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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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Bangen ihrer beider Zukunft
entgegensah.
    Jetzt
griff sich Neal in den Nacken und nestelte den Knoten der Lederschnur um seinen
Hals auf. Er hatte in den oberen Teil des steinernen Talismans, den ihm Jallara
geschenkt hatte, ein kleines Loch bohren lassen und den Stein an der dünnen
Lederschnur aufgefädelt, die er nun abnahm, Hannah um den Hals legte und so
verknotete, dass der Stein auf dem Spitzenkragen ihres Kleides zu liegen kam,
unterhalb des Kehlkopfs.
    »Starke
Magie«, sagte er. »Er wird dich auf deinem Traumzeitpfad beschützen.« Er
drückte sie an sich, küsste sie, raunte ihr einen Segensspruch ins Ohr, schwang
sich dann auf den Wagen und dirigierte das Pferd auf die Straße.
    Hannah
musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um ihn nicht
zurückzurufen.
    Wieder im
Haus, schrieb sie in aller Eile zwei gleichlautende Nachrichten, die eine an
Alice, die andere an Blanche, mit denen sie sich eigentlich zum Mittagessen
hatte treffen wollen. »Bitte verzeiht, aber ich kann unsere heutige Verabredung
nicht einhalten. Im Hospital herrscht Notstand. Aus Angst vor einer drohenden
Seuche ist das Personal weggelaufen. Dr. Iverson bedarf meiner Hilfe. Wie
lange, ist noch nicht abzusehen. Die Situation ist mehr als alarmierend.«

Nachdem
sie Mrs. Sparrow gebeten hatte, dafür zu sorgen,
dass die Nachrichten zugestellt wurden, setzte sie sich ihre Haube auf, nahm
ihr Cape, griff sich den ledernen Arztkoffer und eine Tasche mit persönlichen
Sachen, ließ die Haushälterin noch wissen, dass sie für ein, zwei Tage
fortbleiben werde, und machte sich schweren Herzens auf zum Victoria Hospital.
     
    46
     
    Sie ließ
ihr Cape und die Haube sowie die Tasche mit ihren persönlichen Sachen in der
Garderobe im Erdgeschoss und begab sich als Erstes in die Frauenstation, um
nach Nellie Turner zu schauen.
    Das Bett
war leer, alle Tücher abgezogen, nur die nackte Matratze war zu sehen.
    Hannah
schaute sich suchend im Saal um, der jetzt, da zwischen einzelnen Betten
chlorgetränkte Tücher hingen, gleichsam in einzelne Kabinen unterteilt war. Sie
entdeckte zwei weitere leere Betten - beide heute früh noch von Wöchnerinnen
belegt.
    Sie spürte
Dr. Iverson auf der Männerstation auf, wo er sich gerade über einen heftig
hustenden älteren Herrn beugte, um dann der weißhaarigen Ehefrau, die neben dem
Bett saß, einzuschärfen: »Geben Sie ihm weiterhin Tee, so stark, wie er ihn
vertragen kann. Wir müssen diese Blockade lösen.«
    Als
Iverson Hannah erblickte, schob er sein Stethoskop in die Hosentasche und
verließ mit ihr zusammen die Station.
    »Nellie Turner
...«, hob Hannah an.
    »Tut mir
leid, Miss Conroy. Sie ist vor einer Stunde gestorben.«
    »Und die
beiden anderen?«
    »Sind
ebenfalls tot.«
    Unter
seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab. Er trug auch nicht mehr den sonst
an ihm gewohnten Gehrock, sondern stand hemdsärmelig und mit Hosenträgern der
zutiefst erschrockenen Hannah gegenüber. »Und wie geht es Dr. Soames?«, fragte
sie.
    »Sein
Zustand hat sich kaum verändert. Ich habe seine Frau rufen lassen. Sie ist
jetzt bei ihm, um die Kinder kümmert sich ihr Mädchen.« Dr. Iverson bemerkte
den mit Kerben versehenen Stein unterhalb von Hannahs Kehle - eindeutig primitiv und sehr ungewöhnlich, schoss es ihm durch
den Kopf - und fügte dann hinzu: »Ich habe Mrs. Soames gegenüber nichts von Kindbettfieber erwähnt, da ich noch immer
hoffe, dass es sich bei ihm um eine leichte Influenza oder Bronchitis handelt.«
    »Hat sich
vom Personal wieder jemand blicken lassen?«
    »Leider
nicht. Stattdessen, Miss Conroy, ist es zu drei weitere Erkrankungen von
Nicht-Wöchnerinnen gekommen. Um die kümmert sich Dr. Kennedy. Ein Problem sind
natürlich die Besucher. Sie verstehen nicht, was Infektion und Antisepsis
bedeuten. Die verdammten Weiber reißen ständig die Fenster auf, weshalb die
infizierte Luft umso stärker zirkulieren kann.«
    »Dr.
Iverson, darf ich Sie um ein Gespräch unter vier Augen bitten? In Ihrem
Sprechzimmer? Ich muss Ihnen
etwas zeigen.«
    Sie
durchquerten die Eingangshalle, wo Besucher ein- und ausgingen, beladen mit
Decken und Körben voller Essen. Eigentlich eine nüchterne Halle mit gefliestem
Boden, leeren Wänden und ein paar Stühlen für ambulante Patienten. Dr. Iverson
war nicht nach Australien gekommen, um reich zu werden, sondern um einen Traum
zu verwirklichen: ein modernes, fortschrittliches Hospital hinzustellen, eine
vorbildliche Einrichtung, die hoffentlich weltweit zur

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