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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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schlug sie Jean-François über den Schädel. Als Mensch wäre er bewusstlos zu Boden gesunken. So schüttelte er nur den Wein ab, der seine Kleidung verdarb, und zog Scherben aus seinem Haar. Blut lief über sein Gesicht.
    Wutentbrannt warf Jean-François Jacques gegen den nächsten Tisch. Becher und Flaschen klirrten, ein Weib schrie auf, als Wein sich über sie ergoss. Jacques versuchte sich an der Tischkante festzuhalten, doch seine Hände rutschten ab. Er fiel zu Boden. Ein Mann hob drohend die Fäuste gegen Jean-François, doch dieser ignorierte ihn und wollte sich umwenden.
    Jemand schlug nach ihm und erwischte die Unterseite seines Gesichtes. Jean-François taumelte. Das Blut rauschte in seinem Kopf. Er spürte, wie der Schmerz in seinem Kiefer die Wut in ihm verstärkte.
    Wieder holte ein Mann nach ihm aus. Jean-François wich dem Schlag geschickt aus und nutzte den Schwung des Gegners, um ihm zu Boden zu befördern. Plötzlich stand Jacques mit einem Messer in der Hand vor ihm. Ohne zu zögern, stach er auf ihn ein.
    Jean-François wollte ausweichen, doch um ihn herum standen zu viele Menschen. Jacques traf seinen Unterarm. Jean-François gab ein Knurren von sich. Dann schlug er mit der blutüberströmten Hand nach Jacques, traf ihn so fest, dass dieser gegen die nächste Wand schlug und bewusstlos niedersank.
    Der andere Angreifer war wieder aufgestanden, doch er blieb stehen und starrte auf Jacques schlaffen Leib. Er warf sich auf Jean-François. Dieser wich aus und stieß dabei gegen einen anderen Mann, der daraufhin auf ihn einzuschlagen begann. Jean-François wich den Schlägen aus so gut es ging. Dabei ging ein Tisch zu Bruch.
    Vergossener Wein und Scherben bedeckten den Boden. Der erste Angreifer wollte erneut nach Jean-François ausholen, doch der duckte sich. Der Schlag traf einen anderen Mann. In kürzester Zeit gab es eine Massenschlägerei. Alle schrien, alle schlugen um sich. Jean-François kämpfte sich bis zur Tür vor, riss diese auf und lief hinaus.
    Zwar musste er nicht mehr atmen, dennoch sog er tief die kühle Nachtluft ein, die eine Wohltat war gegen die von Ausdünstungen der Menschen durchdrungene Gaststättenluft. Um Jacques würde er sich später kümmern, wenn es keine Zeugen gab.
    Er kehrte zurück in sein Mausoleum. Ein Toter zu den Toten und doch war er lebendiger als alles um ihn herum. Manchmal glaubte er, ihre Stimmen zu hören. Das Flüstern der Geister, doch es war die Stimme des Windes.
     
    Am 21. Juni 1564 in der Nähe von Dôle
    Das Lied der Laute erstarb. Das Gelächter des Narren verhallte in der Abendluft, die durch das geöffnete Fenster hereindrang. Besorgt sah Pamina zu Laurent, dem König der Werwölfe. Sie spürte, dass es ihm nicht gut ging.
    Schwerfällig erhob Laurent sich von seinem Platz.
    »Beendet das Fest nicht wegen mir«, sagte er und prostete der Menge zu. Als der den Kelch senkte, schwappte Wein heraus, der so rot war wie Blut. »Ich möchte mich mit meiner Gemahlin zurückziehen.«
    Ein paar Männer lachten. »Bei einer solch schönen Gemahlin kein Wunder, dass Ihr das Fest vorzeitig verlassen möchtet«, sagte einer von ihnen.
    Der König lachte. Er ergriff Paminas Arm, nicht nur besitzergreifende Geste, sondern wie sie wusste auch, um sich bei ihr abzustützen. Er hatte dem Wein reichlich zugesagt, was er selten tat, doch heute war sein Geburtstag. Alle loup-garous seines weit verstreuten Reiches waren angereist, um mit ihm zu feiern.
    »Mir ist ein wenig schwindelig«, sagte er leise in Paminas Ohr. Sie nickte und führte ihn in ihre Gemächer. Laurent ließ sich aufs Bett fallen. Er war ein großer Mann. Schlank und muskulös. Sein dunkles Haar war nur an den Schläfen ergraut.
    »Gib mir noch ein wenig Wein, Weib. Der Durst brennt wie die Hölle.« Seine Stimme war eine Mischung aus einem Lallen und Krächzen.
    Pamina sah ihn besorgt an. »Denkst du, das ist gut für dich? Ich werde dir Wasser geben.«
    »Wasser ist für Pferde. Gib mir Wein. Mein Mund ist so trocken.«
    »Denkst du nicht, du hast inzwischen genug getrunken?« Normalerweise trank Laurent nicht so viel, daher vertrug er auch recht wenig.
    Er schüttelte den Kopf. Schwer ließ er sich auf das Kanapee fallen. Die Abendsonne fiel schräg durch die Butzenfenster und verlieh seinem schwarzen Haar rötliche Reflexe.
    Pamina verdünnte den Wein mit reichlich Wasser und reichte ihm den Kelch. Er griff anfangs daneben, bekam das Gefäß schließlich zu fassen, doch es entglitt seinen

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