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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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hinaus, doch die Seeleute vermieden dies, wann immer es möglich war.
    Dichte Wolken zogen auf, die Sonne war nur noch ein heller Fleck am grauen Horizont. Adisla konnte erkennen, dass sie nach Norden fuhren. Dann setzte der Regen ein und prasselte in Schauern auf das Segel herab. Das Schiff ruckte und bockte, bis ihr fast übel wurde. Schließlich goss es in Strömen, der Wind peitschte die Tropfen über das Schiff, und die Mannschaft musste die Ruder loslassen und war vollauf damit beschäftigt, mit Helmen, Schalen und Holzeimern das Wasser aus dem Boot zu schöpfen.
    Endlich schüttelte Haarik den Kopf. »Refft das Segel«, befahl er.
    Das Problem war weder der Wind noch die Dünung, die für einen erfahrenen Seemann nichts Besonderes war, sondern der Regen. Sie nahmen den Mast herunter und loteten die Tiefe, dann warfen sie den Anker aus und spannten das Segel über das Schiff. So waren sie geschützt, saßen jedoch im Dunkeln.
    »Kriechst du jetzt zu uns unter die Decke, Liebste?«, rief ein Krieger zu Adisla herüber.
    Sie schmiegte sich wortlos an die Wand des Bootes, um etwas Schutz zu finden. Der Mantel hielt sie warm, und unter dem Segel blieb sie trocken, doch der Gestank der Männer in dem engen Raum war entsetzlich. Sie fragte sich, wie Haarik in der Dunkelheit wohl fähig wäre, sie zu beschützen.
    Nach einer Weile ängstigten sie die Bewegungen des Schiffs, ein ewiges Steigen und Fallen, bei dem ihr Magen im Wellental zu verharren schien, während ihr Kopf schon auf dem nächsten Wellenkamm emporstieg. Sie konnte sich nicht mehr beherrschen und übergab sich. Danach war ihr Mund trocken, und sie hatte schrecklichen Durst, wollte aber niemanden um Wasser bitten.
    Adisla hob das Segel ein Stückchen an und sah sich um. Draußen herrschte trübgraues Licht. Der Wellengang war nicht hoch, reichte aber aus, um ihr erneut den Magen umzudrehen.
    Sie dachte an ihre Mutter und an Vali, den sie sicher niemals wiedersehen würde, und auch an den Wolfsmann. Hatte er den Angriff überlebt?
    Ein Gebet an Freya fiel ihr ein: »Herrin, nimm mich auf um der Liebe willen, die ich erfahren habe.«
    Dann hob Adisla das Segel ein Stück weiter an und sprang ins Wasser.

27
     

Haithabu
    E s war schwer, an der Küste entlang voranzukommen. Vali wagte nicht, an einem Bauernhof oder der Hütte eines Fischers anzuhalten, weil Gabelbart sonst hätte erfahren können, in welche Richtung sie sich gewandt hatten. So schliefen sie auf einsamen Stränden oder in Höhlen und zogen möglichst vorsichtig nach Süden. Der Vorteil des langen Tageslichts war, dass sie sich abwechselnd ausruhen konnten. Bragi kümmerte sich eine Weile um das Segel, und Vali übernahm, wenn der Krieger müde wurde. Der Wolfsmann konnte weder segeln noch rudern, also saß er nur da, den Kopf auf die Knie gelegt, und starrte elend seine Füße an.
    An Land war Feileg erheblich besser zu gebrauchen. Er war ein ausgezeichneter Sammler und versorgte sie mit bitteren Pflanzen, die sie kauen konnten, und den Eiern von Seevögeln. Sie aßen einigermaßen gut und ergänzten das, was der Wolfsmann ihnen brachte, mit Tang und Wurzeln aus dem umgebenden Land. Trinkwasser war leicht zu finden, und wenn es regnete, hatten sie oft sogar zu viel davon.
    Vali wollte schnell vorankommen und spannte das Segel nur als Schutz über das Boot, wenn der Regen kaum noch zu ertragen war. Die übrige Zeit schöpfte er so schnell wie möglich mit dem Eimer das Wasser aus dem Boot. Sie waren oft durchnässt, kamen aber schnell voran, und nur das war wichtig.
    Sie befanden sich im Feindesland, erregten mit ihrem kleinen Fischerboot jedoch weniger Aufmerksamkeit als ein Langschiff. Dennoch mussten sie vorsichtig sein, als sie an den Ländereien der Agder und der Westfaldingen vorbeikamen und eilig über die breite Bucht von Vingulmark segelten, um Alfheim zu erreichen.
    Dann fuhren sie zwischen den Inseln nach Dänemark hinüber, um ihr Ziel zu erreichen – die Handelsstadt Haithabu; dorthin brachten die Dänen für gewöhnlich ihre Sklaven. Ständig drohte ihnen Gefahr. Sie mussten in Sichtweite der Küste bleiben, um navigieren zu können, was allerdings bedeutete, dass man sie leicht bemerken konnte. Vali war der Ansicht, dass ein König schon sehr gelangweilt sein musste, wenn er einen Drakkar aussandte und ein paar Fischer einfing, doch Könige litten ja oft unter Langeweile.
    Wenn das Wetter zu stürmisch wurde, setzten sie das kleine Boot auf den Strand und drehten den Kiel

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