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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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Tübinger Autenriethische Klinikum ein. Diese Einweisung verhinderte eine Verhaftung Hölderlins im Zusammenhang mit einer revolutionären jakobinischen Verschwörung in Württemberg, in die vor allem sein Freund Sinclair verwickelt war. Nach erfolglosen Therapieversuchen wurde Hölderlin ein Jahr später als hoffnungsloser und pflegebedürftiger Fall aus dem Krankenhaus entlassen. Der Tübinger Schreinermeister Ernst Zimmer nahm den kranken Dichter in seinen Haushalt auf. Die Pflegekosten bestritt man aus den Zinsen seines Erbes und aus einer Gratifikation, die Hölderlins Mutter zu Pflegezwecken von der Landesregierung überwiesen bekam. Als sie 1828 starb, gingen die Zahlungen weiter. Bei seinem Pfleger lebte Hölderlin, zunehmend ins Dunkel versinkend, weggeschlossen in einem turmartigen Anbau am Haus bis zu seinem Tod am 7. Juni 1843.
    Nach der Rückkehr aus Frankreich hatte Hölderlin in den Jahren 1802/03 an den Übersetzungen der Trauerspiele des Sophokles »Ödipus der Tyrann« und »Antigone« gearbeitet. In diesen Übersetzungen versuchte er auch den orientalischen Ursprung der griechischen Kultur nachzuweisen. 1803 übertrug und kommentierte Hölderlin außerdem die Fragmente von Pindar. Im Zuge dieser Arbeit stellte er die Frage nach dem Verhältnis von Mensch und Gott und nach der Stellung des Menschen in der Gesellschaft und der Geschichte zur Diskussion. Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass mit diesem Datum die wirklich schöpferische und geniale Leistung Hölderlins ihr Ende gefunden hatte. Die spätesten, mit »Hölderlin« oder mit »Scardanelli« unterschriebenen Gedichte hat man als verworrene Produkte eines Geisteskranken abgetan. Erst in neuerer Zeit hat man ihre stilisierte Schönheit erkannt und entsprechend gewürdigt. Die meisten sind Jahreszeitengedichte und thematisieren die Beziehung des Menschen zu Gott; so auch das Gedicht »An Zimmern« von 1812, das Hölderlins Leben exemplarisch zu beleuchten scheint: »Die Linien des Lebens sind verschieden/ Wie Wege sind, und wie der Berge Gränzen./ Was hier wir sind, kann dort ein Gott ergänzen/ Mit Harmonien und ewigem Lohn und Frieden.«
    ›Was aber bleibet, stiften die Dichter.‹
    Friedrich Hölderlin
    DIE LETZTEN JAHRE
    Hölderlin verbrachte nach dem Ausbruch seiner Geisteskrankheit die letzten Jahrzehnte seines Lebens von 1807 bis 1843 in einem Turmzimmer im ersten Stock des in Tübingen gelegenen Hauses von Ernst Zimmer, einem Schreinermeister, der sich bis zu seinem Tod 1838 um Hölderlin kümmerte.
    Zimmer hatte für die Klinik gearbeitet, in die Hölderlin 1806 eingeliefert wurde, und war ein großer Bewunderer des Dichters und insbesondere von dessen Briefroman »Hyperion«. Die Pflegekosten wurden aus Hölderlins Erbe, ergänzt durch einen Zuschuss des Landes, bestritten. Zimmer lieferte regelmäßige Berichte über den Gesundheitszustand Hölderlins an dessen Mutter, die ihren Sohn in seinem Turmzimmer niemals besuchte.

LUDWIG TIECK

    KÖNIG DER ROMANTIK
    Ludwig Tieck gilt als der produktivste und wandlungsfähigste Autor der Frühromantik, der mit »Franz Sternbalds Wanderungen« die Gattung des Künstlerromans und durch Werke wie »Der gestiefelte Kater« die Märchennovelle gestaltete. Darüber hinaus ist er mit seinen frühen Erzählungen ein Wegbereiter der modernen sozialen Satire, regte die Sammlung und Erschließung mittelalterlicher Literatur an und übersetzte Klassiker der Weltliteratur.
    31. 5. 1773
    Geburt in Berlin
    1792–1794
    Studium in Halle (Saale), Göttingen und Erlangen
    ab 1825
    Hofrat und Dramaturg am Hoftheater in Dresden
    um 1797
    Bekanntschaft mit den Brüdern Schlegel
    ab 1842
    Berater des Hoftheaters in Berlin
    28. 4. 1853
    Tod in Berlin
    Im Herbst 1796 erschien in Deutschland ein schmales Buch mit dem Titel »Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders«. Ein Autor war nicht genannt, und man vermutete, dass dieser Lobpreis mittelalterlicher Kunst und Malerei, dieses Hohelied auf Albrecht Dürer und Raffael, von Johann Wolfgang von Goethe stammen könnte. Doch der Verfasser war ein 23-jähriger Student der Rechtswissenschaft aus Berlin namens Wilhelm Heinrich Wackenroder. Der wiederum war ein enger Freund Johann Ludwig Tiecks und hatte diesen animiert, an diesem Buch, das zu einem Bestseller der deutschen Romantik werden sollte, mitzuwirken. In einer poetisch gehobenen, schwärmerischen Sprache verherrlicht es die Kunst als ein Zeugnis Gottes, als Dienerin der Religion und als

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