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Wolkengaenger

Titel: Wolkengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Philps , John Lahutsky
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und sagte: »So, jetzt möchte ich, dass du eine Tischdecke und Servietten
     heraussuchst.« Er begann, in der Tasche zu wühlen, die voller spannender, ihm gänzlich unbekannter Dinge war. Er zog eine
     Packung hervor und untersuchte durch die Plastikfolie die schlaffen, bunten Gegenstände, die sich darin befanden. »Was ist
     das?«, fragte er.
    »Danke, Wanja, du hast die Luftballons gefunden. Die blasen wir gleich auf.« Als Nächstes förderte er eine interessant aussehende
     Dose zutage. Es gelang ihm, den Deckel zu öffnen, und er stellte begeistert fest, dass sie randvoll mit Schokoladenkeksen
     war. Ohne zu zögern, griff er hinein, nahm sich einen Keks und biss herzhaft zu. Dann blickte er schuldbewusst |165| auf und sah in Sarahs und Wikas lachende Gesichter. »Kein Angst, Wanja. Du darfst einen haben. Heute ist dein Geburtstag.«
    Er biss noch einmal ab und überlegte, wo er das Wort »Geburtstag« schon einmal gehört hatte. Es musste im Babyhaus gewesen
     sein. Er hatte die Betreuerinnen über Tee und Kuchen reden hören. Aber Geburtstage gab es nur für das Personal. Oder konnten
     Kinder etwa auch Geburtstage haben?, fragte er sich.
    Während er weiter vor sich hin kaute, fand Sarah die Papiertischdecke. Sie war blau und mit Autos bedruckt. Passend dazu gab
     es Teller und Servietten.
    Jetzt wollte Wika ihm etwas zeigen. Sie hatte auch eine Dose, und als sie den Deckel hob, sagte sie: »Schau mal, was ich für
     dich habe, Wanja. Einen Kuchen – der erste, den ich je gebacken habe. Es ist dein Geburtstagskuchen.«
    Der Tisch war nun fertig gedeckt. Zusätzlich zu den Keksen und dem Kuchen gab es kleingeschnittene Äpfel und Bananen sowie
     Orangensaft.
    Wanja bemerkte zwei Krankenschwestern, die im Türrahmen standen und die Vorbereitungen missbilligend beäugten. Er wurde abermals
     unruhig. »Wir dürfen in dem Raum, in dem wir schlafen, nichts zu essen haben«, sagte er. »Es ist verboten, hier zu essen.«
    »Keine Angst. Wir feiern eine Party.« Sarah folgte seinem Blick und versicherte den beiden Schwestern, dass sie anschließend
     alles wieder aufräumen würden.
    »Vergessen Sie nicht, die Stühle wieder dorthin zurückzubringen, wo Sie sie hergeholt haben«, sagte die eine barsch.
    Wika hatte inzwischen damit begonnen, die Ballons aufzublasen. Als Wanja sie mit dicken Backen und rot angelaufenem Kopf sah,
     musste er lachen. Sie machte eine Verschnaufpause. »Heute ist dein siebter Geburtstag. Du hattest noch nie eine Geburtstagsparty.
     Die heutige wird dich für alle bisher versäumten entschädigen.« Sie blies ein letztes Mal Luft in den Ballon, verknotete ihn
     und band ihn an das Fußende seines |166| Gitterbetts. »Ich habe all deine Freunde eingeladen – alle, die dich hier immer besuchen kommen.«
    Ein vertrautes Gesicht tauchte am Eingang zur Station auf. Es war Wikas Freundin Olja, die Wanja jede Woche besuchte und ihm
     vorlas. »Olja«, schrie er auf. »Ich habe heute Geburtstag.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Olja, gab ihm einen Kuss und bat ihn stillzusitzen, während sie ihm ein kleines Holzkreuz
     um den Hals hängte. Dann überreichte sie ihm eine große Tüte Bonbons, die er sich mit seinen Gästen teilen sollte.
    Kurz darauf erschienen zwei weitere Freundinnen von Wika, die Wanja einen Kuchen mitbrachten. »Wanja, du Glücklicher – eine
     Schokoladentorte!«, rief Wika. »Das war mein Lieblingskuchen, als ich in deinem Alter war.«
    Doch Wanja hatte schon seinen nächsten Gast erspäht, es war Asja, die gerade in einer Stofftasche kramte. Wanja wurde vor
     Aufregung ganz zappelig. Zum Vorschein kam ein Schaukelpferd zum Spielen, holzgeschnitzt und mit hübschen Mustern verziert.
     Wanja hätte lieber ein Auto gehabt, aber er lächelte weiter vor Freude und genoss die Aufmerksamkeit, die ihm geschenkt wurde.
    Plötzlich drangen die Stimmen zweier junger Engländer durch den Flur. »Hey, birthday boy. It’s us.«
    »Barnik! Emilia!« Wanja stieß einen Freudenschrei aus, als er die beiden britischen Studenten, Barney und Emily, sah. Barney
     zog einen kleinen Plastikbeutel aus seinem Rucksack hervor und reichte ihn Wanja, der die darin befindliche Baseballkappe
     genau musterte, bevor er sie ihm zurückgab. »Das ist deine Kappe, Barnik.«
    »Jetzt gehört sie dir, Wanja. Du magst sie so, da dachte ich mir, ich schenke sie dir.« Er setzte sie Wanja auf den Kopf.
    Emily hatte unterdessen die hübsche, dunkelhaarige Elvira, deren Beine bis zu den Oberschenkeln in

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