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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
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das aber», sagt die Frau und reibt heftig hinter ihrem rechten Ohr. «Es gehört mehr dazu, eine gute Mutter zu sein, als die genaue Kenntnis der Gemüsevorlieben.»
    «Ruhe. Ruhe im Gerichtssaal!», sagt der Richter. «Rufen Sie Richard Shattock herein.»
    O nein, bitte, lass sie nicht Richard aufrufen. Rich würde nicht gegen mich aussagen, oder doch?

Zweiter Teil

7
    Frohes neues Jahr
    Montag, 5.57: «Uuuund öffne die Welt. Uuuund schließe die Welt. Öffne die Welt und schließe die Welt.»
    Ich stehe mitten im Wohnzimmer, die Beine weit gegrätscht und die Arme über dem Kopf. In jeder Hand halte ich einen Ball, einen von diesen wabbeligen, die sich anfühlen wie der Kopf einer Riesenkrake. Man verlangt von mir, mit den Bällen in der Luft einen Kreis zu beschreiben. «Uuuund öffne die Welt – uuuund schließe die Welt.»
    Die Person, die mir diese Anweisungen gibt, ist eine irrsinnig gut gelaunte Frau um die fünfzig, die einen Kristall an einer Kette um den Hals trägt. Sie leitet wahrscheinlich die Liga zum Schutz irgendwelcher Tiere, die alle anderen Leute von Herzen gern plattgefahren rumliegen sehen würden: Ratten, Fledermäuse, Marder. Fay ist eine persönliche Trainerin, die ich angeheuert habe, damit sie mich bei meinem intensiven Entspannungs- und Fitnessprogramm unterstützen kann. Ich habe sie telefonisch über die Juno Akademie für Gesundheit und Fitness bekommen. Nicht billig, aber ich nehme an, ich werde eine Menge dadurch sparen, dass ich bald wieder in meine Vor-Schwangerschaftskleider passe. Außerdem ist es letzten Endes sicher nicht so teuer wie der Mitgliedsbeitrag in all den Fitnessclubs, in die ich es nie schaffe, weil mir die Zeit fehlt.
    «Dein einziges Work-out, Kate, besteht darin, deine Brieftasche mit all den Mitgliedsausweisen für Fitnessclubs anzuheben», sagt Richard.
    Unfair. Unfair und wahr. Vorsichtigen Schätzungen zufolge hat mich mein diesjähriges Schwimmen im neusten Health Club, das ich zwischen dem Lunch im Conundrum und einer Präsentation in Blackfriars eingeschoben habe, circa 47,50 Pfund pro Bahn gekostet.
    Wie dem auch sei, da erwartete ich also Cindy Crawford in pinkem Lycra, und was steht vor mir, als ich die Tür aufmache? Isadora Duncan in grünem Loden. Das winddurchpustete Elfenwesen, meine persönliche Trainerin, trug die Sorte Doppeldecker-Cape, mit dem uns dereinst Douglas Hurd als Außenminister erfreut hat. «Der Name ist Fay», sagte sie aus einer dieser Reisetaschen heraus, in denen Mary Poppins ihren Hutständer aufzubewahren pflegt, und förderte etwas zutage, das sie als «meine Chi-Bälle» bezeichnete.
    Diese Chi-Bälle langsam und geduldig kreisen zu lassen, war nicht gerade das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich fragte, ob wir nicht vielleicht einen Schritt weitergehen und ein wenig an meinem Bauch arbeiten könnten. «Wissen Sie, ich hatte einen Kaiserschnitt, und ich hab diesen Hautüberhang, der einfach nicht weggehen will.»
    Bei dieser Unterbrechung erschauert Fay wie ein edles Windspiel bei einer Leistungsschau der Schäferhunde. «Mein Ansatz schließt den ganzen Menschen ein, Katya. Ich darf Sie doch Katya nennen? Sehen sie, wenn wir erst mal den Geist befreit haben, dann können wir zum Körper übergehen und nach und nach die verschiedenen Körperteile miteinander bekannt machen, bis wir eine harmonische Kommunikation zustande bringen.»
    «Ehrlich gesagt», entgegnete ich Fay, «ich hab unwahrscheinlich viel zu tun. Könnten wir deshalb nicht einfach sagen: Hallo, Bauchmuskeln, erinnert ihr euch noch an mich? Das wäre phantastisch.»
    «Sie müssen mir nicht erzählen, dass sie viel zu tun haben, Katya. Das sehe ich an ihrem schweren Kopf. Sie haben wirklich einen sehr schweren Kopf. Einen armen, gestressten Kopf. Und der wiederum verursacht einen unerträglichen Druck im Lendenwirbelbereich.»
    Und ich hatte gedacht, man bezahlt diese Leute, damit man sich besser fühlt. Nach dreißig Minuten mit Fay habe ich das Gefühl, ich sollte mich besser einbalsamieren lassen. Jetzt schlägt sie vor, dass ich mich flach auf den Rücken lege, die Arme über den Kopf halte und mir vorstelle, ich liege auf der Folterbank. In Gedanken sehe ich Verräter vor mir, denen man im Tower von London ihre Geheimnisse entlockt – für 25 Pfund die Stunde mit ihrem ganz persönlichen Folterknecht. Laut Fay wird diese Übung mein Rückgrat wieder begradigen, jenes Rückgrat, das eines der kümmerlichsten und verunstaltetsten ist, die Fay je

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