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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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sein Gesicht kam. Sera-
    finas geheimnisvolle Andeutung gefiel ihm gar nicht. Auch
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    ich fürchtete schon schlimme Nachrichten. Noch ließ ich
    mir nichts anmerken.
    Wieder im Haus setzten wir uns alle an den runden Tisch.
    Ich wollte nicht untätig herumsitzen und auf die Hiobsbot-
    schaft warten und versuchte Gastgeberin zu spielen. Ich
    schnappte mir drei Gläser von der Bar und schenkte jedem
    von uns ein Glas Eistee ein. Serafina bedankte sich und trank
    das halbe Glas in einem Zug. Es musste eine lange Fahrt ge-
    wesen sein. Istvan schien wenig Geduld für Höflichkeit zu
    haben, ganz anders als sonst.
    „Was soll das? Wieso bist du allein gekommen? Wir hat-
    ten doch am Telefon alles besprochen“, stammelte Istvan
    sichtlich genervt hervor und bestand auf einer klärenden
    Antwort.
    „Beruhige dich, Istvan. Es ist nicht so schlimm, wie es für
    dich vielleicht aussieht“, versicherte Serafina ihm und legte
    ihre Hand auf seine. Er zog sie sofort weg. Auch wenn ich
    wusste, dass es nur eine freundschaftliche Geste war, konnte
    ich sofort den Stachel der Eifersucht fühlen.
    „Wie kann ich mich beruhigen? Sie könnte jeden Mo-
    ment in Lebensgefahr geraten, schon wieder!“, schrie er und
    deutete dabei auf mich, das menschliche Problem. Serafina
    sprach weiter in diesem sanften, ruhigen Ton. Nichts schien
    sie aus der Ruhe bringen zu können. Es war beeindruckend.
    „Ich will doch auch nicht, dass ihr wieder etwas passiert.
    Aber ich habe, sofort als ich deine Nachricht gelesen hatte,
    unser Rudel ausgeschickt, um uns der Sache anzunehmen.
    Nur deshalb hab ich mich so spät bei dir gemeldet. Ich habe
    von ihnen erst wieder nach unserem Telefonat gehört. Ich
    weiß, wir hatten abgemacht, alle zu kommen, doch die Lage
    hat sich verändert, Istvan!“, stellte sie klar und schien noch
    immer die Ruhe selbst.
    „Wie meinst du das? Was hat sich verändert?“, fragte er
    völlig verwirrt.
    „Woltan hat sich aufgemacht, um Farkas’ Spur aufzuneh-
    men, was ihm auch gelang. Er hat sich vom Günser Gebirge
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    entfernt. Über die ungarische Seite ist er über die Slowakei
    zurück nach Polen, wo er sich wieder mit seinem Rudel ver-
    eint hat. Woltan ist dort auf die anderen von uns getroffen,
    die den Auftrag hatten, das Farkas-Rudel zu finden. Er und
    seine Werwölfe verstecken sich dort in den polnischen Teilen
    der Karpaten. Farkas ist seither nicht von dort weggegangen
    und einer von uns beobachtet jeden seiner Schritte. Sollte
    er sich in unsere Richtung aufmachen, hat Woltan von Vater
    die Anweisung erhalten, uns sofort eine Nachricht zu sen-
    den“, versicherte sie uns und zog eines dieser hypermoder-
    nen Handys aus der Tasche, die eigentlich schon mehr Com-
    puter als Mobiltelefone sind. Nach dieser Botschaft atmete
    Istvan auf. Farkas mehrere Hundert Kilometer weit weg zu
    wissen, erleichterte ihn ungemein. Doch bald fiel ihm etwas
    Neues ein, was ihn besorgt machte.
    „Was ist mit Dimitri, Jakov und Vladimir? Sind sie auch
    bei ihm?“
    „Ja, das ganze Rudel ist versammelt. Es scheint eine ihrer
    Basisstationen zu sein. Es gibt noch sehr viel Wild in diesen
    Teilen der Karpaten. Das hält sie dort, du verstehst?“, bemerk-
    te sie kryptisch, vermutlich um mich zu schonen, was ich et-
    was lächerlich fand. Ich ließ es mir aber nicht anmerken.
    „Gut. Aber wie kann ich mir sicher sein, dass er nicht
    zurückkommt. Schließlich hat er nicht bekommen, was er
    wollte, und ihr könnt ihn nicht ewig beobachten“, merkte
    Istvan an und versuchte, alle möglichen Gefahrenquellen zu
    bedenken.
    „Du unterschätzt uns gewaltig, Istvan. Wir beobachten
    ihn, rund um die Uhr. Wir lösen uns alle zwei Wochen ab
    und jeder von uns trägt ständig sein Handy mit herum. Ich
    habe mir eine Art Vorwarnsystem ausgedacht“, sagte sie und
    konnte den Stolz dabei nicht ganz verbergen.
    „Was für ein System denn?“, fragte ich Serafina, ganz be-
    geistert von den Möglichkeiten ihrer Andeutungen.
    „Jeder von uns trägt ein Handy bei sich, wenn er auf Farkas-
    Überwachung ist, das man mit GPS orten kann. Sollte Farkas
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    oder auch nur einer der „Drei“ sich irgendwie eurem Standort
    nähern, schickt derjenige sofort eine Nachricht mit seinem
    Standort an das ganze Rudel und an euch weiter“, erklärte sie
    und zog dabei ein zweites Handy aus der Tasche, das sie an
    Istvan weiterreichte. Er nahm es an und wir sahen beide, dass
    es dasselbe Modell wie Serafinas war. Auf dem Bildschirm sah
    man

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