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Wolkenfern (German Edition)

Wolkenfern (German Edition)

Titel: Wolkenfern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bator
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Pani Malec, wenn Pani Hania nicht in der Nähe ist, die hat ja bloß Unfug im Kopf und lässt die Äugelchen gehen, mit wem sie sich besaufen oder etwa noch Schlimmeres machen kann, Sie wissen schon, was ich meine. Erst lässt sie sich volllaufen, wackelt mit dem Hintern, und dann wird gereihert! Da passt man besser auf seinen Mann auf, wenn die in der Nähe ist, den Behüteten behütet Gott. Pani Malec würde sehr gerne ihre Kinder und sogar ihren Mann für kurze Zeit jemandem anvertrauen, um selbst endlich mal zum Friseur zu gehen, aber Pani Stenia flüstert ihr ein, an ihrer Stelle würde sie auch Dominika nicht um einen solchen Gefallen bitten, habe sie denn noch gar nicht gemerkt, dass Dominika nicht in die Kirche gehe? Jeden Sonntag kommt doch so eine Schwarze zu ihr, und dann fahren sie werweißwohin, bestimmt zu einer gottlosen Extraarbeit. Kinder aber saugen ja bekanntlich alles auf, wenn sie so klein sind, vor allem Mädchen, die saugen auf wie Schwämme, und einen Schwamm, den kriegt man ja nie so richtig trocken. Pani Malec seufzt und sagt, ich halt das nicht mehr aus, und der vereinbarte Termin im Salon Marysia fällt schon wieder ins Wasser wie auch der Vorsatz, sich mal um sich selbst zu kümmern, denn um das zu schaffen, müsste sie sich zuerst in einem der Kartons selbst finden. Angesichts der Situation macht sie sich an die Frikadellen, die wird sie für ein paar Tage auf Vorrat braten, wer weiß, vielleicht findet sie dann einen freien Augenblick. Pani Hania köchelt und brutzelt schon mal gerne und verachtet Pani Malec’ einfache Kost. Hania kauft nicht nur im Kiefuhd ein, o nein, sie macht gelegentlich einen Abstecher zu Balducci Delikatessen in Greenwich Village, wo sie lüstern die Packungen mit Tiramisu und Kräutersaucen und die feinen Leute betrachtet, die das alles kaufen und hinausgehen, um irgendwo ein Leben wie im Film zu leben, Lasagne zu essen und Weine mit vornehmen Namen zu trinken. Pani Hania hat sich letztens ein Buch über Weine gekauft, und irgendwann wird sie es lesen, dann weiß sie genau, was wozu passt und wodurch sich die Weine unterscheiden, ein herrlich illustriertes Buch, das jetzt in einem Karton steckt, wenn sie nach Wągrowiec zurückgeht, hat sie Zeit genug, Weinkennerin zu werden. Ich brutzle gern so ein bisschen zum Vergnügen, sagt Pani Hania, und Pani Malec, die in den Feinheiten des Umgangs mit anderen nicht besonders bewandert ist, schneidet ihr seufzend das Wort ab: Ach, Pani Hania, wenn Sie Familie hätten, dann hätten Sie nicht mal Zeit, sich am Hintern zu kratzen, vom Brutzeln ganz zu schweigen. Anfangs hatte Pani Hania gedacht, sie würde mit Dominika zusammen brutzeln, denn trotz ihres Alters – dabei gibt sie nur neununddreißig von ihren siebenundvierzig Jahren zu – fühlt sie sich in der Gesellschaft junger Leute am wohlsten. Ich hab ein junges Gemüt! Mich zieht’s zu den jungen Leuten, sagt Pani Hania, so bin ich nun mal, in junger Gesellschaft fühl ich mich wie ein Fisch im Wasser. Ich bin dann irgendwie entspannter, so als Frau, und es hat sich schon manch einer geirrt und mich für jung gehalten, und wenn er erfahren hat, wie alt ich bin, dann gleich: Das gibt’s doch gar nicht, das glaub ich nicht, dass Sie neununddreißig sind, ich musste es schwören, und er hat’s trotzdem nicht geglaubt. Mehr als dreißig hätt ich Ihnen nicht gegeben, hat derjenige dann gemeint. Das alles würde Pani Hania Dominika beim Brutzeln erzählen, sie könnte ihr auch ein paar Ratschläge geben, wie man sich zurechtmacht und so, aber Dominika kommt ja so selten in die Küche.
    Durch die Küche geht man in den zur Kirche gehörenden Veranstaltungssaal, wo alle möglichen Feiern stattfinden, und wenn die Faschingsparty läuft, hört das ganze Haus an der Siebten Straße polnische Schlager. Dominika denkt dann an ihre Mutter, die das Lied von Seweryn Krajewski so gerne hört, dass sie es am Telefon singt: Geh beim Morgendämmer fort, sonst tut es weh, der Lippen Kälte verzeiht man nie. So ein romantisches Lied!, seufzt Jadzia gerührt, und Tränen treten in ihre stachelbeerfarbenen Augen, das fühlt Dominika in der Stimme der Mutter; so ein romantisches Lied, und wie gut dieser Seweryn Krajewski aussieht, ach, wenn du so einen treffen würdest, Kind, was würd ich darum geben! Dominika sitzt nachts auf dem Dach und summt leise vor sich hin, geh beim Morgendämmer fort, sonst tut es weh, und sie spürt, wie die Sehnsucht in ihr wächst, wenigstens für einige

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