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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Arme verschränkt. Er begrüßte sie nicht,
lehnte sich aber zu ihnen herüber, um zu flüstern: »Wir müssen dieses Arschloch drankriegen«,
bevor er seine steife, aufrechte Haltung wieder einnahm.
Auf der anderen Seite des Raumes saßen die zwölf Geschworenen, die schon jetzt gelangweilt
aussahen; ihre Gesichter waren gefühllos und leer.
An der Rückseite des Gerichtssaals stand der Angeklagte, die Hände auf das Geländer vor ihm
gestützt, ein Mann von etwa vierzig Jahren mit kurzen, borstigen und mit silbrigen Strähnen
durchsetzten, schwarzen Haaren. Sein Gesicht war wie aus Stein gehauen, sein offener Hemdkragen
ein Zeichen von Arroganz. Er hatte die Anklagebank ganz für sich, da kein Polizeibeamter Wache
stand.
Ein Stück vor ihm sortierten die Anwälte ihre Papiere, beobachtet von Justizbeamten und
Assistenten. Der Verteidiger war ein gedrungener, müde aussehender Mann, sein Gesicht so grau wie
sein Haar, der an einem billigen Kugelschreiber kaute. Der Ankläger wirkte hingegen sehr viel
selbstbewusster. Er war groß (wenn auch korpulent), tadellos gekleidet und strahlte die pure
Rechtschaffenheit aus. Sein Schreibgerät war ein aufwändiger Füller, und er schrieb äußerst
schwungvoll, die Lippen so trotzig vorgeschoben, wie es ein Churchill-Imitator nicht besser
machen könnte. Rebus fand, er sah aus wie der typische Kronanwalt im Fernsehen, abgesehen von
Rumpole.
Direkt über ihnen befand sich die Zuschauergalerie. Er konnte leises Füßescharren hören. Es hatte
Rebus schon immer beunruhigt, dass die Leute auf der Zuschauergalerie die Geschworenen deutlich
im Blick hatten. Dieser Gerichtssaal war so angelegt, dass sie direkt auf die Geschworenen
herunterstarrten, was es umso leichter machte, diese zu identifizieren und einzuschüchtern. Er
hatte schon mehrere Fälle erlebt, bei denen Geschworene am Ende des Tages von einem Verwandten
des Angeklagten angesprochen wurden, der ihnen entweder ein Bündel Geldscheine oder eine geballte
Faust entgegenhielt.
Der Richter wirkte gebieterisch, wie er grübelnd die vor ihm liegenden Papiere studierte, während
unmittelbar unter ihm der Protokollführer leise in einen Telefonhörer sprach. Aus der Zeit, die
es dauerte, bis die Verhandlung begann, schloss Rebus zweierlei. Zum einen, dass der Fall
fortgesetzt wurde und nicht gerade anfing; zum anderen, dass dem Richter eine knifflige
Rechtsfrage vorgelegt worden war, über die er jetzt nachdachte.
»Hier, haben Sie das gesehen?« Lamb hielt Flight ein Boulevardblatt hin. Die Zeitung war auf ein
Viertel ihres Formats gefaltet, und Lamb tippte auf eine Spalte, als er sie seinem Vorgesetzten
reichte. Flight las rasch, blickte ein- oder zweimal kurz zu Rebus, dann gab er die Zeitung mit
einem vagen Grinsen an ihn weiter.
»Sehen Sie mal da, Sie Experte.«
Rebus las den nicht namentlich gekennzeichneten Artikel. Im Wesentlichen ging es um den
Fortschritt, beziehungsweise mangelnden Fortschritt, bei den Ermittlungen im Mordfall Jean
Cooper. Doch der letzte Abschnitt war der Hammer: »Das Team, das in den so genannten Wolfsmann-Morden ermittelt, wird inzwischen von einem Experten für Serienkiller
unterstützt, den man von einer anderen Polizeieinheit hinzugezogen hat.«
Rebus starrte auf die gedruckten Zeilen, ohne sie wirklich zu sehen.
Cath Farraday hatte doch ganz bestimmt nicht...? Andererseits, wie sollte die Zeitung das sonst
erfahren haben? Er blickte weiter starr auf die Seite, weil er wusste, dass Flight und Lamb ihn
beide ansahen. Er konnte es nicht fassen, er, ein Experte! Ob das nun stimmte oder nicht - und es
stimmte nicht -, das spielte jetzt keine Rolle mehr. Tatsache war, dass man Ergebnisse von ihm
erwarten würde, Ergebnisse, die über dem Durchschnitt lagen. Doch er wusste, dass er die nicht
liefern könnte, und damit würde er wie eine Witzfigur dastehen. Kein Wunder, dass diese beiden
Augenpaare ihm ein Loch in den Kopf brannten. Kein hart arbeitender Polizist ließ sich gern von
»Experten« reinreden. Rebus selbst mochte das auch nicht. Das Ganze hier gefiel ihm absolut
nicht!
Flight bemerkte den gequälten Ausdruck in Rebus' Gesicht und hatte Mitleid mit dem Mann. Lamb
jedoch beobachtete genüsslich grinsend, wie Rebus litt. Dann nahm er seine Zeitung wieder von
Rebus entgegen und steckte sie in die Jackentasche.
»Dachte, das würde Sie interessieren«, sagte er.
Der Richter hatte endlich aufgeblickt und richtete seine Aufmerksamkeit auf die

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