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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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Leib, der, von den Flammen ergriffen, zu glühender Asche verbrannte, die der Wind in sein Gesicht stob. Es war Paminas Tod, den er vor Augen hatte, und er sah sich den Ereignissen in diesen Visionen hilflos ausgeliefert.
    Er konnte gar nichts tun. Ein tiefer Schmerz durchstieß sein Herz, das blutete, auf ewig blutete und Tränen aus Blut weinte um Pamina, seine einzige Liebe. Pamina, sein Herz, seine Seele, seine Leidenschaft und sein Schmerz. Ohne sie war er nicht vollkommen. Nie war ihm dies so bewusst gewesen, wie in diesem Moment.
    Er bemühte sich, sein inneres Gleichgewicht wiederzuerlangen. Was vor ihm lag, erforderte all seine Kräfte und Fähigkeiten. Er konnte es sich nicht leisten, sich durch Angst und Sorge ablenken zu lassen.
    In der Höhe war es windiger als im Schutz der Bäume. Doch er flog nicht nach Dôle, sondern in Richtung Besançon. Unweit der Ortschaft Saint-Vit ließ er sich nieder, da ein Mann seine Aufmerksamkeit erregte. Es war ein Bettler, der einem Waldpfad folgte.
    Die Kräuter und Gräser wuchsen hoch, so selten wurde dieser Weg benutzt. Diesen Mann würde niemand vermissen. Jean-François überraschte ihn unterhalb einer Eibe. Die immergrünen Zweige rauschten im Wind und schluckten den Schrei des Mannes, als dieser erkannte, wer vor ihm stand. Jean-François ergriff ihn und trank schnell sein Blut und sein Leben. Die Zweige der Eibe tanzten noch immer mit den Böen, da ruhte der Mann bereits unter ihrem Stamm. Er hatte zumindest nicht leiden müssen, denn dies vermied Jean-François, wenn er es konnte.
    Er wandte seinen Blick ab und schwang sich in die Höhe. Abermals umfing ihn der Wind. Sein Haar schlug um sein Gesicht, doch er wusste, in welcher Richtung Dôle lag. Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass sie Pamina dorthin gebracht hatten, anstatt in eine der kleineren Ortschaften.
    Jean-François ließ sich direkt in der dunklen Gasse neben dem Gefängnis nieder. Hexen und Werwölfe brachte man getrennt von den anderen Gefangenen im Keller unter. Die beiden Wächter am Eingang schlug er, den Überraschungseffekt nutzend, bewusstlos.
    Steil war die Treppe nach unten. Es roch nach altem Stroh und fauligem Wasser. Jean-François erreichte das Ende der Treppe. Die ersten Zellen standen alle leer. Ein Gefangener bemerkte ihn, sprang vor, umklammerte die Gitterstäbe und starrte ihm entgegen. Angewidert sah Jean-François, dass Geifer an dessen Mundwinkel herablief. Armer Irrer!
    Jean-François ging an ihm vorbei, ohne ihn weiter zu beachten. Der Mann rief ihm etwas Unverständliches nach. Ein Wächter sprang ihm mit gezücktem Kurzschwert in den Weg. Jean-François wich dem Hieb aus. Bevor der Mann erneut ausholen konnte, schlug er ihm das Schwert aus der Hand. Überraschung lag auf dem Gesicht des Mannes, doch sie währte nicht lange und er ging erneut zum Angriff über. Jean-François wich dessen Faust aus, ergriff den Arm und nutzte dessen Bewegung aus, um ihn gegen die nächste Wand zu schleudern. Bewusstlos sank der Mann zu Boden.
    Jean-François beugte sich über ihn und durchsuchte seine Taschen. Tatsächlich fand er einen Schlüsselbund. Er lief die Reihen der Zellen entlang. In der letzten hockte Pamina mit dem Rücken zu ihm. Ihr Haar hatte sie über die Schultern nach vorne genommen. Es verursachte ihm einen Stich ins Herz, sie so zu sehen, nackt und voller Blut, den Blicken aller preisgegeben.
    Von der Messerwunde sah er nur noch eine rötliche Linie. Auf jedem Fall dürften ihre ungewöhnlichen Selbstheilungskräfte ihr den Feuertod gesichert haben.
    Jean-François trat näher. Sie spürte oder hörte ihn, denn sie wandte sich zu ihm um. Ihre Blöße versuchte sie mit ihren Händen zu verbergen, wo es nicht bereits ihr Haar tat. Überrascht riss sie die Augen weiter auf.
    »Jean-François?« Ihre Stimme klang kratzig.
    Er starrte auf ihre rissigen Lippen. »Ich bin es.«
    Die ersten Tränen rannen über ihr Gesicht und bildeten helle Rinnsale im Schmutz auf ihren Wangen. »Sie haben mich geschlagen. Nackt war ich ihnen ausgeliefert. Es war so erniedrigend.« Mit dem Handballen wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht.
    »Wir haben nicht viel Zeit. Die Wächter sind nur bewusstlos. Ich wollte sie nicht töten, weil sonst der Verdacht auf dich fallen würde.« Er probierte mehrere Schlüssel, bevor er den passenden fand. Quietschend gab die Gittertür nach.
    Pamina fiel ihm in die Arme. Er hielt sie fest an sich gepresst, zog sie jedoch zugleich mit sich in Richtung des

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