Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfstage (German Edition)

Wolfstage (German Edition)

Titel: Wolfstage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
Vom Netzwerk:
Journalistin. Sie steckte sich zwei Kekse auf einmal in den Mund.
Sie schmeckten ein bisschen muffig.
    »Und die wollten Sie Ihrem Freund zeigen?«, fragte sie mit einiger
Verzögerung.
    »Ja, er sollte Fotos machen, professionelle und aussagekräftige
Fotos.«
    Johanna stellte das Kauen kurzfristig ein.
    »Sie haben richtig gehört«, bekräftigte Emilie Funke. »Mir glaubt ja
hier keiner – das ist auch für Sie nicht neu. Ich habe schon mal
angezeigt, dass im Elm Leute unterwegs sind, die Wölfe jagen, und wahrscheinlich
nicht nur die. Das von Anfang an kleine Rudel dürfte inzwischen deutlich
dezimiert sein.«
    »Und die Täter jagen Ihrer Ansicht nach mit Pfeilen?«
    Funke sah sie verdutzt an.
    »Das haben Sie hier vor einiger Zeit mal zu Protokoll gegeben, nicht
wahr?«
    »Das stimmt, ich habe es in meiner Anzeige erwähnt, konnte es aber
nicht beweisen. Das tote Tier, das ich entdeckt hatte, war verschwunden, bevor
es sichergestellt werden konnte«, fuhr die Journalistin fort. »Auf meinen
dunklen und hoffnungslos verpixelten Handyfotos war leider so gut wie nichts zu
erkennen, und man hat mich ziemlich schräg angeguckt. Um es milde
auszudrücken.«
    »Sie werden zugeben, dass die Situation nicht eindeutig war, denn wie
kann ein toter Wolf einfach verschwinden? Ich nehme doch mal an, dass Sie den
Fundort sehr genau beschreiben konnten und sich nicht geirrt haben«, warf
Johanna ein.
    »Das ist eine sehr gute Frage.«
    »Und was vermuten Sie?«
    »Dass der oder die Jäger in der Nähe waren und das Tier weggeschafft
haben. Vielleicht haben sie mich beobachtet, weil sich unsere Wege zufällig
kreuzten. Oder auch nicht zufällig.«
    »Hm. Und diesmal wollten Sie mit unumstößlichen Beweisen bei der
Polizei punkten?«
    »Ganz genau. Tibors Aufnahmen werden zeigen, dass die Tiere
garantiert keine natürlichen Verletzungen erlitten haben. Und wie Bisswunden
sehen die auch nicht aus. Darüber hinaus ist einem Tier das Fell abgezogen
worden.«
    »Verstehe.« Johanna verzog keine Miene, sondern schob die Gebäckschüssel
zu Funke hinüber. »Bedienen Sie sich. Es sind zwar nicht mehr die frischesten,
sie gehen aber als durchaus noch genießbar durch.«
    Funke nahm sich einen Schokoladenkeks, lehnte ihn jedoch an ihre
Tasse, statt ihn zu essen. Johannas Blick folgte ihm. In Kürze würde die
Schokoladenschicht zu schmelzen beginnen. Dann klebten die Finger, wenn man
unbedacht zugriff. Diese Erfahrung hatte sie selbst schon mehrfach gemacht.
    Johanna konzentrierte sich wieder auf die Befragung und entnahm dem
Ordner einen Stapel Fotos, die Funkes Beschreibung bestätigten. Was genau die
Verletzungen der Tiere verursacht hatte, würde Gegenstand einer tierärztlichen
Untersuchung sein, die Reinders hoffentlich so schnell wie möglich in die Wege
leitete. Sie griff zu den Bildern mit dem Bolzen, den Gertrud Kreisler
vorgefunden hatte.
    »Sehen Sie sich bitte mal diese Fotos an.«
    Die Journalistin machte große Augen und warf Johanna einen fragenden
Blick zu, bevor sie die Aufnahmen in aller Ruhe ein zweites Mal betrachtete.
    »Was halten Sie davon? Könnte ein solcher Pfeil, den man übrigens
Bolzen nennt und der mit einer Armbrust abgeschossen wird, den ersten Wolf, den
Sie entdeckten, getötet haben?«
    Emilie Funke schluckte. »Das ist gut möglich, sehr gut sogar, aber
ich habe natürlich nur ein kleines, noch dazu abgebrochenes Stück des Pfeils
gesehen. Das andere Ende steckte ja im Hals des Tieres.«
    »Hm. In der Höhle haben Sie aber nichts Ähnliches vorgefunden?«
    »Nein. Allerdings habe ich weder im Alleingang noch heute mit Tibor
zusammen sehr gründlich gesucht – wir haben uns nur kurz umgeschaut. Die
Atmosphäre ist dort alles andere als einladend. Woher stammt denn der Bolzen
auf dem Foto?«
    »Dazu möchte ich zumindest im Moment nichts sagen.«
    Johanna registrierte Funkes Enttäuschung, ging jedoch darüber
hinweg. »Okay, weiter der Reihe nach. Ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen,
als Sie gestern die Überreste der Tiere in der Höhle entdeckten?«
    Emilie Funke überlegte. »Es sind plötzlich Leute aufgetaucht, die
ich aber nicht sehen konnte«, sagte sie schließlich. »Ich habe nur Stimmen
gehört und war ziemlich erschrocken. Mehr noch: Ich hatte Angst. Also habe ich
mich zunächst versteckt und bin schließlich durch einen zweiten Ausgang –
eher ein Schlupfloch – mit Flow zusammen wieder ins Freie gelangt, und wir
haben recht eilig das Weite gesucht.«
    »Wovor genau hatten Sie

Weitere Kostenlose Bücher