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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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stand bevor, doch zuvor musste Istvan den Tag in der Bibliothek hinter sich bringen. Ich hatte drei verschiedene Aufträge. So hatten wir beide bis zum Nachmittag genug zu tun, um nicht allzu viel über diese besondere Nacht nachzudenken. Am Vormittag brachte ich eine langatmige Sitzung hinter mich, deren Themen ich in der Redaktion zusammenfasste. Danach musste ich einige Fotos für die Warter-Schule schießen. Den Rest des Tages feilte ich an einer ausführlichen Musikkritik über eine Soulband. Bis ich alles erledigt hatte, war es fünf Uhr und ich schlenderte zu Fuß zur Bibliothek, um mich dort mit Istvan zu treffen, wie wir es verabredet hatten.
    Er wirkte etwas nervös, hielt aber an seinem Versprechen fest, dass ich dabei sein durfte. Wir fuhren mit dem Camaro zum dritten Lager, das Istvan zusätzlich angelegt hatte, damit genug Vorräte für alle Valentins vorhanden waren. Es lag am untersten Nordhang, ganz in der Nähe von Lockenburg, und war etwas schwerer zu erreichen, da es hinter einem sehr verwilderten Waldstück lag. Den Wagen parkten wir beim Wolftanzlager. Dort versteckte Istvan den schwarzen Schlitten unter ein paar Zweigen, dann schlendert er mit mir die Abhänge hi-nunter. Ich hatte ihm vorher schon angekündigt, dass ich mich bestimmt nicht wieder von ihm tragen lassen würde. Deshalb mussten wir früh aufbrechen. Ich brauchte lange, um über den knackenden Waldboden zu gehen. Nach einer Ewigkeit, zumindest für Istvans Begriffe, kamen wir an. Die Valentins warteten bereits. Doch noch begann es nicht zu dämmern. Woltan und Serafina hatten das Zelt für mich schon aufgestellt. Das war sehr fürsorglich von ihnen, fand ich. Als ich den gedul-digen Blick von Valentin und Marius erkannte, war ich verdammt froh, dass ich nicht auf den Armen von Istvan hier aufgetaucht war. Das wäre einfach zu demütigend gewesen. Keiner von ihnen sollte mich als schwaches Menschlein sehen.
    Ich setzte mich auf einen umgefallenen Baumstamm und wartete mit den anderen auf die eintretenden Verwandlungsschmerzen. Zu meiner Verwunderung wirkte keiner von ihnen, abgesehen von Istvan, besorgt. Die Dämmerung brach an und sofort bekam Istvan seine Migräne. Die anderen wirkten absolut schmerzfrei, auch wenn sie mitleidig Istvans Qual verfolgten. Als das Fieber bei ihm ausbrach, bemerkte ich auch auf Serafina die Schweißperlen. Während Istvan deswegen zitterte, schienen die anderen nur etwas schwächer zu werden und sie begannen sich zu setzen.
    Es war schon fast ganz dunkel, als die Zuckungen bei Istvan einsetzten. Schneller als sonst verhärteten sich seine Muskeln. Alle vier Valentins stürzten zusammen und bildeten einen lockeren Kreis. Während Istvans Muskeln sich Partie für Partie härteten und dann erst die eigentliche Verwandlung über ihn kam, ging es beim Valentin Rudel so schnell und fließend, dass ich es fast nicht richtig mitbekam. Die Phasen der Verwandlung waren jedoch bei Istvan einzeln sichtbar und sein Schmerz dabei traf mich jedes Mal unvorbereitet. Bei den Valentins waren keine einzelnen Phasen mehr erkennbar. Sie alle saßen in ihrer Runde und krümmten sich in die Fötalposition, in der sie schon nicht mehr vollkommen menschlich waren. Innerhalb weniger Sekunden waren ihre Körper geschrumpft und hatten die menschliche Form gegen eine wölfische getauscht. Direkt, nachdem die Verwandlung vollzogen war, kamen sie auf allen vieren zu Istvan, der sich noch immer auf dem Boden vor mir krümmte. Ich flehte inständig, dass er auch endlich den Punkt erreichen würde, bei dem er es hinter sich hatte. Als könne er meine Bitte hören, knackte sein Rückgrat, sein Fell sprang hervor und mein Wolf mit seinen Sandflecken stand vor mir. Ich blickte in seine grünen Augen. Dann versuchte ich, die Valentins in ihren Wolfsformen zu erkennen. Ich ordnete den größten Wolf Valentin zu. Er hatte schwarze und braune Flecken auf weißem Grund. Seine Augen wirkten auf mich sehr wissend. Die beiden Wölfe, die neben ihm standen, mussten die Zwillinge sein. Woltan war ein brauner Wolf mit sehr starken Muskeln und dennoch schlank und geschmeidig. Serafina hatte braunes und schwarzes Fell. Ihre Augen waren fast schwarz. Marius stand etwas abseits, war aber am leichtesten von den anderen zu unterscheiden, denn er war etwas breiter und fülliger. Sein Wolfsgesicht wirkte fast wie das Antlitz eines Schakals, ebenso sein brauner Körper.
    Ich konnte förmlich die Spannung in der Luft spüren. Es drängte die Wölfe. Sie

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