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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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der Ort mit seinen dicht gedrängten Häusern vor ihnen. So viele Häuser hatte er noch nie auf einem Flecken gesehen. Sie schienen den ganzen Hügel zu bedecken, der sich hinter dem Fluss erhob. Es waren sicherlich über hundert, selbst wenn man Ställe und Schuppen nicht mitzählte, und es gab sogar eine große Kirche mit einem Kreuz auf dem Dach wie jene, die er beim Überfall gesehen hatte.
    Beinahe sah es so aus, als seien die Gebäude nicht richtig verankert worden und zum Hafen hinuntergerutscht, wo sie sich drängten wie das Vieh um den Futtertrog, um möglichst schnell ihr Ziel zu erreichen – aber welches Ziel eigentlich? Im Hafen lagen acht Schiffe – zwei kleine Snekken, ein furchteinflößendes Drachenboot und fünf Knorre, die Händlern gehörten. Sie hatten ein paar Schritte vor den hölzernen Landungsstegen geankert. Der schmale Raum zwischen den Häusern und dem Wasser war der Reparatur von kleinen und großen Booten vorbehalten. Bei einem Langschiff wurde ein Loch im Rumpf geflickt, einige Fischerboote waren fast in ihre Einzelteile zerlegt. Sie erinnerten Vali an Kadaver, die wilde Tiere halb aufgefressen hatten, bis die Rippen hervorstanden.
    Im Hafen ging etwas Seltsames vor. Zwei Knorre waren mit Steinen beladen, die einige Männer im Hafen über Bord warfen. Vali nahm an, es müsse sich um eine Art Verteidigung handeln, vielleicht bauten sie einen Schutzwall vor Angriffen von See. Die Idee war so einfach und klug, dass Vali sich fragte, warum sein Volk oder die Rygir noch nicht darauf gekommen waren.
    Am Ufer hatte sich eine Traube von gut fünfzig oder sechzig Menschen versammelt, die ihnen etwas zuriefen. Einige von ihnen schwenkten Waffen, was Vali veranlasste, unwillkürlich nach dem Schwert zu greifen. Andere hielten seltsame Gegenstände hoch: kostbares Tuch, Eisenbrocken, Halsketten, Armreifen und Kleider.
    »Wollen die uns etwas tun?« Vali beäugte einen besonders großen Mann, der einen Speer schwenkte.
    »Sie wollen uns nur an die Taschen«, erklärte Bragi. »Sie wollen mit uns handeln.«
    Wieder hörte er Rufe in unbekannten Sprachen, einem unverständlichen Kauderwelsch, ein paar Worte in einem dänischen Dialekt, und dann: »Woher kommt ihr? Meine Freunde, woher kommt ihr?«
    »Wir sind Rygir«, rief Bragi, denn so hatten sie es verabredet.
    Das Geplapper ließ etwas nach, und sie konnten die Leute besser verstehen. »Seht die Seide hier, drei Jahre war sie von Särkland bis hierher unterwegs, und Glas von dort haben wir auch.« – »Wenn ihr Pelze habt, will ich sie kaufen.« – »Hier die besten Preise, die besten Preise. Bier und Met für den müden Reisenden.« – »Freunde, lasst uns Handel treiben!« – »Mein Vater war ein Rygir, für meine Leute habe ich die besten Angebote!«
    Die Männer rangelten miteinander, um ganz vorn auf dem hölzernen Steg zu stehen, einige fielen beinahe ins Wasser. Vali wurde nun klar, warum die Häuser so eng standen. Auch sie wollten so nahe wie möglich am Handelsplatz sein – an der Bucht.
    Inzwischen stiegen bereits einige Händler in die Boote und ruderten ihnen entgegen. Vali musste sich schnell etwas überlegen. Wollten sie wirklich als mögliche Käufer auftreten? Einer, ein kleiner dicker Mann, war bizarr gekleidet und trug eine Wolfsmaske im Gesicht. Es war allerdings kein echtes Fell wie bei Feileg, sondern ein steifes Ding aus Weidenzweigen und Pelzresten.
    Der Prinz stand auf und schrie: »Ich bin Vali, Sohn von Authun dem Erbarmungslosen, König der Schwert-Horda, Mündel von Gabelbart, dem König von Rygir. Ich bin gekommen, um mit eurem König zu sprechen, mit Hemming dem Großen, dem Sohn des Godfred.«
    »Gegrüßt sei der Sohn des Weißen Wolfs!«, rief der Mann mit der Maske.
    Drei Boote hielten direkt auf sie zu, in jedem saßen zwei Männer. Vali erkannte, dass ihm nichts anderes übrigblieb, als sie längsseits zu lassen. Als dies geschah, hätte er beinahe abermals nach dem Schwert gegriffen. Ohne auch nur einen Moment innezuhalten, stiegen die Männer gewandt in sein Boot herüber. Einer hatte Eisenklumpen dabei, der andere ein Bündel Dolche mit geschnitzten Griffen, und der dritte, der mit der Wolfsmaske, bot ihnen bunte Seide an. Sein Haar war schwarz und glatt wie der Rücken eines Seehundes.
    »Das beste Eisen der Welt«, behauptete der Mann mit den Metallbrocken. »Wir können so viel liefern, wie du in deiner Heimat brauchst. Denk nur an all die Schwerter, die deine Schmiede damit herstellen

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