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Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Titel: Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Werner
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»Handelsszenario Österreich 2000« auszumalen. Mein österreichischer dm-Kompagnon Günter Bauer ließ sich davon inspirieren und seine Mitarbeiter analog ein »dm-Szenario 2000« entwerfen. Dabei tauchte die Kernfrage auf: »Wird dm im Jahr 2000 ausschließlich vom Warenverkauf leben oder möglicherweise auch andere Leistungen anbieten?«
    Wir in Deutschland teilten die Vision nicht, aber die Kollegen in Österreich waren danach der festen Überzeugung, dass zu dm eine Dienstleistungspalette samt Friseur, Kosmetik und Maniküre gehören müsse. Also eröffnete dm Österreich in einem Markt in Innsbruck testweise eine sogenannte Gesunde Pause: An einer Snacktheke werden knackiger Salat oder eine warme Mahlzeit, Müsli oder Bio-Brötchen mit Aufstrich, frisch gepresste Säfte und andere frisch zubereitete Produkte angeboten, alles an den Jahreszeiten orientiert und möglichst aus biologischem Anbau.
    Kurz darauf entstanden die ersten dm-Kosmetikstudios mit drei oder vier Kabinen. Und nochmal zwei Jahre später gab es dann auch den ersten dm-Friseursalon mit sechs bis acht Plätzen. Heute ist dm mit über 200 Salons größter Friseurfilialist in Österreich und mit 110 Studios der größte Kosmetikfilialbetrieb in Österreich. Die Gesunde Pause entwickelte sich weniger dynamisch, aber ebenfalls durchaus erfolgreich. Die Zielgruppe ist sehr speziell, junges, gut verdienendes Publikum mit Appetit auf gesunde, aber schnelle Mahlzeiten. Mittlerweile gibt es die Gesunde Pause an dreißig dm-Standorten. Auch in Deutschland haben wir kurzzeitig mit solchen Dienstleistungsangeboten experimentiert, aber die Kunden haben die Angebote nicht angenommen. Also haben wir diese Strategie nicht weiter verfolgt.
    Ab 1993 eröffnete dm Österreich nach gründlicher Vorbereitung erste Filialen in der Tschechischen Republik, Ungarn, Slowenien, der Slowakei und Kroatien. Später folgten dann noch Filialen in Serbien, Bosnien Herzegowina, Rumänien, Bulgarien und Mazedonien. Wir haben angesichts der Länder, in denen wir Filialen eröffneten, manchmal gescherzt: »dm ist die Abkürzung von Donau-Monarchie«. Aber obgleich von Österreich aus inzwischen zehn osteuropäische Länder mit dm-Markten versorgt werden, haben sich die Dienstleistungsangebote allein in Österreich bewährt.
    Ausflüge in fremde Gewässer
    In Unternehmensbroschüren werden in der Regel Erfolgsgeschichten erzählt, die von genialer Hand vorausschauend angestrebt wurden. Die Wirklichkeit schaut anders aus. Genauso wie selbst ein erfahrener Reiter unzählige Male vom Pferd fällt, gibt es auch unzählige Missgriffe in der Entwicklung eines insgesamt erfolgreichen Unternehmens.
    So habe ich durchaus mal den einen oder anderen Ausflug in fremde Gewässer gemacht und bin dabei lediglich um eine Erfahrung reicher geworden. Als Unternehmer bekommt man ständig verlockend klingende Angebote, wie und wo man noch viel mehr Geld verdienen könnte als mit dem, was man ohnehin tut. Das ist ein bisschen wie beim Fischer und seiner Frau. Sobald Sie irgendwo auf einer Liste der Erfolgreichen stehen, kommen andere und sagen: Du könntest noch mehr Erfolg haben, wenn du dein Geld da und da anlegst. Da bekommst du nämlich 20% Zinsen, nicht 1,5% wie hier bei diesem drögen Zahnpastageschäft. Da gibt es Menschen, die nichts anderes tun, als ständig irgendwem zu erklären, dass sie woanders noch viel mehr verdienen können.
    Zum Beispiel gab es in den 1980er Jahren Berater, die meinten, ein Investment in eine Lodenfabrik würde sich lohnen. Ich war ein großer Liebhaber dieses Materials, das ökologisch unbedenklich und doch genauso widerstandsfähig ist wie viele moderne synthetische Stoffe. Also investierte ich Gewinne, die wir in Österreich generiert hatten, in eine Tiroler Lodenfabrik. Ein paar Jahre später gab es eine internationale Lodenkrise, und das Geld war verloren.
    Ähnlich ging es mir mit einer Beteiligung an einem Optikfachmarkt. Über Freunde war die Idee an mich herangetragen worden, dass im Brillenmarkt einiges in Bewegung sei und man mit Optiksupermärkten dem Kunden sehr erfolgreich günstige Angebote machen könne. Der heutige Marktführer Fielmann befand sich damals schon im steilen Aufstieg, und meine Mitgesellschafter meinten, es besser zu können. Ich hatte großes Vertrauen, aber nach relativ kurzer Zeit ging der Idee die Luft aus, und ich habe meine Anteile an die Gesellschafter zurückverkauft. Auf diese Weise habe ich immerhin eindrücklich gelernt, dass

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