Word-OleSte-DerTou
WIZZ!
Um zehn nach fünf war der Park voller Leute auf dem Weg nach Hause. Auch der alte Mann setzte sich jetzt auf und spähte hinüber zur Botschaft.
Von seinem Platz aus konnte Milo das Tor des Gebäudes nicht erkennen. So schlenderte er in Richtung Avenue Gabriel, den iPod dicht vor dem Gesicht, als hätte er Schwierigkeiten damit. Doch in Wirklichkeit beobachtete er den Alten, der sich langsam erhob, als täten ihm die Knochen weh, und sich dann bückte, um an seinen Schnürsenkeln herumzufummeln.
Auch Milo musste sein Gesicht verbergen, weil Angela den Blumenwagen passiert hatte und auf ihrem Weg zur Metrostation Place de la Concorde am anderen Ende des Parks direkt auf ihn zusteuerte. Zwischen den vielen Menschen fiel es Milo nicht schwer, sich unauffällig abzuwenden. Der Alte folgte Angela.
Milo hastete zur Rue Gabriel und erreichte den Lieferwagen, als der sich gerade rückwärts aus der engen Parklücke schob. Er klopfte an die getönte Heckscheibe.
Einners Reaktion ließ auf sich warten. Wahrscheinlich hatte er Milos Gesicht entdeckt und hoffte darauf, dass er vielleicht verschwand. Schließlich rang er sich doch dazu durch, die Tür zu öffnen. Seine Lippen sahen furchtbar aus anscheinend hatte er darauf herumgekaut. »Verdammt, was treiben Sie hier, Weaver?«
»Nimmst du mich mit?« »Hauen Sie ab. Nach Hause.«
Er wollte die Tür wieder zuziehen, aber Milo trat ihm in den Weg. »Bitte, James. Ich muss mitkommen.«
»Sie müssen bloß eins: nach Hause fliegen.«
»Na, komm schon.« Milo gab sich freundlich. »Wenn du sie festnehmen musst, ist es mit mir doch leichter. Wenn ich dabei bin, wird sie nicht davonlaufen.«
Einner überlegte.
»Ehrlich, ich will nur helfen.« »Haben Sie das mit Tom abgeklärt?« »Ruf ihn an, wenn du willst.«
Einner schob die Tür wieder auf und grinste, um zu zeigen, dass er kein Spielverderber war. »Mann, du siehst aus wie ein abgehalfterter Teenager.«
Milo verzichtete darauf, ihm zu verraten, wie er aussah. Einners Blumenwagen entpuppte sich als ausgeklügeltes mobiles Überwachungszentrum mit zwei Notebooks, zwei Flachbildschirmen mit Verbindung zu einem Großrechner, einem Generator, einem Mikrofon und Lautsprechern. Die Sitze waren flach an die rechte Wand gegenüber der Ausrüstung montiert. Das Ganze war ziemlich eng, vor allem da das Leichtgewicht hinter dem Steuer beim Fahren wild gegen die Pedale kickte. Auf dem gesamten Weg zu Angelas Wohnung im elften Arrondissement blieb Einner in Funkkontakt mit seinen Beschattern. Sie meldeten, dass Angela in die Metro ein- und am Place de la Nation wieder ausgestiegen war und dass sie nun zu Fuß auf der von Bäumen gesäumten Avenue Philippe Auguste zu ihrem Apartment in der Rue Alexandre Dumas lief.
»Ich seh schon, du hast das wirklich voll im Griff«, bemerkte Milo.
Einner k onzentrierte sich auf die Video bilder von Angelas Mietshaus, die von einer daumennagelgroßen Weitwinkelkamera eingespielt wurden. Sie beobachteten, wie Angela die Glastür passierte. »Spar dir deinen Sarkasmus, Alter, sonst setzen wir dich am Flughafen ab.«
»Tut mir leid, James.«
Schweigend fuhren sie weiter und waren bald in Angelas Viertel. Manche Mitglieder der diplomatischen Gemeinde, die in Paris fast eine eigene Stadt hätte füllen können, hatten Häuser im östlichen Teil des elften Arrondissements. Auf den Straßen wimmelte es von BMW und Mercedes.
Aus einem Lautsprecher drang ein Klicken und ein Wählton. »Du hast ihr Telefon angezapft?« Auf einem Monitor erkannte Milo die Nummer, die sie gewählt hatte: 825 030030. »Was hast du denn geglaubt, Weaver? Wir sind keine Amateure.«
»Aber sie auch nicht. Ich verwette meinen Urlaub, dass sie Bescheid weiß.« »Schsch.«
Eine weibliche Stimme meldete sich: »Pizza Hut.«
Das Telefonverzeichnis im Computer bestätigte die Richtigkeit der Nummer.
Angela bestellte eine Hawaii-Pizza mit griechischem Salat und einen Sixpack Stella Artois.
»Hat anscheinend Hunger.« Einner tippte etwas auf einem Notebook. Flackernd sprang der zweite, am Dach montierte Monitor an und zeigte Angelas Wohnzimmer von oben. Sie schlurfte vom Telefon zur Couch und gähnte. Milo konnte sich vorstellen, dass es ihr nach dem Champagner zu Mittag nicht leichtgefallen war, die restlichen Arbeitsstunden durchzustehen. Nachdem sie zwischen den Kissen eine Fernbedienung entdeckt hatte, ließ sie sich aufs Sofa fallen und schaltete den Fernseher an. Sie hatten zwar den Bildschirm nicht im Blick,
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