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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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sich 1896 eine politisch-satirische Wochenschrift in München, die über eine Auflage von 80 000 bis 100 000 Exemplaren verfügte, »Simplicissimus« nannte.
    Das ruhige Leben auf dem Einödhof endet, als eine Horde marodierender Soldaten brandschatzend, gewalttätig und folternd über den Hof herfällt. Simplicissimus, der das Grauenhafte nicht begreift, kann sich in den Wald retten, von wo er den Hof in Flammen aufgehen sieht. Er trifft auf einen Einsiedler, der den Knaben, der nicht einmal seinen eigenen Namen zu nennen weiß, aufnimmt und ihn aufgrund seiner Naivität und Einfachheit auf den Namen Simplicius Simplicissimus tauft. Hier lernt er lesen und schreiben und wird im christlichen Glauben unterrichtet.
    Als der Einsiedler stirbt, wird Simplicius Simplicissimus einer gottlosen und lasterhaften Welt ausgeliefert, die so gar nicht den Grundsätzen des Einsiedlers entspricht. Im Kontrast zu dem unschuldigen Knaben erscheinen die geschilderten Niedrig- und Widrigkeiten der ihn umgebenden Welt noch viel mächtiger. Grimmelshausens literarischer Kunstgriff, die Unschuld als Mittel der Kritik zu verwenden, wird hier besonders deutlich. Simplicius durchlebt Gefahr, Not, Verfolgung, Glück und Unglück, Verderbtheit und Krankheit, die den Engelgleichen entstellt, um letztlich wieder dorthin zurükkzukehren, wo seine Geschichte ihren Anfang nahm. Der Roman endet mit der Abkehr Simplicius’ von der Welt, die der moralisierende Grimmelshausen folgendermaßen begründete: »Damit sich der Leser gleich, wie ich itzt thue, entferne der Thorheit und lebe in Rhue.«

MOLIÈRE

    EIN KOMÖDIANT VON WELTRUHM
    Molière gehört zu den meistgespielten Dramatikern der Weltliteratur und zu den weltweit bedeutendsten Vertretern französischer Literatur und Kultur. Seine Fähigkeit, das Lachen und die kritische Beobachtung des Lebens aus wenigen grundlegenden menschlichen Verhaltensweisen und Verhältnissen hervorgehen zu lassen, hat seinen Komödien seit nunmehr drei Jahrhunderten zu immer neuer Zeitnähe verholfen.
    15. 1. 1622
    getauft in Paris
    1643
    Gründung der Truppe des »Illustre Théâtre«
    1645
    Anschluss an eine Wandertruppe
    seit 1658
    ständige Auftritte in Paris
    1659
    künstlerischer Durchbruch mit »Die lächerlichen Preziösen«
    seit 1661
    Auftritte im Palais Royal
    17. 2. 1673
    Tod in Paris
    Als Jean-Baptiste Poquelin wurde Molière wahrscheinlich am 13. oder 14. Januar 1622 in Paris in eine alteingesessene Handwerkerfamilie hineingeboren. Das gut gehende Tapezier- und Einrichtungsgeschäft der Eltern Jean und Marie, geborene Cressé, in der Rue Saint-Honoré bot dem Erstgeborenen später den Titel eines »Königlichen Dekorateurs und Kammerherrn« und damit eine bescheidene Funktion bei Hofe, was Ansehen in der Zunft und einige wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile mit sich brachte. Der Vater finanzierte ihm eine humanistisch-literarische Schulbildung am Jesuitenkolleg Louis-le-Grand und förderte damit die Möglichkeiten, nützliche Beziehungen zu Mitschülern und Lehrern zu knüpfen, die höheren Ständen oder literarischen und philosophischen Kreisen angehörten. Es ist unklar, ob danach eine juristische Ausbildung und der Abbruch dieses Studiums wegen der attraktiven Schauspielerin Madeleine Béjart erfolgten. Dass Molière schon als Kind die lebendige Pariser Theaterwelt erlebte, vielleicht gemeinsam mit seinem theaterbegeisterten Großvater im Theaterhaus des Hôtel de Bourgogne, ist durchaus vorstellbar. Auch die neue Seinebrücke Pont-Neuf mit ihren Straßentheatern war nicht weit vom Wohnhaus der Poquelins in der Markthallengegend entfernt; Possenreißer und Schauspieler wurden von Ärzten und Apothekern auf offener Straße als Kundenattraktionen eingesetzt; und auch die quirligen italienischen Stegreifkünstler der Commedia dell’Arte vergnügten schon lange das Pariser Publikum.
    SCHAUSPIELER EINER PARISER BÜHNE UND WANDERJAHRE
    Ein unwiderstehlicher Drang zur Bühne, vielleicht auch zum freieren Leben der Schauspieler, das er im Umfeld seiner Geliebten, der schon berufsmäßigen Schauspielerin Madeleine Béjart, kennen lernte, war vermutlich der ursprüngliche Antrieb, der den 20-jährigen Moliére veranlasste, bei den Vorbereitungen zur Gründung einer neuen Pariser Theatertruppe mitzumachen. So entstand 1643 das »Illustre Théâtre« als Gemeinschaftsprojekt Molières mit der erfahrenen Schauspielerfamilie Béjart. Es war keine schlechte Truppe, die 1644 erstmals am linken Seineufer

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