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Wolfsinstinkt

Wolfsinstinkt

Titel: Wolfsinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Seidel
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weiß nur, wo ich hingehöre.“
    Matoskah lächelte stolz und nickte. „Genau an diesen Ort, mein Sohn.“
    „Ja. Und zu Ricky.“ Tala sagte das mit solcher Ernsthaftigkeit, dass Ricky davon Herzklopfen bekam.
    Matoskah strich über Talas Stirn und drückte ihn nach hinten auf das dicke Fell, auf dem er lag.
    „Ich weiß“, sagte er leise und mit einem kaum sichtbaren Lächeln. „Du gehörst zu Ricky. Damit habt ihr allerdings einige Herzen gebrochen, nicht nur die der Mädchen. Besonders Ashkii ist traurig darüber.“
    Talas Lider flatterten und senkten sich allmählich. Die Medizin begann zu wirken, vermutete Ricky. Vielleicht waren aber auch die Anstrengung und die vielfältigen Emotionen, die er heute durchstehen musste , schuld an dieser Müdigkeit.
    „Ashkii findet jemand anderen“, murmelte Tala verschlafen, während er seine Arme enger um Ricky schlang. „Er hat gewusst, dass er nicht mein Partner sein kann.“
    Ricky zog fragend eine Braue in die Höhe, schwieg aber. Zwar war er schon neugierig, was zwischen seinem Geliebten und diesem Ashkii gewesen war, hatte allerdings das Gefühl, es würde ihn nichts angehen. Immerhin war das vor seiner Zeit gewesen, wie man so schön sagte, und außerdem hatte Tala ihm mehrfach versichert, überhaupt niemanden mehr gehabt zu haben, seit er mit sechzehn zum Wolf geworden war. Nur, was war davor gewesen?
    „Er schläft“, sagte Matoskah und riss Ricky damit aus seinen Überlegungen. „Komm mit. Du wirst sicher Hunger haben, oder?“
    Behutsam löste sich Ricky aus Talas Umklammerung. Er merkte dabei, dass er mit seiner Vermutung, Matoskahs Medizin habe mehr als nur schmerzlindernde Wirkung, recht gehabt haben musste. Denn Tala zuckte nicht einmal mit der Wimper, obwohl er sonst bei der kleinsten Bewegung oder dem leisesten Geräusch aufwachte.
    Matoskah verließ die Behausung und hielt Ricky den Lederstreifen hoch, damit er ebenfalls ins Freie schlüpfen konnte.
    „Meine Lieben“, lenkte Matoskah die Aufmerksamkeit Menschen am Feuerplatz auf sich. „Unser Wächtersohn befindet sich nun in einem tiefen Schlaf und muss sich zunächst einmal erholen. Er hat viel mitgemacht in den letzten Stunden. Ich bitte euch inständig, ihn ...“ Er deutete auf Ricky, der sich reichlich vorgeführt fühlte. „... nicht mit Fragen zu löchern. Er hat Tala beschützt, als er verwundet wurde, und ist jetzt müde und erschöpft. “
    Als Ricky Matoskah folgte und sich umsah, erkannte er, dass frisch erlegtes Wild für eine köstliche Mahlzeit zubereitet wurde. Er roch Tee und sogar Brot, das auf heißen Steinen gebacken wurde. Er fühlte sich in eine ganz andere Welt versetzt.
    Schließlich nahm der Schamane in der Nähe des großen Feuers Platz und wies Ricky mit einer einladenden Geste an, sich zu ihm zu setzen.
    „Auf das Fleisch werden wir eine Weile warten müssen, aber das hier wird dir bestimmt schmecken und dich aufwärmen.“ Matoskah füllte etwas Eintopf in eine Holzschüssel und reichte sie ihm. Dazu bekam er ein großzügiges Stück Brot, das herrlich frisch duftete.
    „Vielen Dank“, sagte Ricky. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie hungrig er war.
    Gerade fing er an zu überlegen, wie die Beziehung zwischen zwei Männern wohl allgemein in dieser Siedlung aufgenommen wurde, als ein großer Indianer in ihrer Nähe auf einem Baumstumpf Platz nahm. Doch nicht alleine. Er zog sich eine Gestalt a uf den Schoß, die Ricky im ersten Moment für eine flachbusige Frau hielt. Bei zweitem Hinsehen erkannte er allerdings einen ziemlich androgynen jungen Mann, der sich lachend gegen den Indianer lehnte. Er war spärlicher bekleidet als die Jäger und lange nicht so kräftig. Sein Haar, schwarz und lang, fiel ihm fast bis zur Hüfte und war von feinen Zöpfen durchzogen.
    Ricky wandte sich ab, als ihm klar wurde, dass er zu starren angefangen hatte, und widmete sich seiner Suppe.
    Als er den Kopf das nächste Mal hob und zu den beiden hinüber sah, fing er den Blick des jungen Mannes auf. Ricky zuckte unwillkürlich ein wenig zurück unter diesen bohrenden, fast hasserfüllten Augen, die ihn anstarrten. Gleich darauf fühlte er Matoskahs warme Hand beruhigend auf seinem Arm.
    „Lass dich von ihm nicht einschüchtern. Das ist Ashkii“, flüsterte Matoskah, indem er sich ein wenig zu Ricky beugte.
    Ricky hielt die Luft an. Dieser hübsche junge Mann war also derjenige, der es eigentlich auf Tala abgesehen hatte. Seine Konkurrenz, wenn man so wollte – mit der er absolut

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