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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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erwartete niemanden.
    Sie hatte auch in den letzten Wochen nichts
bestellt.
    Ihre Gedanken überschlugen sich.
    Die Buchbestellung bei ›Amazon‹? Nein, die
Bücher hatte sie schon bekommen. Sie saß hoch aufgerichtet auf der Couch und spürte,
wie sich der Schweiß unter ihrem BH und am Hosenbund sammelte. Ihr Herz raste. Nun
war sie also doch entdeckt. Jemand war darauf gekommen.
    Sie hielt den Atem an und wartete.
    Es klingelte erneut.
    Heide stand vorsichtig auf und huschte ans
Küchenfenster.
    Als sie die beiden Männer sah, die, offensichtlich
von ihrer Abwesenheit überzeugt, wieder auf dem Weg zum Parkplatz waren, wäre sie
vor Erleichterung beinahe ohnmächtig geworden.
    Sie konnte ja nicht ahnen, dass sie zwei
Beamten der Kriminalpolizei hinterherstarrte.
     
    Michael Wiener fuhr nach Schmellwitz, einem Stadtteil von
Cottbus.
    Der erste Name, Rosalind Bauer, führte ihn
in die Rudnickistraße.
    Es dauerte eine Weile, bis er den richtigen
Block gefunden hatte, und als er läutete, hatte er schon eine ziemlich lebendige
Vorstellung von der Frau, die er nun treffen würde. Den Kommentaren nach zu urteilen,
welche die erfragte Wegbeschreibung jeweils begleiteten, musste es sich um eine
echte Xanthippe handeln.
    »Was? Polizei? Was soll ich denn nun schon
wieder ausgefressen haben?«, polterte sie noch im Hausflur und ließ Wiener gar keine
Chance zu erklären, warum er gekommen war.
    »Kriminalpolizei Cottbus. Wiener mein Name.«
    »Mir ist das völlig schnurz, wie Sie heißen«,
stellte die Frau in einer Lautstärke fest, die jeden Bagger übertönt hätte.
    »Ich komme wegen des Mordes an Claudine
Caro«, nahm Wiener einen neuen Anlauf.
    »Wem? Ich kenne niemanden, der so einen
komischen Namen hat«
    »Sie hat bei ›Burger King‹ bedient«, erklärte
der Beamte.
    »Ach, die Schwarze, die man umgebracht hat?
Und da kommen Sie zu mir?« Diesmal hatte die Frage eindeutig einen drohenden Unterton.
Frau Bauer stützte ihre Fäuste in die Taille und baute sich in voller Größe vor
dem Polizisten auf. Dabei verrutschten ihre Ärmel und gaben den Blick auf Bizeps
frei, die einem Preisboxer angemessen gewesen wären.
    Gegenüber wurde eine Wohnungstür aufgerissen,
und das zornrote Gesicht eines bärtigen Mannes schob sich in den Spalt.
    »Hey Rosalind! Mir egal, wen du umgebracht
hast. Wenn du nicht sofort in deine Wohnung verschwindest und mich weiter beim Schlafen
störst, wirst du diesen Tag wohl kaum überleben! Pack dich!«
    »Sei du doch still, Herbert Gärtel, sonst
zeige ich dir, wie du schnell in Tiefschlaf fallen kannst!« Steifbeinig machte sie
sich auf den Weg über den Gang, um dieses Angebot auch sofort in die Tat umzusetzen.
    »Frau Bauer! Ich habe ein paar Fragen an
Sie«, versuchte Michael Wiener sie von ihrem Vorhaben abzubringen, doch sie schob
ihn einfach beiseite und setzte ihren Weg fort.
    »Nehmen Sie diese Frau bloß gleich mit!
Die ist gemeingefährlich!«, kreischte der schmächtige Nachbar aufgebracht.
    »Ich werde dir gleich zeigen, wie gemeingefährlich
ich bin!«, keifte die Nachbarin zurück. Doch darauf war Herr Gärtel wohl nicht erpicht.
Er schlug ihr die Tür vor der Nase zu und öffnete sie auch nicht mehr, obwohl Frau
Bauer ihn mehrfach kreischend mit den Worten »Mach sofort die Tür wieder auf, du
feiger Zwerg!« dazu aufforderte.
    Wiener wartete ab, bis sie sich etwas beruhigt
hatte.
    »Dieser feige Kerl! Da sehen Sie es selbst!
Erst droht er mir – und dann tut er so, als hätte ich mit dem Streit angefangen.«
Sie schüttelte die geballte Faust in Gärtels Richtung. »Warte nur!«
    Mit Mühe gelang es dem Ermittler, das Gespräch
wieder auf die Ermordung Claudine Caros zu bringen. Ohne ihn in die Wohnung zu bitten,
erzählte Frau Bauer ihm, was zwischen ihr und ›der Schwarzen hinter der Kasse‹ vorgefallen
war. Frau Bauer hatte für ihre Kinder etwas zu essen bestellt und bezahlt. ›Die
Schwarze hinter der Kasse‹ packte Zug um Zug alles in eine braune Packpapiertüte.
Frau Bauer nahm die Tüte und stellte fest, dass ein Menü fehlte. Daraufhin stellte
sie ›die Schwarze hinter der Kasse‹ umgehend zur Rede – doch die behauptete nun,
sie sei gerade dabei, das zweite Menü zu richten, und jedes Kind bekäme eine eigene
Tüte. Doch Frau Bauer wollte sich nichts vormachen lassen. Konnte ja jeder behaupten.
Sie schlug zu. Einmal kräftig mitten ins Gesicht der Frau. Selbst der Geschäftsführer
stellte sich hinter die Angestellte, aber das war ja auch nicht anders

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