Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
Vom Netzwerk:
früh bei klirrendem Frost zum Flughafen und hoffe, dass das Eis getaut ist, bis ich wieder zurückkomme, oder ich lasse sofort meine Kleider fallen und erinnere uns beide daran, dass Liebe was ist, das man machen kann. Ich bin so erschöpft, dass sich mein Körper nur noch anfühlt wie eine Hülle, nein, es kommt mir vor, als schleppte der lebende Körper einen toten auf dem Rücken mit. Aber ich kann es nicht ertragen, ihn so sitzen zu lassen, und manche Arten von Sex erfordern weniger Zeit und Energie als andere.
    «Bitte, sei auf meiner Seite, Rich», sag ich zu ihm, als ich ein paar Minuten später aufstehe. «Im Büro stehe ich allein gegen alle. Ich will nicht auch noch zu Hause eine Einzelkämpferin sein.»
     
    1.01: Habe fast alle Daten, die ich brauche, ins Pocket Memory eingegeben, als oben ein Schrei ertönt.
     
    4.17: Emily war schon dreimal wach. Kämpft mit der Bettdecke, feuchtes Haar trocknet in krustigen Strähnen auf ihrer blassen Wange. Kann mir nicht sagen, was ihr fehlt. Wie kann sie mir das ausgerechnet heute Nacht antun? Wo ich doch in drei Stunden zum Flughafen muss. Spüre sofort einen schuldigen Stich, dass ich so was überhaupt denken kann. Dann, gerade als ich beschlossen habe, dass es eine Vorabbestrafung dafür ist, dass ich sie allein lasse – wie eine Katze erspürt Emily eine Abreise, ehe der Koffer nach unten gebracht worden ist –, stöhnt sie schließlich: «Mummy, meine Pipi tut weh.»
    Ich gieße ihr eine große Tasse Saft ein und verbringe die folgenden zwanzig Minuten damit, zu einem Notarzt durchzudringen. Er schlägt vor, dass ich ihr Calpol gebe und, gleich wenn die Praxis aufmacht, eine Urinprobe abgebe. Unten versuche ich irgendeinen geeigneten Behälter zu finden, irgendwas Wasserdichtes, das groß genug ist zum Reinpinkeln. Das Einzige, was ich auftreiben kann, ist eine Barbie-Trinkflasche. Das muss reichen. Wieder oben, kniee ich mich neben die Toilette. Kein Glück, ich kann Emily nicht dazu überreden, in die Flasche zu machen.
    «Mummy?»
    «Ja, Schatz.»
    «Können wir im Schwimmbad feiern?»
    «Natürlich, Liebes.»
    Im Handumdrehen ist die Flasche randvoll.
     
    Mittag, JFK Airport, New York: Ein massiger Zollbeamter durchwühlt mein Handgepäck. Völlig unbesorgt verfolge ich, wie er mein Handy, die Ersatzstrumpfhosen und das Otto-Fresssack-Buch herausnimmt, seine fleischige Hand in eine Seitentasche schiebt und die Barbieflasche herausholt. Omeingott. Die hätte ich auf dem Küchentisch stehen lassen sollen. Wenn die Flasche hier ist, wo ist dann das Pocket Memory?
    Zollbeamter schraubt Barbieflasche auf und schnuppert:
    «Ma’am, wie würden Sie diese Flüssigkeit bezeichnen?»
    «Das ist der Urin meiner Tochter.»
    «Ma’am, ich glaube, Sie kommen besser mal mit.»
     
    Nicht vergessen
    An absolut jeden Scheiß zu denken.

16
    Das Final
    Mittwoch, Fairweather Inn, Shanksville, New Jersey
    Wach seit vier Uhr, gefangen in der Drehtür des Jetlag. Zimmerservice gibt es erst ab sechs, deshalb hole ich mir einen widerlich metallischen Kaffee aus dem Automaten auf dem Flur und gebe einen Schuss aus einem Fläschchen aus der Minibar dazu. Whisky macht das Höllengebräu erträglich. Mein Blick fällt auf eine alte Frau im Badezimmerspiegel, und ich gucke weg.
    An diesem Morgen lege ich die volle Armanirüstung für die Schlacht an. Es ist unglaublich beruhigend, eine knisternde weiße Bluse und ein vollkornkeksfarbenes Kostüm überzuziehen mit Säumen so scharf, dass man einen Blinddarm damit entfernen könnte. Ich trage die karamellfarbenen LK-Bennet-Bleistiftabsätze mit weißen Nähten und einer Eingeweide durchbohrenden Spitze. Der Look, auf den ich aus bin, ist: Katharine Hepburn zeigt’s ihnen.
    Zwei Stunden vor dem Final, Momo kommt in mein Zimmer. Sie trägt einen blauen Seidenanzug, ihr dunkles Haar ist zurückgekämmt und hochgesteckt. Innerlich mag sie nervös sein, aber sie sieht so geheimnisvoll gelassen aus, dass sie eine Sekte gründen sollte.
    Heute allerdings muss ich Zuversicht für uns beide haben und die umwerfende Jovialität eines Showmasters ausstrahlen, dessen Vertrag zur Erneuerung ansteht. Wir haben die Präsentation schon fünfzigmal durchgespielt, aber es schadet nicht, all die Don’ts nochmal wieder aufzunehmen.
    «Wenn sie dir was zu trinken anbieten, nimm es nicht, klar? Nenn sie unter gar keinen Umständen bei ihren Vornamen. Das ist ein Ethischer Fonds, diese Leute glauben gern von sich, dass sie Gregg und Hannah genannt

Weitere Kostenlose Bücher