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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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der Schwindel, den seine körperliche
    Gegenwart bei mir verursachte, kam nun wieder über mich.
    „Oh, ich verstehe“, murmelte er vor sich hin und wendete
    den Blick von mir ab.
    „Tut mir leid. Ich wollte nicht wieder davon anfangen“,
    entschuldigte ich mich bei ihm und verfluchte mein ver-
    dammtes Herz und seine unangebrachten Reaktionen, die
    ich in seiner Gegenwart nie ganz verheimlichen konnte. Es
    fiel mir immer noch schwer, mich daran zu gewöhnen. Im-
    merhin war ich sehr lange Zeit gewohnt, bestimmte Dinge
    immer für mich zu behalten. Das war von dem Zeitpunkt an
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    vorbei, als ich Istvan begegnete, ja, eigentlich wiederbegeg-
    net war. Er schien das Thema dennoch aufgreifen zu wollen,
    um einiges zu klären.
    „Ich verstehe das. Schließlich habe ich dir genug Grund
    gegeben, mir zu misstrauen. Ich wollte dich nicht wegstoßen,
    darum ging es nie. Ich hoffe, du weißt das. Es ist nur … ich
    wollte dich nicht beeinflussen. Ich hatte Angst, du könntest
    nur aus Dankbarkeit mit mir zusammen sein wollen. Es war
    so hart, dir nie die ganze Wahrheit sagen zu können, aber ich
    musste zuerst nur ein Freund sein. Nur so konnte ich ergrün-
    den, was in dir vorging, konnte deine verschiedenen Herz-
    reaktionen lesen lernen. Es dauert, bis man die Feinheiten
    eines Herzschlages interpretieren kann. Bis man Erregung
    von Aufregung unterscheiden kann. Ich musste sicher gehen,
    dass ich an dir nicht nur hörte, was ich hören wollte. Und ich
    kämpfe immer noch mit der Tatsache, dass ich es eigentlich
    nicht verdiene, dich bei mir zu haben, dass es falsch ist, dich
    bei mir haben zu wollen.“ Während er mir das alles sagte, zog
    er mich wieder zu sich. Istvan hatte dabei aber immer einen
    traurigen, gequälten Blick, der mich nervös machte.
    Ich umarmte ihn stürmisch, fest. Ich schloss meine Au-
    gen und verstand. Ich verstand seinen Schmerz, seine Be-
    denken. Aber ich wollte sie von ihm nehmen, ihn endlich
    aussöhnen mit dieser Selbstzerfleischung. Ich war es, die
    ihn nicht verdiente, dessen war ich mir sicher. Doch ich war
    selbstsüchtig genug, ihn dennoch zu nehmen. Ich verweilte
    in seiner Umarmung und sprach zu ihm.
    „Istvan, bitte überwinde diesen Selbsthass in dir. Ich er-
    trage es kaum, dich so sprechen zu hören. Du hast mich
    gerettet. Du hast einem kleinen Mädchen ermöglicht, eine
    Frau zu werden. Eine Frau, die jetzt bei dir sein will, die sich
    dessen ganz sicher ist. Ich kann jetzt viel besser verstehen,
    wieso du diese Dinge für dich behalten hast. Es war not-
    wendig, das weiß ich jetzt. Und wäre ich an deiner Stelle
    gewesen, hätte ich vermutlich dasselbe getan. Also, hör auf,
    dich ständig anzuklagen.“
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    Den letzten Satz hatte ich ihm direkt ins Gesicht gesagt.
    Ich musste wissen, ob meine Botschaft bei ihm ankam. Ob
    er sich für uns überwinden konnte. Er sah mich lange an. Er
    kaute forschend auf seiner Unterlippe, bevor er mich dann
    sanft küsste.
    „Ich tue mein Bestes, versprochen, Joe“, versicherte er
    mir.
    Das genügte mir. Solange er nur an uns glaubte, würde
    ich mit allem anderen schon fertig werden. Sein Selbsthass,
    die Gefahren seiner Welt und die Schwierigkeiten einer ge-
    heimen Liebe schienen mir nicht länger unüberwindlich und
    auch er schien endlich Vertrauen in uns zu haben.
    Nach seinem Versprechen kam die Erschöpfung über uns
    beide.
    Es war ein ereignisreicher Tag, der hinter uns lag. Wir
    sanken auf die Kissen seines Bettes. Wir sahen uns im Lie-
    gen forschend an, berührten uns dabei nicht. Jeder blieb auf
    seiner Seite des Bettes, gefesselt von der Anwesenheit des
    anderen, gefesselt von der frisch entdeckten Natur unserer
    Gefühle füreinander. Meine Augen erkundeten die Land-
    schaft seines Gesichtes. Mein Blick schweifte über die lange
    Form seiner Braue, die Konturen seiner Wangenknochen, die
    auf dem weißen Kissen hervortraten. Die zarte Form seines
    Nasenrückens war mir noch immer unbegreiflich. Der An-
    blick seines mit kurzen, dichten Stoppeln übersäten Kinns
    erinnerte mich wieder an das Gefühl des leichten, angeneh-
    men Kratzens auf meiner Haut, als wir uns küssten. Nach
    seiner Wanderschaft kehrte mein Blick immer wieder zu
    seinen Augen zurück, den grünen Fixsternen seines Univer-
    sums, meines Universums. Ich fühlte ein Kribbeln auf mir,
    die ganze Zeit, während ich auch seinen Blick auf mir spürte.
    Er schien oft die Konturen meines Haares auf dem Kissen zu
    verfolgen. Auch sein schweifender

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