WoW 12 - Die Nacht des Drachen
Krasus bewegte sich vorsichtig weiter. So mächtig er auch in dieser Gestalt war, war er doch nicht unverwundbar.
Doch während er weiterging, griff ihn nichts an. Die in violett gekleidete Gestalt wagte sich in das tiefste Sumpfland hinein und entschied sich schließlich dazu, dass es an der Zeit war, seinen Geist nach Grim Batol auszusenden.
Er fand eine Stelle, die weit weg von den nebligen Wassern des Sumpfes lag. Er lehnte sich gegen einen moosbewachsenen Baum und konzentrierte sich. Augenblicklich dehnte er seine Sicht in
alle
Richtungen aus. Ein menschlicher Geist wäre mit solch einer vollständigen Erforschung überfordert gewesen. Aber das Gehirn eines Drachen war komplexer, weiter fortgeschritten.
Er konzentrierte sich auf die Berge. Jetzt sah er das ganze Land, als wäre er dort schon zuvor gewesen. Er war schon weiter gekommen, als er gedacht hatte. Dennoch lag ein gutes Stück noch vor ihm.
Doch das beunruhigte ihn nicht. Er konzentrierte seinen Geist auf das Brachland, das Grim Batol umgab. Dort vertausendfachte sich sein Unbehagen. Die Verderbtheit, die in den Bergen hauste,
bettelte
geradezu darum, dass Krasus sie untersuchte.
Seine Augen verengten sich, er befahl seinen Geist nach Grim Batol hinein.
Dunkelheit erfüllte seinen Blick, aber dann empfing er doch bruchstückhafte Bilder, als Krasus in die Höhlen eindrang. Dennoch war sein erster Blick nach Grim Batol enttäuschend. Denn er sah nur in den Schatten liegende Stalagmiten und Stalaktiten. Ein paar Knochen lagen herum, Orc-Knochen, doch die stammten eindeutig aus der Zeit, als die Orcs aus Grim Batol vertrieben worden waren.
Doch die Verderbtheit konnte man nicht ignorieren. Krasus konzentrierte sich...
Er hob eine Augenbraue. Etwas näherte sich. Er zog sich schnell zurück – und erkannte, dass sein Geist Grim Batol nicht verlassen konnte.
Krasus versuchte es, aber es war, als stünde er vor tonnenweise Stein und Erde, durch die er sich mit den bloßen Händen arbeiten sollte. Er konnte nur den Raum mit den Skeletten erkennen und die Finsternis, die er durchdringen wollte.
Zu allem Unglück konnte er deswegen nicht mehr sehen, was um seinen eigenen Körper herum vorging.
Krasus versuchte, sich zurückzuziehen, schaffte es aber nicht.
Jeden Moment erwartete er, dass derjenige, der ihm diese Falle gestellt hatte, zuschlagen würde... doch es geschah nichts.
Aber auch wenn diese Falle wohl zu denen gehörte, die mittlerweile in Vergessenheit geraten waren, musste sich Krasus immer noch befreien, so schnell er konnte. Er konzentrierte sich auf seinen Körper, so wie er ihn das letzte Mal gesehen hatte, und befahl seinen Geist wieder dort hinein.
Dennoch geschah nichts. Der Drachenmagier dachte einen Moment lang nach, dann verwandte er seine Aufmerksamkeit darauf, den Zauber aufzuspüren, der ihn festhielt. Er brauchte nicht lange, aber dessen Komplexität bestürzte ihn. Er war eindeutig die Arbeit eines versierten Zauberers, vielleicht, wenn man sein Alter bedachte... stammte der Zauber von Todesschwinge persönlich.
Dessen ungeachtet wusste Krasus, dass er zum Kern des Zaubers vordringen musste. Nur dort konnte er den Spruch vielleicht auflösen, wenn es denn überhaupt ging.
Er versank tiefer in dem Fesselspruch und analysierte dessen Anordnung. Wenn das wirklich das Werk von Todesschwinge war, konnte Krasus dieses Wissen nutzen. Falls es überhaupt jemanden gab, der das wirre Hirn des schwarzen Riesen verstand, dann war es Alexstraszas ältester Gefährte. Krasus hatte den ehemaligen Aspekt sehr lange aufmerksam beobachtet. Todesschwinge war in viele Ereignisse über die Jahrtausende verwickelt gewesen.
Einem nach dem anderen folgte der Drachenmagier den Strängen des Zaubers. Er begann, ein Muster darin zu erkennen, dessen Komplexität ihn erstaunte.
Einer der Stränge schien erfolgversprechender zu sein als die anderen. Krasus verfolgte ihn zu seinem Anfang zurück...
Das Ding, das er zuvor schon verspürt hatte, kam näher. Es steuerte eindeutig auf Krasus zu. Ein plötzliches Gefühl starken Hungers überkam ihn, kein Hunger auf Fleisch, sondern auf etwas für ihn Bedeutenderes.
Seinen Verfolger gelüstete es nach Magie...
Krasus wollte sich beeilen. Er war ein Drache, ein Wesen der Magie. Wenn er seine Magie verlieren würde, wäre das schlimmer, als wenn ihm jemand ein Schwert durch die Kehle rammen würde. Er hatte miterlebt, wie Artgenossen dieses Schicksal erlitten hatten, und wusste, dass diese Todesart ihn
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