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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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Seefahrer«, bemerkte Bragi nickend.
    »Nun ja«, stimmte Vali zu, als das Land am Horizont versank, »wenigstens wird er uns nicht umbringen, solange wir auf See sind.«
    Er betrachtete den Wolfsmann, wie er ihn in der Vision im Sumpf betrachtet hatte. Von jetzt an waren ihre Lebensfäden untrennbar miteinander verwoben.

26
     

Ins Unbekannte
    A disla saß im Schiff zitternd auf dem Boden. Sie hatte den Mut gefunden, mit ihrer Mutter das zu tun, was getan werden musste, doch die Entschlossenheit hatte sie verlassen, als es um sie selbst ging.
    Vergeblich hatte sie versucht, ihre Mutter aus dem Bett zu bekommen. Disa war zu schwer gewesen und hatte zu große Schmerzen gehabt, um bewegt zu werden. Dann hatten sie gehört, wie die Dänen zwischen den Höfen vorgestoßen waren. Die Mutter hatte Adisla gebeten, es zu tun, doch erst als ein grinsender Däne in der Haustür erschienen war, hatte Adisla den Mut gefunden. Er hatte nicht versucht, sie aufzuhalten, als sie ihrer Mutter die Kehle durchgeschnitten hatte. Dann hatte sie sich mit dem Messer in der Hand zu ihm umgedreht. Er war ein Jarl mit hartem, schmalem Gesicht gewesen, gerüstet mit Brünne und Helm und mit einem Schild und einem langen Sax bewaffnet.
    »Komm Boot, schnell«, hatte er in schlechtem Norwegisch gesagt. »Boot jetzt gleich. Schade ich keine Zeit mit dir. Messer runter oder breche Arm. Suche aus.«
    Adisla hatte die Worte gehört und sogar einen Teil verstanden, aber trotzdem nicht recht begriffen, was er von ihr wollte. Sie hatte nur schluchzend dagestanden, besudelt mit dem Blut ihrer Mutter, das Messer in der Hand. Der Däne hatte es ihr weggenommen und sie nach draußen geführt.
    Sie hatte sich oft gefragt, wie es wäre, mit einem Drachenboot zu einem dieser großen Märkte zu segeln oder die Länder im Süden zu besuchen. Jetzt fuhr sie in die Gebiete, von denen sie bisher nur geträumt hatte, doch die Begleitumstände waren schrecklich. Da sie innerlich taub vor Entsetzen über das war, was sie getan hatte, konnte ihr die Angst vor dem, was ihr auf dem Schiff geschehen mochte, zunächst nichts anhaben. Natürlich bekam sie von den Männern einiges zu hören – etwa, wie sie es ihr im Laufe einer Woche auf See besorgen würden, dass sie nie wieder die Beine zusammenbringen könnte. Ein paar kamen sogar betrunken zu ihr und redeten mit ihr, eine seltsame Mischung aus Sticheleien und Umwerben.
    Nur einer war dabei, der sie noch mehr ängstigte als die groben Krieger. Er war ein Fremder, wie sie leicht erkennen konnte, und trug Kleidung aus blauer Wolle mit roten Säumen. Auf dem Kopf saß ein viereckiger Hut, und er hatte sich in einen dicken Seemantel gehüllt. Auf dem Rücken hing ein flaches rundes Paket, eine Art große Scheibe, die in Seehundleder eingewickelt war. Er kam zu ihr, sobald sie auf dem Schiff war, betrachtete sie mit strahlenden blauen Augen, als sei sie ein Pferd, das er vielleicht kaufen wollte, und setzte sich neben sie. Adisla blickte zu den Feuern zurück, die ihre Heimat verbrannten, und weinte.
    Das Schiff stach in See, und der König stand auf und erklärte sie zu seiner Gefangenen. Seinen Männern schärfte er ein, dass jeder, der sie anrührte, nach Hause schwimmen müsste. Die Ruder schlugen in einem stetigen Takt, die Männer tranken beim Rudern, und Adisla fragte sich, wie lange der König sie wohl im Zaum halten konnte. Mit ihr sprach er überhaupt nicht, sondern warf ihr nur einen dicken Mantel zu und kehrte zur Ruderpinne zurück.
    Adisla beschloss, nicht zu weinen, und versuchte zu schlafen, doch jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, hörte sie die Dänen vor dem Haus, sah Manni, der sich ihnen mit dem Sax tapfer entgegenstellte, das Blut und die Feuer. Wenn sie die Augen aufschlug, sah sie den seltsamen Wilden in seinen eigenartigen Kleidern, der sie aus gerade einmal zwei Schritten Entfernung anstarrte. Sie erkannte keine Begierde in seinem Blick, auch kein anderes Gefühl, das sie kannte. Es war ein unerbittliches, beharrliches Beobachten.
    Nach einer Stunde auf See sah sie sich vorsichtig um. Haariks verbliebener Drakkar fuhr neben ihnen, das Land war nirgends zu entdecken. Ihre Hände zitterten vor Furcht. Adisla war noch nie weiter als eine halbe Tagesreise von ihrem Heim entfernt gewesen, doch sie wusste, dass die Schiffe immer dicht vor der Küste bleiben mussten. Welche andere Möglichkeit gab es denn zu navigieren? In Zeiten schlimmer Not wagte man sich vielleicht einmal auf das offene Meer

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