Wolfsruf
Wie tapfer sie war; sie zeigte ihren Schmerz nicht. Eine Weiße würde bestimmt überhaupt nicht mehr aufhören zu jammern. Er war sehr stolz auf sie.
Die lange Suche nach seinem Vater, die monatelange Arbeit bei der Eisenbahn, die Qualen, die Fremde ihm zugefügt hatten - plötzlich erschien ihm alles wie ein böser Traum. Aber
als er im Licht des anbrechenden Tages die Zerstörung sah, die die Wölfe in dem Dorf angerichtet hatten, und die Leiche jenes Mannes, den seine Mutter geliebt hatte, da wusste er, dass er nur einen Albtraum gegen einen anderen eingetauscht hatte.
14
Am nächsten Morgen
Sie hatte im Pavillon des Grafen gelegen, ohne ein Auge zuzumachen; Mondlicht überstrahlte das Zelt, versilberte das ölige Holz des Diwans, zwang ihre Augen auf, wenn sie versuchte, sie zu schließen.
Der Mond ging bereits unter, aber die Dämmerung war noch nicht angebrochen, als sie den Lärm hörte, den die Wölfe bei ihrer Rückkehr veranstalteten. Die Diener rumorten geschäftig vor dem Zelt herum, und leichtes Kaffeearoma wehte in den Pavillon herein. Sie setzte sich auf und wartete darauf, dass der Graf und Johnny ins Zelt platzten.
Aber es kam nur der Graf. Noch während er eintrat, streifte er seinen Wolfskörper ab. Seine Transformation verlief geschmeidig und graziös. Dann stand er nackt vor ihr, in einem Kegel Mondlicht, und noch während er eine Begrüßung murmelte, kam er auf sie zu. Er war wütend. Wo war der Junge? Seine Augen glühten. Er packte sie an den Schultern und schleuderte sie zu Boden. Sie streckte die Arme aus, um sich abzufangen, und im gleichen Augenblick zerriss er ihr Nachthemd mit seinen Fingern, deren Krallen sich noch zurückbildeten, und begann sie zu stoßen, obwohl sie nicht bereit war, zu stoßen und zu stoßen, während sie sich auf die Lippen biss, um nicht loszuschreien. Er entblößte seine Zähne. Es waren noch Fangzähne, auch wenn sie sich bereits in den Kiefer zurücksenkten.
Sie drehte ihren Kopf zur Seite. Das Muster des Teppichs verschwamm. Sie schrie auf.
Warum war er so brutal? War das immer noch seine bestialische Leidenschaft? Sie stöhnte, schrie - und dann hörte er unvermittelt auf. Er erhob sich, drehte sich um, nahm einen Mantel von seinem Kleiderständer und legte ihn um. Sie versuchte, sich aufzusetzen, konnte es aber nicht; der stechende Schmerz in ihrem Unterleib hinderte sie daran. »Der Junge …«, flüsterte sie. »Was hast du mit ihm gemacht?«
»Er wurde uns genommen!«, donnerte der Graf. Nie zuvor hatte er die Fassung verloren. »Mein Kind, mein Sohn … und ich konnte nichts gegen die Macht ausrichten, die ihn von mir genommen hat!« Er sank auf den Diwan, und sie hatte den Eindruck, dass er weinte, obwohl sie im Halbdunkel nicht sicher sein konnte. »Mein Sohn.«
Sie rappelte sich hoch und versuchte, mit den Resten ihres Nachthemdes ihre Blöße zu bedecken. Sie sagte: »Ich dachte, nichts könnte sich dir in den Weg stellen?«
Der Graf sagte: »Wir sind nicht die ersten Lykanthropen in diesem Land. Natalia hat das bereits angedeutet, aber ich dachte, sie irrt sich. Der Traum, den Dr. Szymanowski uns präsentierte, war so perfekt, dass ich die Möglichkeit eines Makels gar nicht in Betracht ziehen wollte.«
Und doch war es so. Schließlich, dachte Speranza, nach all diesen Monaten, zeigt er, dass er verwundbar ist. »Sie haben uns Johnny gestohlen?«
»Mehr als gestohlen. Sie haben mit mächtiger, schwarzer Magie verhindert, dass ich ihn zurückholte. Mein Kind, mein Kind … in der Hand von Wilden! Sie haben ihn mit ihrer Musik hypnotisiert.«
»Mit Musik …«
Speranza legte einen seidenen Morgenmantel um, der dem Grafen gehörte - schwerer Tiergeruch hing darin -, und humpelte nach draußen. Sie sah die anderen den Hügel heraufkommen.
Diener eilten ihnen mit Mänteln und Kleidern entgegen. Die Werwölfe entledigten sich der letzten Überreste ihrer tierischen Natur. Die Sonne würde bald aufgehen. Blutgeruch lag in der Luft. Die Wolfswesen eilten hügelaufwärts, von ihren Dienern begleitet, die ihnen Umhänge überlegten, denn die alten Kleider waren während der Transformation zerrissen. In einigem Abstand folgte auf einem Hengst Natalia. Jetzt warf der Butler des Grafen ihr eine Decke zu, die sie über ihre Schultern zog. Traurig schaute sie zurück zu den Wäldern im Norden.
Die Indianer wollten Zeke wie einen der ihren bestatten, auf einer Plattform den Elementen ausgesetzt. Erst ließ die Vorstellung eines so heidnischen
Weitere Kostenlose Bücher