Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
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Als eine McQuarry besaß Skye viele außergewöhnliche Eigenschaften, doch eine Neigung zu blindem Gehorsam zählte nicht dazu. Ihre Absichten standen so fest, wie ihre Miene entschlossen war, während sie das Gespann immer weiter und immer schneller trieb, fort von fast jedem und allem, das ihr lieb war. Sie würde zurückkehren. So bald sie das konnte, würde sie nach Primrose Creek zurückkehren und selbst den Brand bekämpfen. Schließlich hatte sie so viel zu verlieren wie jeder sonst.
Bauch verfolgte die laute Kolonne der Flüchtlinge, trieb über ihnen wie eine dunkle, ätzende Woge und ließ Skyes Augen brennen, so heiß, als öffne sie die Tür zu einem auf Hochtouren brennenden Backofen und spähe hinein. Es war schwer, überhaupt die Straße zu erkennen und noch schwerer, zu atmen. Wild sprang dann und wann an der Fahrspur vorbei, flüchtete vor den Flammen, und Kleintiere - Eichhörnchen, Waschbären und Kaninchen - huschten durch die Furchen und in die Gräben. Ihr schrilles Quieken trug noch zu dem allgemeinen Lärm bei.
Neben ihr auf dem Wagenbock duckte sich Hank auf den Boden und presste Mr. Hicks' Halstuch auf sein Gesicht. Seine Augen waren groß vor Furcht, als er zu Skye aufblickte, während er sich mit einer Hand an den Sitz und mit der anderen an die Seite des Wagenbocks klammerte.
Schnell, drängte die Stimme des Instinkts, schnell. Und Skye hörte auf sie. Sie stand mit den Zügeln in der Hand da, hatte die Beine gespreizt, um das Gleichgewicht zu bewahren, und trieb das bereits schaumbedeckte Gespann immer wieder hart an. Wenn sie es wagte, den Blick von der Straße zu nehmen und durch den Rauch zu spähen, sah sie Bridget und Christy in einem Wagen, den sie teilten und hinten die kleineren Kinder trösteten, während Caney die Zügel hielt und in einem Tempo fuhr, das dem von Skye in nichts nachstand. Megan ritt auf ihrer feurigen Stute neben dem Wagen, und Noah hockte hinter ihr auf dem Pferd, die kleinen Arme um ihre Taille geschlungen.
Noah war stets Skyes besonderer Schützling gewesen, und sie war mit dem Herzen trotz Rauch und Ruß und Furcht bei ihrem Neffen. Er musste es spüren, denn er drehte den Kopf, und ihre Blicke trafen sich.
Sie lächelte ihn an, wollte ihn wissen lassen, dass sie ihn für sehr, sehr tapfer hielt.
Skye wusste nicht, wie weit sie gefahren waren, die McQuarry-Frauen und ihre verschiedenen Schutzbefohlenen, die Frauen der Stadt und ihre Schützlinge, als ihnen ein starker Trupp Kavalleristen aus Fort Grant entgegenkam. Die Männer waren auf einen Kampf vorbereitet, bei dem es für einige von ihnen um Leben und Tod gehen konnte, wie es der Tod für viele Geheimnisse und lang gehegte Träume in den Herzen all dieser entsetzten, jedoch entschlossenen Frauen und Kinder war. Für Skye zählte der Anblick dieser Soldaten zu den schönsten, die sie jemals gesehen hatte.
Sie waren dem Bauch entkommen, sie und die anderen, und obwohl es noch ein weiter Weg bis zum Fort war, konnte Skye schließlich die Wälle und Wachtürme von ihrem Platz auf dem Wagenbock sehen. Sie zügelte die Gespannpferde mit aller Kraft und konnte dennoch die vier Pferde kaum zum Halten bringen. Caney stoppte den anderen Wagen neben ihr.
»Ich schirre eines dieser Pferde aus und reite zurück!«, rief Skye und hustete. »Megan kann die Stute laufen lassen und den Wagen den restlichen Weg fahren ...«
Caneys Augen blitzten vor Zorn und Entschlossenheit. »Du reitest nirgendwohin, Missy, also schlag dir diese verdammt blöde Idee aus dem Kopf! Du bist jetzt eine Mama für diesen kleinen Jungen, und du kannst ihn nicht verlassen!«
Skye blickte zu Hank hinab und sa h ihn traurig zu ihr aufschauen. Caney hat Recht, dachte sie. Vor ein paar Tagen hatte sie noch gar nichts von Hanks Existenz gewusst, aber er war trotzdem ihr Junge, geboren aus ihrem Herzen, wenn auch nicht aus ihrem Körper. Sie liebte ihn mit einer plötzlichen Inbrunst, die sie erstaunt wieder erkannte: So hatte ihr Großvater, Gideon McQuarry, sie und Bridget, Christy und Megan ge li ebt. Es war ein Geschenk, diese vorbehaltlose Liebe zu einem anderen Menschen, für den Liebenden ebenso wie für den Geliebten. Und wichtiger als alles sonst auf der Welt.
Sie setzte sich auf den Wagenbock, hielt die Zügel locker in einer Hand und fuhr ihrem Stiefsohn durchs Haar. »Ich bleibe«, sagte sie schlicht, und bald fuhren sie und Caney und die anderen weiter zum Fort, während die Kavalleristen, mindestens
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