Working Mum
Aufzeichnungen. «Und einmal haben Sie Ihren Termin nicht abgesagt. Am 23. März letzten Jahres.»
«Taiwan.»
«Wie bitte?»
«Ich war in Taiwan. Es ist nicht leicht, mitten in der Nacht auf der anderen Seite der Welt abzusagen, wenn man keine Stunde Zeit hat, am Telefon zu hängen und darauf zu warten, dass die Sprechstundenhilfe in Drayton Lane aus purer Langeweile an den Apparat geht.»
Der Arzt rückt sich nervös den Schlips zurecht, der beige ist und offenbar aus Weizenstroh geflochten. «Verstehe, verstehe», sagt er und versteht offensichtlich überhaupt nicht. «Also, ich halte es nicht für vernünftig, Ihnen für ein weiteres Jahr Microgynon zu verschreiben, solange Sie keinen neuen Abstrich haben machen lassen, Mrs. Shattock. Sie haben sicherlich davon gehört, dass die Regierung sich für die Gesundheit des Gebärmutterhalses einsetzt.»
«Ist die Regierung der Ansicht, dass es besser für mich wäre, noch ein Baby zu kriegen?»
Traurig schüttelt er den Kopf. «So würde ich es nicht ausdrücken. Die Regierung ist lediglich daran interessiert, Frauen dazu anzuregen, mittels eines simplen Tests einer lebensgefährdenden Erkrankung vorzubeugen.»
«Also, wenn ich noch ein Baby kriege, bin ich tot.» Gott, ich kann nicht glauben, dass ich das gesagt hab. Was willst du damit sagen, Kate?
«Sie brauchen sich nicht aufzuregen, Mrs. Shattock.»
«Ich rege mich nicht auf», sage ich ziemlich schrill. «Ich bin nur eine viel beschäftigte Frau, die im Augenblick keine weiteren Kinder gebrauchen kann, wenn’s recht ist. Wenn Sie mir also bitte meine Pillen geben könnten.»
Mit einem uralten Kugelschreiber, von dem alte Tinte rotzt, macht sich der Arzt langsam und sorgfältig Notizen. Jedes Wort, das er schreibt, ist von vornherein verwischt. Er fragt mich, ob ich noch andere Symptome habe.
«Aber ich bin nicht krank.»
«Schlafen Sie gut? Wie ist Ihr Schlaf?»
Zum ersten Mal, seit Fay, die Irre, heute Morgen um sechs aufgetaucht ist, entspannen sich meine Gesichtszüge so weit, dass ich ein Lächeln zustande bringe. «Na ja, ich habe einen elf Monate alten Sohn, der Zähne kriegt. Schlaf passt nicht recht zu diesem Umstand, meinen Sie nicht auch?»
Dr. Dobson erwidert meinen Blick, aber mit wachsamen Fältchen um die Augen, Fältchen, die das Lächeln in Anführungsstriche setzen. Mir wird klar, dass dieser Ausdruck auf seinem Gesicht nur als duldsam bezeichnet werden kann. Und wer hat mehr zu erdulden als ein Arzt? All das Leiden, das er mit ansehen muss. Wie dem auch sei, er sagt mir, dass ich kommen kann, wann immer ich es für nötig halte. Ganz gleich, wann. Sagt, er würde gleich die Schwester bitten, mich für einen Abstrich einzuschieben. «Zehn Minuten können Sie sicher erübrigen?»
Sicher nicht, aber ich tu’s.
BÜRORÄUME von Edwin Morgan Forster, 9 Uhr 06:
Komme zu spät und muss unbedingt aufs Klo. Wird aufgeschoben. Habe bis Mittwoch sieben Berichte vorzulegen, nachdem ich mit zwölf verschiedenen Managern konferiert habe. Habe ebenfalls bis Mittwoch ausführliches Briefing über Fiasko mit japanischer Toki Rubber Company vorzulegen. Da kommt Rod Task an meinen Schreibtisch und teilt mir mit, dass ich zwecks Rettung meiner Karriere Jack Abelhammer in New York einen blasen müsse und das, wann wohl, am Mittwoch. Bin nicht sicher, dass tatsächlich von Blasen die Rede war, aber er hat ganz bestimmt gesagt: «Auf den Knien, Schätzchen.»
Von: Kate Reddy
An: Candy Stratton
Tag fing wunderbar an. Abstrich. Wie Sex mit dem Blechbüchsenmann. Können die diesen verdammten Spatel nicht aus Gummi machen, oder würden arme Frauen wie ich dann Schlange stehen, weil sie es zweimal die Woche machen lassen wollen?
Komme sechzehn Minuten zu spät und finde Guy auf meinem Platz, wie er Gott und der Welt erzählt, er sei nahezu sicher, dass ich irgendwann eintreffen würde. Fühlte mich wie der dritte Zwerg und war kurz davor zu knurren: Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen? Hab gar nichts gesagt. Wollte dem kleinen Scheißer nicht die Genugtuung geben.
Außerdem muss ich nach NYC, um Klienten zu beruhigen. Hab Jack Abelhammer noch nie gesehen, aber hasse ihn jetzt schon.
Von: Candy Stratton
An: Kate Reddy
Liebe Desdemona,
nimm dich in Acht vor Guy «Jago» Chase. Lass das Taschentuch nicht fallen, mein Engel. Er ist so wild auf deinen Job, dass er mit den Zähnen knirscht.
PS. Habe Hirnlose Vogelscheuche gevögelt und den Feigen Löwen (Samstagnacht), aber nie den
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