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Wolkengaenger

Titel: Wolkengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Philps , John Lahutsky
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sich darauf gefasst, mit einer Bitte konfrontiert zu werden, die zu erfüllen ihr unmöglich
     sein würde.
    »Ich habe eine Nachricht für dich.« Er sprach mit leiser Stimme und stotterte leicht, was sein Anliegen nur noch dringlicher
     machte. »Ich war heute in einer Anstalt außerhalb von Moskau, ein entsetzlicher Ort. Ich habe Musik für die Kinder gemacht
     und einen Jungen getroffen, der sagte, er kenne eine Sarah. Ich nehme an, er meint dich damit. Er lässt dich grüßen und dir
     ausrichten, dass er an dich denkt.«
    »Das klingt nach Wanja. Ich habe ihn früher im Babyhaus |129| 10 besucht. Ich habe ihn nicht vergessen, und ich weiß, dass ich ihn besuchen sollte. Ich werde versuchen, am Wochenende hinzufahren.
     Gut, dass du angerufen hast.«
    »Du musst ihn besuchen. Er fragt nach dir.«
    »Das werde ich. Versprochen.«
    Am nächsten Tag rief Sarah Viv an, um auf ihr Angebot mit dem Auto und der moralischen Unterstützung zurückzukommen.
     
    Adelas Wegbeschreibung nach Filimonki war nicht gerade detailliert: eine Metrostation und zwei Buslinien. Sarah und Viv mussten
     sich durchfragen, was alles andere als einfach war, denn hier draußen gab es kaum Passanten. Doch schließlich kamen sie zu
     der Bushaltestelle INTERNAT. Sie folgten einer unbefestigten Straße nach links und fanden ein Schild mit der Aufschrift INTERNAT
     sowie einem Pfeil, der nach rechts zeigte. Jemand war gegen den Pfosten gefahren und hatte ihn verbogen, so dass der Pfeil
     nun nach unten wies.
    Im Unterschied zum Babyhaus 10, das mitten im Zentrum der Stadt versteckt gehalten wurde, stand diese Anstalt, einem Wahrzeichen
     gleich, inmitten der endlosen Weite der russischen Landschaft. Nur die treuesten Verwandten würden sich auf den langen Weg
     bis an diesen verlassenen Ort machen.
    Sie parkten an dem Schild und gingen den Rest des Weges zu Fuß. Die Anstalt war weder mit einem verriegelten Tor gesichert
     noch schien es einen Wachmann zu geben, was in Anbetracht der vollkommen abgeschiedenen Lage wohl auch unnötig gewesen wäre.
     Sarah und Viv betraten das Internat durch die nächstgelegene Tür und blickten sich ratlos um, als ein Teenager in schmutziger,
     schlechtsitzender Kleidung und mit einer selbstgedrehten Zigarette im Mundwinkel auf sie zugelaufen kam. Er erklärte sich
     bereit, sie zum Kindertrakt zu bringen, und führte sie durch ein Labyrinth von Fluren und Treppen, bis sie schließlich ganz
     oben in einem fensterlosen Treppenhaus vor einer Metalltür ankamen. Der Teenager hämmerte gegen die Tür, und die drei mussten
     eine ganze Weile |130| warten, bis endlich eine Betreuerin erschien. Sarah mimte die dumme Ausländerin. Ohne Luft zu holen, erklärte sie der Betreuerin,
     dass sie gekommen sei, um einen Jungen zu besuchen, den sie aus dem Babyhaus 10 kannte, dass sie ihm ein Geschenk mitgebracht
     habe und dass sie ihn unbedingt sehen müsse, auch wenn es nur kurz sei. Um zu verhindern, dass ihr die Betreuerin die Tür
     vor der Nase zuschlug, wiederholte sie, als sie fertig war, ihre Geschichte gleich noch einmal. Die Frau bestand darauf, dass
     sie für einen Besuch die Erlaubnis der diensthabenden Ärztin einzuholen hätten, und rief eine Pflegerin, die sie nach unten
     ins Büro brachte.
    Die diensthabende Ärztin saß in einem gemütlich eingerichteten Zimmer voller Teppiche und Pflanzen vor einem großen Farbfernseher.
    »Sie war ausgesprochen feindselig«, erinnert sich Sarah. »Mir war klar, dass ich eine Menge Überzeugungsarbeit würde leisten
     müssen, um Wanja sehen zu dürfen. Also redete ich unaufhörlich und erzählte ihr, dass ich Wanja aus seinem Babyhaus kannte,
     wo ich ihn regelmäßig besuchte und wir uns angefreundet hätten. ›Das Babyhaus ist eine Sache‹, erklärte sie, ›das Internat
     eine andere.‹ Ich fuhr fort, dass mich die Chefärztin des Babyhauses persönlich geschickt habe. Und dass ich Wanja ein Geschenk
     mitgebracht hätte. Das bewirkte immerhin eine Reaktion. Sie wollte wissen, um was für ein Geschenk es sich handelte. Schließlich
     sagte sie, wir könnten ihn nicht besuchen, da der Kindertrakt unter Quarantäne stünde. Nach dem Blick zu urteilen, den sie
     der Pflegerin dabei zuwarf, war das gelogen. Ich blieb hartnäckig, und schließlich gab sie nach. ›Sie dürfen nicht ins Kinderzimmer‹,
     wies sie die Pflegerin an. ›Und jemand muss die ganze Zeit über bei ihnen bleiben.‹«
    Als sie wieder oben angelangt waren, schloss die Pflegerin die Metalltür

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