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Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Titel: Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Werner
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nicht machst, dann kannst du dir bei mir ein Austrittsrevers holen!« – solche Sprüche gibt es bei dm nicht mehr.
    Dialogische Führung macht das Denken in Hierarchien unmöglich. Hierarchien haben immer die Tendenz, dass der Mensch – angeregt allein durch die Begrifflichkeit der Hierarchie – von unten nach oben oder von oben nach unten schaut. Nach dem Motto: Alles Gute kommt von oben. Aber im Unternehmen kommt alles Gute von jenen, mit denen ich zusammenarbeite, das kann von hinten sein, vom Lieferanten, oder von vorn, vom Kunden. Wir müssen also die Blickrichtung ändern: Wir sehen von hinten nach vorn oder von vorn nach hinten. Und das ist ein Prozessdenken.
    Hierarchisch gedacht wird gemacht, was der Chef gesagt hat. Wenn der Chef eine Idee hat, dann wird die Organisation benutzt, um sicherzustellen, dass genau diese Idee realisiert wird. Dafür braucht man Dienstanweisungen und Erfolgskontrolle.
    Dialogisch gedacht wird gemacht, was der Nächste braucht. Prozesse laufen miteinander und füreinander. Wenn meine Blickrichtung horizontal verläuft, dann ist derjenige mein Maßstab, für den ich tätig bin. Wenn ich für den Kunden tätig bin, bin ich umso erfolgreicher, je besser ich die Bedürfnisse des Kunden erkenne. Wenn ich für den Lieferanten tätig bin, dann bin ich umso erfolgreicher, je besser ich erkenne, worauf es dem Lieferanten ankommt. In der Gestaltung meines Teams bin ich umso erfolgreicher, je mehr ich die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitarbeiter in einer Filiale zum Ausgleich bringe. Je besser ich die Bedürfnisse der anderen verstehe, desto erfolgreicher bin ich.
    Jeder Mensch ist ein Lebens-Unternehmer
    Ein Unternehmer ist nicht erfolgreich, wenn er reich ist. Das Raffke-Bild, das viele Menschen vom Unternehmer haben, ist falsch. Jeder einzelne Mensch ist sein Lebens-Unternehmer. Millionen zu scheffeln, ist nicht Bedürfnis des Menschen. Die Menschen haben bestimmte materiell zu erfüllende Bedürfnisse, Existenzminima, auch darüber Hinausgehendes. Und das steht ihnen zu, unabhängig von dem, was sie hervorbringen. Doch arbeiten tun wir nicht für Geld, sondern für andere. Wenn es gelingt, Arbeit und Einkommen gedanklich zu trennen – und ich weiß, dass das für die meisten Menschen noch eine schier unlösbare Aufgabe ist –, dann wird deutlich, was der Künstler Joseph Beuys schon vor längerer Zeit erkannt hat: Ein Mensch will sein Produkt zeigen. Einer gibt sich dem anderen zu erkennen. So sind sie als schöpferische Wesen Träger des Weltzusammenhanges. Das steht jenseits der Einkommensfrage.
    Gerade Führung geschieht ja nicht im Kopf, sondern in der Seele oder im Herzen. Organisation ist eine Empfindungssache. Man fragt ja nicht: Finden Sie die Organisation richtig? Man fragt: Fühlen Sie sich wohl? Wie haben Sie sich eingelebt? Das kommt nicht aus dem Denken, sondern aus dem Erleben und Empfinden. Wenn sich die Menschen in dem Unternehmen wohlfühlen, dann können sie sich auch einbringen.
    Ein Unternehmen zu gestalten, ist eine sozial-künstlerische Herausforderung. Eine Führungskraft muss die Gefühle der Menschen respektieren und wertschätzen, aber auch mit ihnen umgehen und sie anregen, sich in neue Richtungen zu bewegen.
    Deswegen ist die dm-Führungskultur auch nicht auf dem Reißbrett entstanden, sondern wird Schritt für Schritt von allen Mitarbeitern gemeinsam entwickelt – immer aus dem Erleben heraus.
    Wirtschaft ist immer ein Miteinander, und wenn das nicht so wäre, ginge es uns nicht so gut. Jeder Unternehmer vertraut seinen Mitarbeitern, sonst könnte er gar nicht wagen, was ein Unternehmer wagen muss. Was wir brauchen, sind gesellschaftliche Verhältnisse, in die sich die Menschen einbringen und in denen sie sich ausdrücken wollen. Der Unternehmer ist dann erfolgreich, wenn er dem einzelnen Menschen Entwicklungschancen bietet.
    Stellen Sie sich einmal vor, Sie hätten nur noch mit Menschen zu tun, die arbeiten, weil sie wollen – und nicht, weil sie müssen. Wenn wir uns als Arbeitsgemeinschaft darüber definieren, dass wir dem Einzelnen Entwicklungsmöglichkeiten geben, dann ist es notwendig zu fragen: Was ist für den Einzelnen sinnstiftend? Wo kommt er her, wo will er hin? Solche Fragen muss sich jeder Unternehmer stellen. Denn er muss seine Kunden – und dazu gehören sowohl Mitarbeiter und Lieferanten als auch Menschen, die bei ihm einkaufen – verstehen.
    Bei Licht betrachtet hat ein Unternehmen nämlich drei Sorten von Kunden, deren

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