Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)
erläutern zu müssen.
»Wie funktioniert die Falle dann?«
»Madeleine«, er seufzte möglichst diskret,
»ich muss natürlich bei dir vorbeikommen und die Dämonen hineintreiben.«
»Selbstverständlich!«
»Du solltest so schnell wie möglich diese
Falle aufstellen und die Quaggas bereithalten. Sie enthalten ein spezielles Pulver,
das ich in der letzten Nacht für dich gemischt habe. Dann warten wir 24 Stunden.
Ich komme und fange sie. Danach hängen wir die Quaggas auf. Und schon ist das Problem
gelöst – du wirst deine Ruhe haben.«
Mit leichterem Herzen bezahlte Claudines
Tante für Papa Desmonds Unterstützung und nahm ein Taxi zum Bahnhof. Wie sie ihrem
Mann diese Ausgaben erklären sollte, wusste sie allerdings noch nicht. Darüber würde
sie auf der Heimfahrt nachdenken.
17
Burkhard Grün war schlecht gelaunt.
Er wartete im Dunkeln auf seine Kontaktperson,
die sich offensichtlich verspätet hatte.
»Auch das noch!«, fluchte er. »Nun bin ich
schon zum zweiten Mal hier. Wenn das so weitergeht, kann ich mich gleich einmieten.«
Sein schwarzer Audi parkte nahezu unsichtbar
am Waldrand.
Die Fahrt nach Freiburg würde ihn mindestens
sechs bis sieben Stunden kosten, da käme er erst zum Frühstück zu Hause an. Er grunzte
ungnädig. Das würden seine Auftraggeber teuer bezahlen, nahm er sich vor.
Er zog die Skimütze über das Gesicht.
Ungeduldig vor sich hin brütend, schreckte
er zusammen, als plötzlich die Fondstür aufgerissen wurde und sich eine Gestalt
auf den Rücksitz schob. Die Innenbeleuchtung des schwarzen ›Q7‹ war ausgeschaltet.
In seinem Geschäft ging es, neben vielen anderen Details, auch um absolute Anonymität.
Schließlich war er Profi. Dumme Anfängerfehler unterliefen ihm nicht.
»Na endlich!« Seine Stimme hatte den knirschenden
Klang eines Eisbergs, der sich an einem anderen rieb.
»Hier.« Durch die Maske bekam die Stimme
seiner Kontaktperson einen dumpfen Unterton.
Eine Tüte plumpste über die Lehne des Beifahrersitzes.
Leicht öffnete sie sich und gab den Blick
auf ihren blutigen Inhalt frei.
»Gefunden?«
»Nein.«
»Dann such es gefälligst! Vorgehen wie hier!
Du weißt, was dir blüht!«, drohte Burkhard Grün übellaunig. »Ich höre es in den
Nachrichten und stehe dann wieder hier.«
»Wenn der andere es auch nicht hat?«
»Dann machst du weiter, bis du es hast!
Blöde Frage!«, fauchte er. »Los – raus!«
Unbeholfen kletterte die ebenfalls ganz
in Schwarz gekleidete Gestalt wieder aus dem Wagen.
Ohne einen Blick zurückzuwerfen, raste Grün
los.
Der aufgewirbelte Kies spritzte auf.
»Tja – das Leben ist grausam«, lachte er
emotionslos. »Manch ein Toter zieht andere magisch nach.«
18
»Guten Morgen«, begrüßte Michael Wiener fröhlich den lockigen
Ökologiestudenten und schickte sich an, ihn auf seinem Weg zur Vorlesung zu begleiten.
Das war dem jungen Mann offensichtlich nicht recht.
»Was wollen Sie noch?«, fuhr er den Kripobeamten
patzig an.
»Wir haben Ihren Namen mit Norbert Grundmann
notiert. Falls Sie sich an meinen nicht mehr erinnern können: Michael Wiener. Vielleicht
haben Sie ein bisschen Zeit für einen Kaffee?«
Norbert Grundmann blieb stehen und musterte
Wiener geringschätzig von oben bis unten.
»Seh ich vielleicht aus wie jemand, der
mit der Polizei Kaffee trinken geht?«, fragte er dann und setzte eine arrogante
Miene auf.
»Wenn Sie mich so fragen – ja. Sie sehen
ein, dass ich noch mehr Informationen brauche, um den Mord an ihrer Freundin Claudine
aufzuklären. Und Sie haben längst erkannt, dass Mithilfe in diesem Fall nur positiv
sein kann, schließlich sind Sie ein intelligenter Mensch. Aber vielleicht möchten
Sie nicht in der Mensa mit mir sitzen? Ich schlage vor, wir gehen in ein Café.«
Norbert Grundmann blies die Backen auf und
warf seinem Gegenüber einen Blick zu, der offen damit drohte, dem anderen die Faust
zwischen die Zähne zu schlagen, falls er auf diesem Gespräch bestünde. Doch dann,
wie aus heiterem Himmel, breitete sich ein schiefes Lächeln in seinem Gesicht aus,
und seine Haltung wurde entspannter.
»Schätze, der Polizei kann man ein solches
Angebot nicht abschlagen.«
Wiener grinste zurück.
Norbert Grundmann schob seinen Rucksack
zurecht. »›Im Dreyer‹!«
Sie wählten einen Tisch in der Ecke und bestellten an der
Theke zwei große Milchkaffee.
»Gestern erzählten Sie uns, Claudine habe
Angst gehabt.«
»Nun, das stimmt ja auch.«
»Hat sie mit Ihnen darüber
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