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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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nervös zurück. »Sollten wir lieber Verstärkung anfordern?«
    »Ja. Vielleicht. Also sei vorsichtig!«,
mahnte Skorubski ungerührt.
    »Wer macht auf?« Wieners Gesicht verriet
seine Anspannung.
    »Du. Ich gehe zuerst rein!«, entschied der
ältere Kollege.
    Die Waffe im Anschlag, stieß Wiener die
Tür weit auf. Skorubski stürmte an ihm vorbei und zielte in den Flur, drehte sich
um, sah hinter der Tür nach. Nichts.
    Links führte eine Tür ins Bad.
    Nichts.
    Im Schlafzimmer.
    Ebenfalls nichts.
    »Die Wohnung ist sauber«, stellte Skorubski
fest, nachdem sie alle Räume inspiziert und überall das Licht eingeschaltet hatten.
    »Er hat die Tür wohl nicht ins Schloss gezogen,
um kein Geräusch zu machen. Neugierige Nachbarn als Zeugen waren nicht erwünscht.«
    »Was für ein Chaos!«
    Stühle und Tische waren umgestürzt, Bücher
aus dem Regal gerissen und über den Boden verstreut. Zusammen mit den Wäschestücken
und den Nahrungsmittelresten bildeten sie eine knöcheltiefe, bunte Schicht auf dem
Teppich des Wohnraumes.
    Skorubski seufzte.
    »Wir sind zu spät gekommen. Ich rufe die
Spurensicherung.«
    Unterlagen aus den Seminaren, Kontoauszüge,
Notizzettel und Fotografien formten das Durcheinander im Schlafzimmer.
    »Hier wurde offensichtlich intensiv gesucht.«
    »Sieht ganz so aus. Peter hat ja schon Derartiges
vermutet. Wenn die beiden Fälle wirklich miteinander zu tun haben, könnte der Täter
bei Claudines Freund nach etwas gesucht haben, das sie ihm zur Aufbewahrung überlassen
hatte.«
    »Aber genau das hat er doch bestritten«,
erinnerte Wiener den Kollegen. »Er hat gesagt, Claudine würde ihn nie in Gefahr
gebracht haben.«
    »Was, wenn sie gar nicht wusste, wie gefährlich
das Ding ist – was auch immer es sein könnte.«
    »Aber warum hat der Mörder es dann nicht
zuerst bei Claudine gesucht? Wäre doch logisch, es zunächst beim Besitzer zu probieren,
oder?«, wandte Wiener ein.
    »Ja.« Skorubski fuhr sich über sein bartstoppeliges
Kinn. Wiener erschauderte. Das Geräusch verursachte bei ihm eine Gänsehaut. »Aber
mal angenommen, es war ein Gegenstand, von dem der Mörder wusste, dass sie ihn immer
bei sich trug. Als er ihn in ihrer Tasche nicht finden konnte, ging er davon aus,
sie habe ihn aus ihrer unmittelbaren Nähe entfernt. Eben einem Freund zur Aufbewahrung
gegeben. Wenn er so denkt, muss er ihr Zimmer nicht durchsuchen.«
    »Was könnte das nur gewesen sein? Vielleicht
etwas von großem Wert«, überlegte Michael Wiener weiter. »Wir werden die Freunde
noch einmal befragen müssen.«
     
    Nachtigalls Handy klingelte.
    Er knurrte unwillig, als er von dem Einbruch
in Meinert Hagens Wohnung hörte.
    »Das bedeutet doch, dass jeder, der mit
Claudine auch nur bekannt war, in Lebensgefahr schwebt«, stellte der Hauptkommissar
entsetzt fest. »Jeder!«

31
     
    Im Büro angekommen, machte Albrecht Skorubski erst einmal
seinem Ärger Luft.
    »Vertuschungsmord! Ich kann gar nicht glauben,
dass dieser Schubert wirklich von solch einer Motivlage ausgeht. Der kann sich nur
von seiner Lieblingsidee schwer verabschieden«, schimpfte er mit zornrotem Gesicht.
»Ich kann mich tatsächlich nicht an einen einzigen Fall erinnern, in dem ein ausländerfeindlicher
Hintergrund durch einen Mord an einem Deutschen hätte vertuscht werden sollen. Im
Gegenteil! Diese Typen versuchen eher, einen Mord an einem Ausländer, der aus anderen
Motiven begangen wurde, für sich zu reklamieren.«
    »Fühlst du dich jetzt besser?« Nachtigall
grinste. »Lasst uns mal sehen, was wir tatsächlich haben, dann geht es weiter. Diese
Idee mit der Vertuschungstat können wir nicht einfach verwerfen, nur weil sie uns
nicht gefällt. Wir wissen nicht, was der Täter gesucht hat – Tatsache ist: Es ist
nicht auszuschließen, dass die Wohnung nur nach Bargeld durchsucht wurde, nachdem
der Mörder den Schlüssel in der Tasche des Opfers gefunden hatte. Wir müssen also
klären, ob Meinert Hagen größere Geldbeträge bei sich aufbewahrte.«
    »Wer ist denn heute noch so leichtsinnig?
Alle bringen ihr Geld auf die Bank«, widersprach Michael Wiener. »Ich kenne niemanden,
der zu Hause seine Ersparnisse aufbewahrt. Echt niemanden!«
    »Ich schon«, widersprach Skorubski. »Aber
das sind ältere Menschen, die den Banken grundsätzlich misstrauen.«
    »Um das zu klären, müssen wir fragen«, stellte
Nachtigall trocken fest. »Die Familie, die Freunde, Claudines Tante … alle, die
mit den Opfern irgendwie Kontakt hatten. Meinert

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