Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
trocknete sich mit einem Handtuch ab. Sein Blick war wehmütig, als er das Bühnenkleid sah, und in seinen Augen schimmerte eine Spur von Belustigung. »Nun, das ist kaum eine Verbesserung, nicht wahr?«
Megans Aufmerksamkeit galt den ausgeprägten Muskeln an Webbs Schultern, der Brust und dem flachen Bauch, und es kostete sie große Mühe, den Blick zu seinem Gesicht zu heben. Sie hätte ihm fast gesagt, dass er gut reden hatte, doch dann meldete sich ein Rest von Vernunft, und sie schaffte es irgendwie, den Mund zu halten.
»Komm her ans Feuer«, sagte er. »Du zitterst ja.« Er war es gewohnt, Befehle zu geben, und Megan war es nicht gewohnt, welche entgegenzunehmen, doch diesmal gehorchte sie, angezogen von der Wärme des Kaminfeuers und Webb selbst.
Sie ging zu ihm. »Du auch«, sagte sie.
»Ich werde es überleben«, erwiderte er. Nach dieser Bemerkung ging er von Megan fort und die Treppe hinauf, und sie fühlte sich wie beraubt, als sie ihm nachschaute.
Er kehrte sofort zurück. In einem trockenen Hemd - nicht zugeknöpft - und mit einer Wolldecke über dem Arm. Er hüllte sie in die Decke und zog sie eng um sie zusammen.
Da war sie wieder, diese seltene Zärtlichkeit, der sie verfallen würde, wenn sie sich nicht davor schützte. Sie versuchte, von ihm zurückzuweichen, doch es gelang ihr nicht, denn Webb hielt immer noch die Decke fest, und sie war fest darin eingewickelt.
»Wo sind alle?«, fragte sie, weil sie nicht mehr weiterwusste und verloren sein würde, wenn sie nicht sehr bald auf festen Boden zurückfand. Sie bezog sich auf Jesse und die anderen, doch sie brachte es einfach nicht fertig, sich klar auszudrücken. Ihre Zunge war schwer, und ihr war schwindelig.
Zum Glück wusste Webb, wovon sie redete, und es tröstete sie ein wenig, dass er so verwirrt aussah, wie sie sich fühlte. »Ich habe die Männer bei der Herde zurückgelassen«, sagte er. »Rinder neigen dazu, bei solchem Wetter in Stampede zu geraten.«
»Oh«, stieß sie hervor und warf einen Blick zum Herd. »Ich habe zum Abendessen einen Eintopf...«
»Ich werde ihn den Männern mit dem Wagen bringen«, sagte er.
Er würde sie also verlassen, aufs Weideland zurückfahren, wo er und die Männer verirrte Rinder zur Herde zurückgetrieben hatten. Sein sofortiger Aufbruch hatte aus Megans Sicht eine gute Seite und eine schlechte. Sie war eine moralische Person, wenn auch manchmal ein wenig irregeleitet, doch trotzdem getraute sie sich nicht, viel länger mit Webb allein zu sein. Dass er vom Gewitterregen durchnässt worden war, hatte nur seine Anziehungskraft verstärkt, und tief in ihr brannte eine Hitze, die nichts mit der des Kaminfeuers zu tun hatte.
»Du tropfst«, sagte sie.
Er hielt die Wolldecke immer noch fest, doch er blickte hinab. »Tatsächlich.«
In diesem Moment schüttelte sich Augustus und besprühte sie beide mit Regenwasser, das nach Hund roch. Erschrocken traten sie auseinander, und das war vermutlich ein Glück für Megan, denn ihr Puls raste, und sie wusste nicht, was passiert wäre, wenn Augustus nicht auf seine Weise eingegriffen hätte. Sie wandte sich hastig ab, wickelte sich aus der Decke und kniete sich zu dem Hund, um ihn einzuhüllen.
Augustus zitterte, leckte ihr dankbar übers Gesicht, und sie umarmte ihn. Als sie zu Webb aufblickte und den Ausdruck in seinen Augen sah, stockte ihr der Atem. Eine scheinbare Ewigkeit sahen sie einander nur an, Webb stehend vor dem Kamin, Megan auf einem Knie, beide Arme um den zitternden Hund geschlungen. Schließlich brach Webb den Bann, indem er sich in Bewegung setzte und beim Verlassen der Küche sein Hemd zuknöpfte.
»Ich spanne den Wagen an und fahre zurück zur Weide«, sagte er.
Megan konnte nur nicken.
Eine Viertelstunde später, nachdem sie etwas von dem Kanincheneintopf für sich und Augustus in einen kleineren Topf gefüllt hatte, kehrte Webb aus dem Stall zurück. In seinem langen, dunklen Mantel und dem Hut, von dessen Krempe Regenwasser tropfte, wirkte er wie ein Revolverschwinger. Er nahm den großen Kessel mit Eintopf, das Geschirr und die Löffel und ging wieder.
Megan fühlte sich einsam, aber sie hatte Beschäftigung mit der Wäsche und mit Augustus und den Küken und konnte sich dadurch ablenken. Sie legte Hemden und Kleidungsstücke über Stühle, hängte sie auf das Treppengeländer und den Kaminsims in anderen Teilen des Hauses. Als sie damit fertig war, fügte sie ein paar Holzscheite zu dem Feuer hinzu, das Webb angezündet hatte,
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