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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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gefehlt. Sie haben mir
gefehlt.«
    »Ach
Marcus«, flüsterte sie.
    Er neigte
das Gesicht zu ihrem. »Inzwischen weiß ich, meine Liebe, dass mehr
dahintersteckte als der Wunsch, von der fähigsten Gastgeberin von Melbourne
eine Führung durch mein Hospital organisieren zu lassen. Ich wollte, dass Sie Teil meines Hospitals werden. Ich wollte Sie bei der
Präsentation der von mir erbrachten Leistung an meiner Seite wissen. Aber jetzt
sind Sie ja hier.«
    »Ja, das
bin ich«, sagte sie, von seinem Blick umfangen, leise. »Und ich werde
hierbleiben.«
    Er
kräuselte die Stirn. »Vielleicht sollten Sie lieber nach Hause fahren. Sie
waren einer Ohnmacht nahe.«
    »Es geht
schon wieder.« Und so war es auch. Der anfängliche Ansturm von Empfindungen und
Erinnerungen legte sich nach und nach, neue Energie durchströmte ihren Körper
und ihre Seele. Zudem empfand Blanche Marcus' Berührung und seine ausdrucksstarke
Stimme als belebend. »Der erste Schritt fiel mir am schwersten. Zudem musste
ich schon eine gehörige Portion Überwindung aufbringen. Ab jetzt wird es
leichter, ganz bestimmt.«
    »Sie sind
eine erstaunliche Frau, Blanche Sinclair«, murmelte er und wünschte sich an
einen anderen Ort, zu einer anderen Zeit. »Aber jetzt sollten wir uns an die
Arbeit machen.«
    »Sagen Sie
mir, was zu tun ist.«
     
    47
     
    »Alice!
Alice, wo sind Sie?«
    Sie
schaute auf, Blanche und Martha fuhren herum, der eine oder andere Patient
schrie erschrocken auf. Alle schauten zur Tür am Ende der Station, von wo sie
polternde Schritte die Treppe heraufhasten hörten. Wer wagte es, um diese späte
Stunde einen derartigen Lärm zu veranstalten?
    Als ein
junger Mann in Abendanzug und Zylinder hereinstürmte - ein bildhübscher junger
Mann, wie allgemein zur Kenntnis genommen wurde, als er durch die Station
flitzte -, zogen die Patientinnen ihre Decken bis zum Kinn hoch, wichen die
Besucher in den Gängen beiseite.
    Wieder
rief Fintan lautstark nach Alice.
    Sie trat
aus einer mit Tüchern abgetrennten Kabine, wo sie eine Patientin gefüttert
hatte.
    »Da sind
Sie ja!« Er packte sie an den Armen, schaute sie von oben bis unten an. »Ist
alles in Ordnung mit Ihnen? Sind Sie krank? Sind Sie verletzt?«
    Noch ehe
Alice antworten konnte, trat Blanche Sinclair vor. »Junger Mann, Sie versetzen
die Patientinnen ja in Angst und Schrecken«, wies sie ihn zurecht.
    »Oh! Tut
mir leid«, stotterte er errötend. »Miss Star, am Theater sagte man mir, dass
Sie im Hospital sind.«
    »Ich helfe
aus.«
    Er zeigte
sich verblüfft, bis er die anderen erkannte, die sich hinzugesellt hatten:
Margaret Lawrence, Alices Begleiterin, sowie Blanche Sinclair, die Initiatorin
und Schirmherrin der Gala im Addison. Die vierte war ebenfalls eindeutig eine
Lady, auch wenn ihm ihr Name unbekannt war. Verwundert bemerkte er, dass Alice
und ihre Freundinnen über ihren Kleidern Haushaltsschürzen trugen und ihre
Ärmel hochgekrempelt hatten, so dass ihre entblößten Arme zu sehen waren;
weiterhin war das Haar der Damen, wie bei Küchenmädchen üblich, hochgesteckt
und unter einem Kopftuch verborgen.
    Jetzt, da
sich die Vermutung, Alice könnte verletzt oder krank sein, zu seiner
Erleichterung als nicht zutreffend herausgestellt hatte, riskierte Fintan einen
Blick auf die von Laternen und Kerzen erhellten Reihen von Betten, in denen
ausschließlich Frauen lagen, auf die Besucherinnen, die ihrer Kleidung nach der
unteren Schicht angehörten und sich neben den Betten aufhielten, den Patientinnen
zu trinken gaben oder ihnen das Haar bürsteten. Die Luft war verbraucht und
durchsetzt mit beißendem Gestank.
    Fintan war
noch nie in einem Hospital gewesen. Hier als einziger Mann unter so vielen
Frauen zu sein, machte ihn verlegen.
    Alice nahm
seinen Arm. »Kommen Sie, Mr. Rorke«, sagte sie. »Ich erkläre Ihnen alles.« Und
zu Mrs. Lawrence gewandt: »Ich bin gleich
wieder da, Margaret, wir bleiben in der Nähe.«
    Als sie
auf den Gang am Ende der Station traten, meinte sie: »Sie sollten wieder gehen,
Mr. Rorke. Hier herrscht Ansteckungsgefahr.«
    »Ah, jetzt
versteh ich.«
    »Was
verstehen Sie?«
    »Ich
möchte Sie nicht beunruhigen, aber vor dem Hospital finden sich immer mehr
Leute ein, die Auskunft darüber verlangen, ob ihre Angehörigen hier sicher
sind. Dr. Iverson versucht sie zu beruhigen, dennoch scheinen sie aufgebracht
zu sein.«
    »Umso mehr
ein Grund für Sie zu gehen. Bitte.« Alice legte ihm die Hand auf den Arm.
    Fintans
Blick verdüsterte sich. »Umso

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