WoW 12 - Die Nacht des Drachen
was sie sah. Als sie und Rhonin der Königin des roten Schwarms die Flucht vor der Horde ermöglicht hatten, hatten sie zahlreiche zerbrochene Eierschalen entdeckt. Danach hatte ihr Mann, stets bestrebt, sich in magischen Dingen weiterzubilden, ihr Eierfragmente von anderen Schwärmen gezeigt, darunter auch die der Schwarzen. Die meisten der Eier stammten von Todesschwinges Art. Doch es gab auch viele der roten, und einige Eier waren offensichtlich dem blauen Schwarm gestohlen worden.
»Jahrhunderte«, flüsterte sie. »Ja, es muss Jahrhunderte gedauert haben...«
Doch etwas war merkwürdig an den Eiern, weshalb die Waldläuferin sie sich noch genauer ansah. Sie waren angeschwollen, und überall auf der Schale befanden sich kleine Pusteln.
Was auch immer dieser Eier ursprünglich beherbergt hatten, jetzt enthielten sie ganz sicher keine unschuldigen kleinen Drachen mehr.
Ein Schauer durchfuhr sie. Sie wusste nur zu gut, wie stark Todesschwinges Wunsch nach einer neuen, grausameren Drachenart gewesen war. Und seine Kinder hatten dieses schreckliche Vermächtnis fortgeführt.
Doch während Nefarian und Onyxia ihre eigenen Pläne verfolgt hatten, hatte jemand anderes geduldig und methodisch diese verschiedenen Eier gesammelt. Fraglos waren einige der Eier gestohlen worden. Und dann hatte derjenige auf die richtige Zeit gewartet. Die Zeit, in der die Chancen, einen monströsen Drachen zu erschaffen, besonders günstig standen.
Mit so vielen Eiern konnte man genug Missgeburten erschaffen, um sämtliche Streitkräfte Azeroths auszuschalten.
Schreckliche Visionen erfüllten Vereesas Geist. Doch plötzlich hörte sie einen Laut, der aus den Tiefen der großen Kammer kam. Sie machte die Axt bereit und bewegte sich in die Richtung, aus der das Geräusch erklungen war.
Doch als sie näher kam, fand Vereesa nur einen weiteren Lavateich. Er war so groß, dass man ein Schiff in die Mitte hätte setzen können – auch wenn es von dort aus sicherlich nicht weit gekommen wäre. Die Hochelfe untersuchte die Ränder des Teichs und prüfte, ob jemand in der Nähe war. Sie war sich sicher, dass das aufgeschnappte Geräusch nichts mit dem permanenten Blubbern zu tun hatte.
Plötzlich schoss ein riesiger Kopf aus der Lava in die Höhe. Die heiße Masse tauchte ihn in ein grellorangenes Licht, und der Schädel öffnete sein reptilienartiges Maul...
»
Vereesa?«,
krächzte er.
Ächzend rollte sich der Gigant an den Rand des Teiches. Die Waldläuferin taumelte zurück, als der mehrere Tonnen schwere, dampfende Drache aus der Lava stieg. Sie war völlig gebannt vom Ausmaß der Bestie. Selten hatte sie einen so großen Drachen gesehen, sah man von der Königin des roten Schwarms oder Krasus in seiner wahren Gestalt als Korialstrasz ab...
Korialstrasz?
Der dampfende Drache stürzte weiter in ihre Richtung. Die Waldläuferin wirbelte herum und rannte los, als sie bemerkte, dass der Drache sogar noch größer war, als sie angenommen hatte.
Sein Schatten ragte über ihr auf. Vereesa wusste, dass sie nicht schnell genug war. Sie bereitete sich auf das Unausweichliche vor...
Doch Korialstrasz stürzte nicht auf sie. Nur ein dumpfer Aufprall kündete davon, dass er zu Boden gegangen war.
Die Hochelfe wagte einen Blick über die Schulter. Der Magier Krasus lag ausgestreckt am Ufer des Lavateichs. Seine normalerweise sehr bleiche Haut war knallrot, und sein Körper brannte einen Abdruck in den Steinboden. Merkwürdigerweise war seine Robe unbeschädigt – doch die war ja auch nur ein Trugbild, das Ergebnis einer Drachenbeschwörung und deshalb weitaus haltbarer als jede echte Kleidung.
Vereesa erholte sich von ihrem Schreck und rannte zu ihm. Glücklicherweise atmete Krasus trotz seines leblosen Aussehens noch.
Doch sie konnte ihn nicht aufwecken. Vereesa wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollte und prüfte, wie warm er noch war.
Obwohl seine Körpertemperatur immer noch sehr hoch war, konnte sie seinen Körper zumindest anfassen, ohne Gefahr zu laufen, sich zu verbrennen.
Sie hob die zusammengesunkene Gestalt so vorsichtig an, wie sie nur konnte, und zog sie zur Seite, wo der Boden anstieg. Dort brachte sie sie in eine sitzende Position und überlegte sich ihre weiteren Schritte.
Krasus ersparte ihr die Mühe, indem er die Augen aufschlug.
»Vereesa... von den Hochelfen«, sagte er. »Mit Euch hatte ich hier nicht gerechnet...« Der Drachenmagier bekam einen Hustenanfall. Er wirkte älter und ausgezehrter als beim letzten
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