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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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ätherischer Schönheit. Mit einem Wort, sie sah tot aus.
    Nur das anmutige Heben und Senken ihrer Brust teilte mir mit, dass ich nicht zu spät gekommen war, dass dies nicht ihr Totenbett war. Trotzdem war das Bedürfnis, dem Make-up-Spezialisten des Beerdigungsinstituts zu seiner Leistung zu gratulieren, fast unwiderstehlich. Fast. Ich behielt meine Kommentare für mich. Irgendwie bezweifelte ich, dass mein Publikum sie schätzen würde.
    »Friedlich, nicht wahr«, sagte Carmichaels Stimme hinter mir.
    »Sie ist nicht festgeschnallt«, sagte ich, als Carmichael um das Bett herumging und Tess aus dem Raum winkte.
    »Die Bettseiten sind hoch genug, um Unfälle zu verhindern.«
    »Nicht Unfälle des Typs, an den ich denke. Sie muss an Armen und Beinen festgeschnallt werden. Sehr fest festgeschnallt.«
    »Sie schläft fest. Ich kann mir nicht –«
    »Schnallen Sie sie fest, sonst gehe ich wieder.«
    Carmichael hörte auf, Bauers Puls zu überprüfen, und warf mir einen scharfen Blick zu. »Drohen Sie mir nicht, Elena. Sie haben Dr. Matasumi gegenüber zugegeben, dass Sie Sondra helfen können, und das werden Sie jetzt auch tun – und zwar ohne Bedingungen zu stellen. Beim ersten Anzeichen für eine unkontrollierbare Reaktion schnalle ich sie fest.«
    »Zu diesem Zeitpunkt werden Sie’s nicht mehr können.«
    »Dann werden es eben die Wachleute tun. Ich will, dass sie es bequem hat. Wenn das alles ist, was ich tun kann, ist das gut genug.«
    »Was für noble Grundsätze. Fragen Sie sich jemals, wie bequem wir es in unserem Zellenblock haben? Oder zählen wir nicht? Solange wir keine Menschen sind, fallen wir wohl nicht unter den Eid des Hippokrates?«
    »Fangen Sie nicht damit an.« Carmichael widmete sich wieder der Beobachtung von Bauers Lebenszeichen.
    »Sie haben Ihre Gründe dafür, dass Sie hier sind, stimmt’s? Gute, moralisch einwandfreie Gründe. Wie alle anderen auch. Darf ich raten? Lassen Sie mich überlegen … Sie könnten hier unvorstellbare medizinische Entdeckungen machen, die letzten Endes der ganzen Menschheit zugute kommen. Na, bin ich gut?«
    Carmichaels Mund wurde schmal, aber sie hielt den Blick weiter auf Bauer gerichtet.
    »Wow«, sagte ich. »Ziemlich gut. Sie rechtfertigen das Einsperren, Foltern und Ermorden von unschuldigen Wesen in der Hoffnung, eine menschliche Superrasse zu schaffen? Wo haben Sie eigentlich Ihre Zulassung gekriegt, Doktor – in Auschwitz?«
    Ihre Hand krampfte sich um das Stethoskop, und ich dachte, sie würde es nach mir schleudern. Stattdessen umklammerte sie es, bis ihre Fingerknöchel weiß wurden, holte Atem und sah zu den Wachleuten hinüber.
    »Bitte bringen Sie Ms. Michaels zurück in –« Sie unterbrach sich und sah zu mir herüber. »Nein, das ist es ja, was Sie wollen, stimmt’s? In Ihre Zelle zurückgeschickt zu werden und Ihre Verpflichtungen los zu sein. Den Gefallen werde ich Ihnen aber nicht tun. Sie werden uns sagen, wie wir sie behandeln müssen.«
    Bauers Körper wurde starr. Ein Zittern ging durch sie hindurch. Dann schossen ihre Arme zur Seite, steif wie Stöcke. Ihr Körper wölbte sich vom Bett hoch, und sie begann zu zucken. »Nehmen Sie die Beine!«, schrie Carmichael.
    »Schnallen Sie sie fest.«
    Bauers Beine schossen aufwärts. Ein Knie rammte Carmichael in die Brust, als sie sich über das Bett beugte, um Bauer festzuhalten. Sie torkelte rückwärts; der Atem entwich pfeifend aus ihrer Lunge, aber sie fing sich innerhalb einer Sekunde und warf sich über Bauers Oberkörper. Die Wachleute kamen herangetrabt und verteilten sich um das Bett. Einer packte Bauer an den Knöcheln. Ihre Beine zuckten, und er verlor den Halt, segelte rückwärts und riss einen Gerätewagen mit zu Boden. Die beiden anderen sahen sich an. Einer griff nach der Waffe.
    »Nein!«, sagte Carmichael. »Das ist bloß ein Anfall. Elena, nehmen Sie die Beine!«
    Ich trat von dem Bett zurück. »Schnallen Sie sie fest.«
    Bauers Oberkörper richtete sich unvermittelt auf und schleuderte Carmichael zu Boden. Bauer setzte sich vollständig auf, dann schossen ihre Arme nach oben und beschrieben einen makellosen Kreis. Auf Kopfhöhe blieben sie auf ihrem Kurs, ohne Rücksicht auf den Bewegungsradius, der Menschen möglich ist. Stattdessen drehten sie sich gerade nach hinten. Es folgte ein zweifaches dumpfes Schnappgeräusch, als beide Arme aus den Gelenken sprangen.
    Carmichael griff nach den dünnen Gurten, die am Bett angebracht waren. Ich wollte gerade sagen, dass sie

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