WoW 01 - Aufstieg der Horde
und er kann ihn jedermann in seinem Clan anbieten. Wer will als Erster vortreten, um seine Loyalität zu beweisen und seinen Segen zu erhalten?«
Gul'dan drehte sich ein wenig nach rechts, um Schwarzfaust sehen zu können. Der grinste und öffnete den Mund, um zu antworten, als eine wilde, vertraute Stimme durch die Nacht drang.
Nein,
dachte Durotan,
nein... nicht er
...
Drakas Hand umklammerte fest seinen Arm. »Wirst du ihn warnen?«
Durotans Kehle war wie zugeschnürt. Er konnte nicht sprechen, schüttelte nur den Kopf. Nein, der schlanke, aber dennoch imposante Orc, der nach vorn trat, war zwar sein Freund, aber niemand durfte erkennen, dass er wusste, was vor sich ging.
Nicht einmal für Grom Hellschrei.
Der Häuptling des Kriegshymnen-Clans schritt durch die Menge, bis er vor Gul'dan stand. Schwarzfaust schaute ihn ein wenig verstimmt an. Sicher hatten Gul'dan und Schwarzfaust abgesprochen, dass der Kriegshäuptling zuerst trinken würde.
Gul'dans Mund verzog sich zu einem Lachen. »Immer bereit, den Augenblick zu nutzen, werter Grom«, sagte er, verbeugte sich leicht und gab den Kelch mit der wirbelnden grünen Flüssigkeit an Grom. Wellen der Hitze und des Lichts stiegen daraus auf, und Groms Gesicht – bereits bemalt, um Angst bei seinen Gegnern und Respekt bei seinen Verbündeten hervorzurufen – sah noch furchteinflößender aus.
Er zögerte nicht, hob den Kelch an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck. Durotan beobachtete ihn und wartete angespannt auf das, was geschehen würde. Vielleicht stammte der Brief ja nicht von jemand Wohlwollendem, sondern jemand mit üblen Absichten, und es würde nicht...
Gul'dan hatte kaum den Kelch von Grom zurückerhalten, als sich der andere Orc versteifte und sich dann schüttelte. Er taumelte einen Moment, und die Menge raunte vor Sorge. Durotan starrte mit Schrecken, als Groms Körper auf einmal pulsierte und zuckte. Vor seinen Augen verbreiterten sich Groms für einen Orc schmale Schultern. Seine Rüstung knackte, als sie sich über den neuen, kraftvolleren Körper spannte. Dann war es vorbei, und Grom straffte seine Haltung. So groß, wie er immer gewesen war, und doch neu gebildet von der grünen Flüssigkeit, die ihn noch kräftiger gemacht und ihm stärkere Muskeln gegeben hatte, ließ er den Blick über die Menge schweifen.
Was Durotan von seinem Gesicht sehen konnte, war glatt und wirkte gesund, war aber vollständig grün.
Grom warf den Kopf zurück und schrie. Der Schrei war lauter, als Durotan ihn jemals hatte schreien hören. Es war, als würde ihm ein Messer durch den Körper schneiden. Durotan hielt sich die Ohren zu, so wie fast jeder andere. Aber er konnte den Blick nicht von Groms Gesicht wenden.
Groms Augen glühten rot.
»Wie fühlst du dich, Grom Hellschrei vom Kriegshymnen-Clan?«, fragte Gul'dan mit eigenartiger Milde.
In Groms Gesicht lag ein Ausdruck der Verzückung, und er schien nach Worten zu suchen. »Ich fühle mich... großartig. Ich fühle mich...« Er brach ab und brüllte erneut, als wenn nur dieser urgewaltige Schrei ausdrücken könnte, wie er sich fühlte. »Gebt mir Draenei-Fleisch zum zerreißen! Gebt mir Draeneiblut – ich saufe es, bis ich nicht mehr kann.
Gebt mir ihr Blut!«
Seine Brust bebte mit der Leidenschaft seiner Gefühle. Er wirkte, als könnte er eine komplette Stadt mit bloßen Händen auseinandernehmen. Und Durotan glaubte, dass er das tatsächlich vermochte.
Hellschrei deutete auf seinen Clan. »Krieger des Kriegshymnen-Clans – tretet vor! Nicht einem von euch wird diese Verzückung verwehrt werden!«
Die Kriegshymnen-Krieger liefen nach vorn, alle begierig darauf, das zu fühlen, was ihr Häuptling fühlte. Der Kelch wurde herumgereicht, und einer nach dem anderen trank. Jeder zuckte einen Moment in tiefer Qual, doch jedes Mal schien sich diese Qual in scheinbares Entzücken und offensichtliche Stärke zu verwandeln. Und die Augen von jedem, der trank, färbten sich rot.
Schwarzfaust schaute zu, und sein Blick wurde noch finsterer. Als der letzte Kriegshymnen-Krieger aus dem Kelch getrunken hatte, grunzte er: »Jetzt werde ich trinken!«
Er nahm den Kelch und nahm einen großen Schluck. Dann fasste er sich einen Moment an die Kehle, blieb aber völlig ruhig, während die schwarze Magie ihre höllische Aufgabe erfüllte. Er hatte seine Rüstung ausgezogen, und so war das Anwachsen seiner Muskeln unter der grünen Haut gut zu sehen.
Er winkte seinen Söhnen, und Maim und Rend schubsten
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