Wovon träumt ein Millionär?
Sie entdeckte eine wunderschöne rosa und blau gemusterte Babydecke, die über einem handgefertigten Lehnstuhl lag, und wandte Mary den Rücken zu. „Dieser Chenille-Stoff ist ganz reizend. Er erinnert mich an die Kuscheldecke, die deine Mutter jahrelang mit sich herumtrug. Immer, wenn das Hausmädchen die Decke waschen wollte, wurde sie …“ Abrupt verstummte Grace und räusperte sich.
Mary war erleichtert, dass sie in dem Moment das Gesicht ihrer Großmutter nicht gesehen hatte. Schnell wandte sie sich einem Regal mit Kinderspielzeug zu und wechselte das Thema. „Babys sind nicht viel größer als Puppen, oder?“
„Für kurze Zeit, ja“, erwiderte Grace überraschend sanft. „Aber bevor du dich versiehst, sind sie erwachsen. Dann entscheiden sie selbst, was sie tragen wollen. Oder wen sie heiraten wollen. Ohne dich vorher nach deiner Meinung zu fragen.“
„Da sind Sie ja“, unterbrach eine männliche Stimme das Gespräch der beiden. „Ich habe in Ihrem Büro angerufen, und Olivia meinte, dass Sie …“
„Ethan?“ Durch die Unterhaltung mit ihrer Großmutter abgelenkt, hatte Mary nicht bemerkt, wer sich ihnen da genähert hatte. Jetzt war es zu spät, um sich noch unbemerkt davonzustehlen.
Als Ethans Blick auf Grace fiel, verwandelte er sich innerhalb von wenigen Sekunden von dem lockeren Typen, der er eben noch gewesen war, in einen kühlen Geschäftsmann. „Mrs. Harrington. Welch angenehme Überraschung.“
„Das wage ich zu bezweifeln“, erwiderte die alte Dame trocken.
Bevor ihre Großmutter auf die Idee kommen konnte, dass es sich bei dem alleinstehenden Vater um Ethan handeln könnte, sagte Mary schnell: „Ich organisiere einige Feiern für Mr. Curtis.“
„Ist das so?“, sagte Grace und schürzte die Lippen. Sie sah aus, als wäre ihr soeben der Geruch von faulendem Fisch in die Nase gestiegen. Die Vorstellung, dass ihre blaublütige Enkelin für einen Emporkömmling arbeitete, der praktisch das Familienunternehmen gestohlen hatte, bereitete ihr Übelkeit. „Wann hat er dich engagiert?“
Mit anderen Worten: Wie lange geht das schon so – und warum war ich nicht informiert?
„Erst vor wenigen Wochen“, entgegnete Mary.
„Und jetzt hat er eine geschäftliche Besprechung mit dir? Bei einem Babyausstatter?“
„Nein.“
Ethan spürte, dass Mary nicht mehr weiterwusste. Galant kam er ihr zu Hilfe. „Wir wollten uns eigentlich in einem Restaurant in der Nähe treffen. Aber dann habe ich Ihre Enkelin durchs Schaufenster entdeckt und mir spontan überlegt, dass wir den Termin ja auch vorziehen könnten. Wie Sie wissen, Mrs. Harrington, habe ich wenig Geduld und noch weniger Zeit. Ich war heute in der Gegend, um mich mit einem Kunden zu treffen. Es gibt einige Dinge, die ich mit Miss Kelley zu besprechen habe und die keinen Aufschub dulden. Glücklicherweise hat sie zugestimmt, sich kurzfristig mit mir zu treffen.“
„Glücklicherweise hat sie überhaupt zugestimmt, Sie als Kunden anzunehmen, Mr. Curtis“, sagte Grace kühl.
Er nickte. „Ihre Enkelin ist sehr talentiert.“
„Das ist mir durchaus bewusst.“
„Jetzt, wo Sie wissen, dass Ihre Enkelin den Brunch am Samstag organisiert, könnten Sie sich eigentlich noch einmal überlegen, ob Sie nicht vielleicht doch kommen wollen, nicht wahr?“
„Vielleicht“, erwiderte sie knapp und wandte sich Mary zu. „Ich muss los, meine Liebe.“
„Aber das Geschenk für die Zwillinge …“
„Dieser Shop scheint doch eher etwas für Neureiche zu sein – und du weißt, dass ich das nicht mag.“ Auch ohne dass sie ihn dabei direkt ansah, wusste Ethan, dass diese Spitze ihm galt. „Die Anklage gegen deinen Vater wurde fallen gelassen, wie ich hörte?“
„Ja“, antwortete Mary. Sie war überrascht, dass ihre Großmutter dieses Thema ansprach, ja, sich überhaupt dafür interessierte.
„Das war eine schlimme Geschichte. Aber wir befanden uns nicht in der Position, um ihm helfen zu können.“ Nach zwei Wangenküsschen für Mary wandte Grace sich zum Gehen. Sie würdigte Ethan keines Blickes.
„Diese Frau könnte mich gar nicht mehr hassen, selbst wenn ich ihr auf die Schuhe gespuckt hätte“, murmelte Ethan.
„Oh doch, das könnte sie.“
„Sie glauben, dass ich Ihrer Familie das Unternehmen einfach weggenommen hätte.“
„Haben Sie es denn nicht getan?“
Er blickte sie an, und seine Augen funkelten selbstbewusst. „ Harrington Corp. war in Schwierigkeiten. Ihr Großvater hat Fehler gemacht. Er
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