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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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ich jetzt wieder eine Frau sein und wie eine
    Frau handeln?“
    Mein leicht provokanter Ton passte so gar nicht zum The-
    ma des heutigen Abends. Und obwohl ich wusste, Serafina
    würde unten vermutlich alles mithören und dass er noch
    immer sehr besorgt war, wollte ich ihn dennoch verführen,
    wenigstens ein bisschen. Ich gab der langen Abstinenz die
    Schuld an meiner jetzigen Dreistigkeit. Aber ich gierte nach
    seiner Nähe, lauschende Werwölfin hin oder her.
    „Vielleicht sollte ich es ja nicht erwähnen, aber Serafina
    trägt heute Nacht Ohrstöpsel. Ihre Idee, nicht meine. Ich
    würde mir nie anmaßen, etwas in dieser Art zu erwarten“, de-
    klarierte er etwas schwülstig und ich wusste, das Verspielte
    war in Istvan wieder erwacht.
    „Das ist eine interessante Information und eine unerwar-
    tete Wendung“, scherzte ich weiter und versuchte, meine
    Stimme etwas tiefer klingen zu lassen, weil ich wusste, dass
    ihm das gefiel.
    Auch wenn wir in dieser Nacht nicht miteinander schlie-
    fen, war es dennoch eine Nacht, in der wir zum ersten Mal
    seit Langem frei atmen konnten. Endlich konnten wir uns
    wieder berühren und küssen, ohne dieses ständige Damokles-
    schwert über uns zu haben.
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    Am nächsten Morgen weckte er mich sehr früh, damit
    ich mich noch von Serafina verabschieden konnte. Sie um-
    armte mich und ich bekam, genau wie bei der letzten Ver-
    abschiedung, wieder dieses Gefühl, sie bald wiederzusehen.
    Nur war diese Vorstellung jetzt ungemein beruhigend. Bevor
    sie sich in ihren Wagen setzte, gab es einen kurzen Moment,
    in dem wir ganz unter uns waren. Ich hatte endlich Gelegen-
    heit, mich zu bedanken.
    „Serafina. Ich danke dir für alles. Du hast ihn mir zu-
    rückgebracht. Ich dachte schon, er würde noch den Verstand
    verlieren. Danke tausendmal und richte auch deiner Familie
    meinen Dank aus, ja? Ich kann wohl nie gutmachen, was ihr
    für uns auf euch nehmt!“, stellte ich traurig fest.
    „Doch, das tust du bereits. Du hast einen von uns ge-
    rettet, auch wenn du dir dessen noch nicht ganz bewusst
    bist. Aber wir tun das gerne. Es gehört zu unserer Aufgabe
    im Leben. Aber das kannst du nicht verstehen“, deutete sie
    mir gegenüber an und umarmte mich nochmals, bevor sie
    in den Wagen stieg. Istvan kam aus dem Haus, um sich zu
    verabschieden.
    „Komm gut nach Hause. Pass auf dich auf! Ihr alle, achtet
    gut auf euch, ja?“ Er küsste sie brüderlich auf die Wange und
    zum ersten Mal war ich nicht eifersüchtig auf sie trotz ihres
    atemberaubenden Äußeren.
    „Wir bleiben in Kontakt“, waren ihre letzten Worte, ehe
    sie davonfuhr. Und ich wusste, dass sie sich wieder melden
    würde, und dieses Mal freute ich mich richtig darauf. Ir-
    gendwie, ohne es bewusst zu merken, wurde sie für mich
    eine Freundin. Vielleicht weil sie mir ein unglaubliches Ge-
    schenk gemacht hatte. Sie gab mir wieder Luft zum Atmen
    und Istvan eine Art von Seelenfrieden, bis zu einem gewissen
    Grad, der es ihm wieder erlaubte, ein Mann zu sein statt ein
    Beschützer oder ein von Rache besessener Wolf.
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17. Die Oper erfahren
    Istvan hatte zwar eine weitere Woche gebraucht, um sich
    von Serafinas System einigermaßen überzeugen zu lassen.
    Es brauchte allerdings noch einige Überredungskunst mei-
    nerseits, damit er mir meine Freiheiten wieder vollends zu-
    rückgab. Doch vier Tage nach Serafinas Abschied konnte
    ich endlich wieder allein meinen Aufträgen nachgehen. Ich
    durfte zwar abends noch nicht alleine sein, aber dagegen
    hatte ich ja nichts einzuwenden. Es war ganz in meinem
    Sinne. Nun war es mir wieder erlaubt, so lange alleine zu
    bleiben, dass ich Gelegenheit hatte, Istvan zu vermissen.
    Das gefiel mir sehr. Ich war überzeugt, dass gerade mir die
    Dauerüberwachung so schwerfiel, weil ich gewohnt war,
    immer für mich selbst zu sorgen. Ich war eigentlich im-
    mer sehr unabhängig gewesen und passte auf mich selbst
    auf. Sich nun völlig auf andere verlassen zu müssen, war
    schwer und führte dazu, dass ich mich machtlos fühlte. Ich
    wünschte verzweifelt, selbst auch einen Beitrag zu unserem
    Schutz leisten zu können, wusste aber, dass dies ein reiner
    Wunschtraum war. Was könnte ich schon tun? Ich konn-
    te nur versuchen, geduldig zu sein. Das allein war Heraus-
    forderung genug für mich. Nach der ersten Woche schien
    Istvan jedenfalls einigermaßen zufrieden mit dem Warnsys-
    tem. Hatte er in den ersten Tagen noch stündlich auf den
    blinkenden Punkt der Karte gestarrt, checkte

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