Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
1805/06, Prag 1813 oder nach London 1817 –, lebte Tieck auf diesem Gut bis 1818. Dort schrieb er relativ wenig Eigenes, widmete sich vielmehr philologischen Studien und der Herausgabe literarischer Werke, nicht zuletzt solcher des Mittelalters, beispielsweise der »Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter« (1803), die den jungen Jacob Grimm zu ersten germanistischen Forschungen anregten. In der Sammlung »Phantasus« (1812–16) verknüpfte Tieck Dichtungen seiner Jugendzeit mit späteren, dem Realismus nahe stehenden Werken.
HOFTHEATER IN DRESDEN UND BERLIN
Nach dem Tod Graf Finckensteins zog Tieck nach Dresden. Jetzt hatte er noch einmal eine fruchtbare Schaffensperiode, die in der Literaturgeschichte besonders deshalb diskutiert wird, weil in seinen damaligen Arbeiten eine Abkehr von der Romantik und die Begründung der realistischen Novellentradition des 19. Jahrhunderts gesehen wird. Seit 1825 war Tieck als – heftig umstrittener – Dramaturg für das Dresdner Hoftheater tätig, wo er vor allem Stücke Goethes, Cervantes’ und Shakespeares inszenierte. Immer wieder trafen ihn schwere Schicksalsschläge: Während der Fahrt zur Kur in Baden-Baden 1836 erlitt er einen Verkehrsunfall, 1837 starb seine Ehefrau. Noch mehr verdüsterte der Tod seiner Lieblingstochter Dorothea die letzten Dresdner Jahre. Tiecks 1840 erschienener Roman »Vittoria Accorombona« gilt als letzter überzeugender Kraftakt seines Schaffens.
DAS LITERARISCHE WERK LUDWIG TIECKS
Sommernacht (1789)
Peter Lebrecht (1795/96)
Die Geschichte des Herrn William Lovell (3 Bände, 1795/96)
Volksmährchen (3 Bände, 1797)
Franz Sternbalds Wanderungen (2 Bände, 1798)
Phantasien über die Kunst, … (1799)
Kaiser Octavianus (1804)
Phantasus (3 Bände, 1812–16)
Der Aufruhr in den Cevennen (1826)
Gesammelte Novellen (14 Bände, 1835–42)
Kritische Schriften (4 Bände, 1848–52)
1842 folgte der Dichter einer Einladung von König Friedrich Wilhelm IV. und übersiedelte nach Berlin, wo er am Potsdamer Hoftheater wirkte. Wenngleich die unter seiner Mithilfe entstandenen Theaterinszenierungen, etwa die »Antigone« oder »Ein Sommernachtstraum«, beim Publikum keinen Erfolg hatten, hielt der König als treuer Bewunderer an Tieck fest. Nach einem schweren Schlaganfall 1842 verschlechterte sich Tiecks Gesundheitszustand zunehmend. 1849 musste der passionierte Leser Tieck seine 16000 Bände umfassende Bibliothek verkaufen – obwohl er diese bereits verpfändet hatte –, um seinem in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Bruder Friedrich zu helfen. Am 28. April 1853 starb er, seit 1851 schwer gichtleidend ans Bett gefesselt, in dürftiger materieller Lage, vereinsamt in Berlin.
Ohne ihn, ihren produktivsten Dichter, hätte sich die literarische Romantik im deutschen Geistesleben nicht so glänzend entwickelt, wie sie das tat. Den Zeitgenossen galt Tieck als »König der Romantik«, so Friedrich Hebbel, und als genialer Vorleser, als »größtes mimisches Talent, das jemals die Bühne nicht betreten« habe, so Clemens Brentano. Dennoch: Schnell verdunkelte eine neue Dichtergeneration, zu der etwa Achim von Arnim und Clemens Brentano gehörten, den Ruhm des umfangreichen Werkes aus der Feder Tiecks, das bis heute auf eine angemessene Würdigung wartet.
E. T. A. HOFFMANN
WERKE UND TAGE EINES ROMANTISCHEN GENIES
Wovon soll bei diesem ungewöhnlichen Leben die Rede sein? Von Ernst Theodor Wilhelm (Amadeus) Hoffmann als pflichtbewusstem preußischem Kammergerichtsrat oder als Künstler? Beide Lebensläufe scheinen einander auszuschließen und beeinflussen sich zugleich. Schon die Künstlervita allein ist auf keinen einfachen Nenner zu bringen: Hoffmann war als Dichter, Musiker, Komponist, Maler und Zeichner der Prototyp des universellen romantischen Künstlers.
24. 1. 1776
Geburt in Königsberg
1792 bis 1795
Jurastudium in Königsberg
1798 bis 1800
Berliner Referendariat dank seines Patenonkels J. H. Doerffer
1804
Beginn der Künstlerkarriere
1814
Rückkehr in den Staats dienst am Berliner Kammergericht
25. 6. 1822
Tod in Berlin
Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann wurde am 24. Januar 1776 in Königsberg geboren. Der Vater, Christoph Ludwig Hoffmann, Anwalt am Königsberger Hofgericht, entzog sich der glücklosen Ehe, die 1778 geschieden wurde. Die wenig liebevolle Mutter zog daraufhin in das Haus ihrer Verwandten, wo ihr älterer Bruder das erzieherische Regiment übernahm. Hoffmann litt sehr unter der Abwesenheit des Vaters.
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