf mit einem Grinsen schüttelnd.
    Wir setzten uns beide in den Wagen. „Sag mal, wirst du jetzt noch zurückfahren? Ich meine … lohnt sich das? Um diese Uhrzeit. Fahr doch lieber nach Hause zu Paula und schlaf dich aus. Verdient hast du es dir. Schließlich musstest du heute Samariter spielen“, schlug ich vor und versuchte nicht allzu drängend zu klingen.
    „Ich weiß nicht. Bin schon ziemlich kaputt. Außerdem würde ich lieber in meinem eigenen Bett schlafen als auf einem unebenen Zeltboden.“ Ich sagte nichts. Gab ihm das Gefühl, dass er selber entschied.
    „Du hast ja recht. Ich werde anrufen und sagen, dass ich erst morgen wieder komme. „Wie du meinst“, sagte ich gleichgültig. Im Inneren jubelte ich. Als er den Leiter des Lagers anrief, hätte ich vor lauter Freude anfangen können zu tanzen, doch dann wanderten meine Gedanken umgehend zu dem wichtigsten Menschen in meinem Leben, den ich verletzt hatte und der jetzt vielleicht mit seinem Vater um sein Leben kämpfte oder darum, dessen Leben zu beenden. Beide Vorstellungen ließen mich erschauern. Es darf ihm nichts passieren! Das darf nicht unser letzter Augenblick zusammen gewesen sein, flehte ich verzweifelt und ruhte meine Stirn an der kalten Fensterscheibe des Autos aus. Viktor ließ ich denken, dass ich eingeschlafen wäre, so konnte ich mit meinen traurigen Gefühlen alleine sein. Mit Gefühlen, die er nicht verstanden hätte.
    Erst als der Wagen abrupt zum Stehen kam, wurde ich aus meinen sorgenvollen Gedanken gerissen. „Wir sind da, Joe“, sagte er mir. Er hatte an der Straße vor unserem Elternhaus gehalten, um mich wecken zu können.
    „Danke, für alles. Den Rest gehe ich zu Fuß“, sagte ich unvermittelt. Ihm entging nicht, dass ich mit einem Schlag munter war. Seine hellen Gesichtszüge verzogen sich verständnislos.
    „Bist du sicher?“, fragte er.
    „Ja“, sagte ich, „die frische Luft wird mir gut tun“, flunkerte ich, obwohl ich hoffte, dass es tatsächlich so sein würde. Eigentlich ging es nur darum, Viktor glauben zu lassen, ich würde in Richtung unseres Elternhauses gehen, während ich nur zu Istvan wollte. Als sein Auto um die Ecke gebogen war, wartete ich kurz, dann rannte ich schnurstracks zu Istvan.
    Da ich über den Waldweg musste, dauerte alles länger. Erst als ich im Garten ankam, erlaubte ich mir zu verschnaufen. Dort zögerte ich keine Sekunde, ehe ich das verlassene Haus betrat. Dort, im vom Mondlicht erleuchteten Dunkeln fiel mir ein, dass ich noch ein paar Stunden warten müsste, eher er zurückkommen würde. Frustriert ließ ich mich auf die Ledercouch fallen und landete unglücklicherweise auf meiner linken Hand. Autsch ! Das tat weh. Jetzt musste ich doch mit Schmerzmittel aushelfen. Ich holte mir zwei Tabletten aus Istvans unbenutztem Medizinschrank, dann legte ich mich wieder auf die Couch, wo ich sofort einschlief, obwohl ich mir geschworen hatte, genau das nicht zu tun, ehe ich wissen würde, dass es ihm gut ging. Vielleicht wirkten die Tabletten durch den Blutverlust stärker. Ich schlief wie eine Tote. Das Geräusch einer aufgerissenen Tür schreckte mich auf. Innerhalb einer Sekunde saß ich aufrecht. Ich wusste, dass er mich hier erwarten würde, so wie er wusste, dass er mich hier finden würde. Egal, was gestern auch geschehen war. Sofort kam ich hochgeschreckt, als ich ihn kommen sah. Wir fielen uns tonnenschwer erleichtert in die Arme. Wir schlangen sie ganz fest umeinander. Ich spürte keinen Schmerz. Kein bisschen.
    „Gott sei Dank“, keuchte ich noch immer atemlos von der anstrengenden Nacht, die hinter mir lag. „Es geht dir gut … Und den Valentins?“
    „Denen auch. Keine Sorge“, versicherte er zufrieden, doch schon verschwand dieser Eindruck und seine Nasenflügel kräuselten sich missbilligend.
    „Du hast geblutet!“, sagte er

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