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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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das?“, wollte ich von ihm wissen und versuchte sein schiefes Lächeln zu imitieren.
    Als er meine Andeutung verstand, konnte er nicht anders. Er lächelte, konnte dabei aber noch nicht ganz den traurigen Blick aus seinen Augenwinkeln verscheuchen. Daran würde ich noch arbeiten müssen.
    „Natürlich dreht sich die Welt weiter. Immerhin bist du zurückgekommen“, flüsterte seine tiefe Stimme mir zu.
    Der Ton seiner hypnotischen Stimme kehrte zurück und kribbelte in meinem Bauch. Dann küsste Istvan mich auf die Stirn, seine Lippen verbrannten mich fast, und nahm dabei meine Haare in meinen Nacken zusammen. Die vertraute Geste ließ meinen Puls erneut auf Istvan-Niveau ansteigen. Die besten Dinge im Leben sind eben doch die einfachsten, wie ein schnell schlagendes Herz , schoss es mir durch den Kopf. Danach gab es keine Gedanken mehr, nur noch die alles überragende Hochstimmung, die seine Gegenwart verursachte.
     

5. Warten auf eine Wunde
     
     
    Ich schmiegte mich so fest an seine Brust, wie das Hindernis menschlicher Knochen es zuließ. Wäre er nicht zu einem Großteil Wolf oder eher mit wölfischen Kräften ausgestattet, hätte meine Umklammerung ihm die Luft abgedruckt. Aber ich wollte dieses Glück fast schon zwanghaft festhalten. Schließlich wusste ich jetzt, dass es unbeständig war, und ich rechnete immer noch damit, dass er es sich ganz plötzlich anders überlegen könnte, wieder übervorsichtig würde. Diese Furcht steckte mir noch zu tief in den Knochen. Ich versuchte diese düsteren Gedanken zu verscheuchen. Sein Körper war eine immense Hilfe dabei.
    Von seinem Brustkorb ging eine strahlende Hitze aus, die meine Brust so sehr aufheizte, dass ich keinerlei Kälte fühlte. Sogar der kühle Nachtwind, der gegen meinen Rücken peitschte, war dagegen machtlos. Nichts konnte seine Wärme, sein inneres Feuer bezwingen. Die Glut meiner persönlichen Flamme überstrahlte alles, meine Angst vor dem nächsten Augenblick, meine nagenden Schuldgefühle, sogar meine feste Überzeugung, diesen Moment nicht im Geringsten zu verdienen. Das alles schien in jenen kostbaren Augenblicken vollkommen unwirklich. Nur seine Arme, die mich fest umschlossen, schienen mir real und seine weichen Lippen, die auf meinen Haaren eine Feuerspur hinterließen.
    „Wie konnte ich nur so lange ohne das hier auskommen“, hauchte ich. Meine Stimme wurde von seiner Brust gedämpft.
    „Mir ging gerade dasselbe durch den Kopf“, schmunzelte er. Ich konnte es zwar nicht sehen, aber am Klang seiner tiefen Stimme deutlich hören.
    Ich zog Istvan ganz langsam mit mir herab und setzte mich auf den Holzboden. Wir lehnten beide mit dem Rücken an der Brüstung. Eine vertraute Erinnerung umgab unser neuerliches Zusammensein und verstärkte das Gefühl, vor Liebe und Glück über die Wiedervereinigung zu brennen.
    „Ich dachte früher immer, wenn jemand behauptete, dass Liebe brennen würde, wäre das nichts weiter als ein dummes Klischee. Aber jetzt weiß ich es besser“, wisperte ich vor mich hin und legte meinen müden Kopf auf seine Schulter. Wie von selbst neigte Istvan seinen Kopf mir zu.
    „Ich werde das erst einmal als Kompliment hinnehmen“, scherzte er, wurde dann unerwartet ernst und fragte mich: „Bedeutet das … bist du jetzt richtig zurück? Wirst du bleiben … bei mir?“
    Blitzartig schossen mir viele Dinge durch den Kopf, die ich verdrängen wollte. Das Jobangebot von Malz, das bedeutete, wieder nach Wien ziehen zu müssen. Die Bedrohung, die -ständig hier auf mich lauerte und die ich in Kauf nehmen musste, wenn ich mich entscheiden würde, ein für alle Mal zu bleiben. Und doch, trotz all dieser Widersprüche wusste ich, dass es nur eine einzige Antwort gab, mit der ich leben konnte und wollte. Trotz aller persönlichen Verzichte und Gefahren.
    Ich ergriff Istvans Hand, die locker auf seinen Knien baumelte, und verschränkte meine Finger mit seinen. Dann sprach ich zu ihm, in seine grünen, fragenden Augen, mit verschränkten Gluthänden.
    „Musst du wirklich fragen, Dummkopf! Weiß du denn nicht, dass ich gar nicht anders kann. Ich bleibe dort, wo ich verdammt noch einmal hingehöre“, sagte ich halb scherzend, halb ernsthaft und drückte dabei ganz fest seine Hand. Mein Herz verriet mich natürlich. So selbstsicher war ich nicht wirklich. Die Aufregung meiner Worte ließ meinen Puls wieder etwas höher schnellen.
    „Oh Joe, du machst mich fertig! Immer, wenn ich vernünftig sein will und versuche, mir keine

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