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Wolfsmagie (German Edition)

Wolfsmagie (German Edition)

Titel: Wolfsmagie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Tür waren.
    Marty umrundete die Gebäudeecke, dann lehnte er sich gegen die Mauer und las stirnrunzelnd, was auf seinem Display stand.
    »Was ist los?«, fragte Kris. »Wird Jamaica in zehn weiteren Ländern wegen Mordes gesucht?«
    »Nein.« Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich, während er auf das Handy starrte. »Vielleicht. Ich weiß es nicht. In dieser SMS geht es nicht speziell um sie.«
    »Worum dann?«
    »Als ich Jamaicas Hintergrund checken ließ, habe ich mich im selben Atemzug in Sachen Tätowierungen schlaugemacht. Wozu sie dienen. Ob bei anderen Fällen welche im Spiel waren. Jemand aus meiner Abteilung hatte vor nicht allzu langer Zeit einen Fall, bei dem diese Art von Körperkunst eine Rolle spielte. Langer Rede kurzer Sinn: Es gab da diese Kreatur, und es gab jene, die über sie wachten.«
    »Ein Wächterkult«, mutmaßte Kris.
    Marty blinzelte. »Woher weißt du das?«
    »Was das betrifft, war Edward dir eine Nasenlänge voraus.«
    »Wenn du wusstest, was sie darstellen«, grummelte Marty, »warum hast du es mir nicht gesagt?«
    »Ich wusste es nicht. Es war nur eine meiner Theorien. Wieso glaubst du, dass das, worauf dein Kollege gestoßen ist, das Gleiche ist wie das, mit dem wir es hier in Drumnadrochit zu tun haben?«
    »Weil die Wächter alle tätowiert waren.«
    »Viele Menschen sind das. Doch das heißt noch lange nicht, dass sie ein großes, schwammiges Ungeheuer beschützen.«
    Marty bedachte sie mit einem gereizten Blick. »Lass mich ausreden, Stöpsel. Es waren die gleichen Tätowierungen, wie wir sie hier haben.«
    »Flossen und Schwänze?«
    »Nein, weil die andere Kreatur ein Fell, Fangzähne und zwei Köpfe hatte.«
    »Ich will gar nicht wissen, was das war.«
    »Nein«, bestätigte Marty. »Das willst du nicht. Als ich ›die gleichen‹ sagte, meinte ich, dass jeder Wächter einen anderen Körperteil des Monsters eintätowiert hatte. Der Einzelne allein ist nichts, doch zusammen sind sie unverwundbar. Genau wie das Monster.«
    »Faszinierend«, murmelte Kris. Sie zählte zwei und zwei zusammen, dann begann ihr Herz laut und schnell zu hämmern, als es vier wisperte. »Es wäre denkbar, dass ihr … Anführer …«
    Bitte, lass ihn ihr Anführer sein .
    »… irgendwo eine Tätowierung der gesamten Kreatur haben könnte. Vergleichbar mit den Streifen eines Leutnants.«
    »Nein. Eine Tätowierung der gesamten Kreatur …« Marty machte eine Pause, um das Handy einzustecken, und Kris musste die Fäuste ballen, um ihn nicht am Kragen zu packen und die restlichen Worte aus ihm herauszuschütteln. »Die findest du nur an der Kreatur selbst.«
    Kris’ galoppierendes Herz schien unvermittelt stillzustehen. Kabumm . Sie konnte nicht mal mehr atmen.
    »Hast du etwas in der Art gesehen?«, fragte Marty.
    Ihr Herzschlag setzte wieder ein. Kris schaffte es, Luft in ihre Lungen zu pumpen. Dann schaute sie ihrem Bruder direkt in die Augen und sagte:
    »Nein.«
    Kris wurde Marty los. Später konnte sie nicht mehr genau sagen, wie.
    Es spielte keine Rolle, solange er nur fort und sie allein war.
    Irgendwie schaffte sie es zurück zum Cottage. Sie befand sich in einer Schockstarre. Das war ihr bewusst, trotzdem konnte sie sich nicht daraus lösen.
    Nur ein Gespräch mit Liam konnte das bewirken.
    Vielleicht.
    Wahrscheinlicher war, dass ein Gespräch mit Liam ihr Hirn zum Explodieren bringen würde, und dann wäre eine Schockstarre das geringste ihrer Probleme.
    Kris wartete den ganzen Tag und bis tief in die Nacht hinein. Die Dämmerung nahte schon, als die Starre von ihr abfiel. Er würde offensichtlich nicht kommen. Sie musste zu ihm gehen.
    Nur dass sie keine Ahnung hatte, wie sie Liam finden sollte. Sie wusste nicht, wo er wohnte oder ob er überhaupt ein Zuhause hatte.
    Abgesehen vom Loch Ness.
    »Na schön.« Sie zog einen Pulli und Stiefel an. »Dann laufe ich einfach so lange um den verdammten See herum, bis er sich blicken lässt.«
    Oder bis jemand sie hineinstieß.
    Mit der Hand an der Tür blieb Kris stehen und rief sich jenen Tag und das riesige schwarze Ungetüm mit den seltsam vertrauten Augen ins Gedächtnis. Zugegeben, sie waren grau und nicht blau gewesen, aber ein Farbwechsel allein reichte nicht aus, um die Seele dahinter unkenntlich zu machen.
    Vorausgesetzt, ein gestaltwandlerischer Kelpie besaß überhaupt eine Seele.
    Kris riss die Tür auf und trat hinaus in die Nacht. Sie konnte nicht fassen, dass sie sich wirklich auf das hier einließ, auf diesen …
    »Irrsinn«,

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