Wozu wollen Sie das wissen?
angestrichen – vielleicht drang kein Licht hindurch. Das Büro lag in einem alten Ziegelsteinhaus am Ende des langen Hauptgebäudes, und dort sah ich durch die Jalousien Licht, und ich dachte, dass der Direktor oder jemand vom Büropersonal Überstunden machen musste. Wenn ich anklopfte, konnten sie mir sagen, wo mein Vater war. Aber als ich durch das kleine Fenster in der Tür spähte, sah ich, dass mein Vater da drin war. Er war allein, und er wischte den Fußboden auf.
Ich hatte nicht gewusst, dass das Aufwischen der Bürofußböden jeden Abend eine der Pflichten des Nachtwächters war. (Das heißt nicht, dass mein Vater es absichtlich verschwiegen hatte – es kann auch sein, dass ich nicht hingehört hatte.) Ich war überrascht, denn ich hatte ihn nie eine derartige Arbeit tun sehen. Hausarbeit. Jetzt, wo meine Mutter krank war, gehörte das zu meinen Pflichten. Er hätte nie die Zeit dafür gehabt. Außerdem gab es Männerarbeit und Frauenarbeit. Das glaubte ich, ebenso wie alle, die ich kannte.
Die Gerätschaften meines Vaters waren anders als alles, was irgendjemand zu Hause benutzte. Er hatte zwei Eimer auf einem Ständer mit Rollen und Halterungen auf beiden Seiten für diverse Mops und Schrubber. Sein Aufwischen war kraftvoll und gründlich – es hatte nichts von dem resignierten und ritualisierten weiblichen Rhythmus. Er schien guter Laune zu sein.
Er musste kommen und die Tür aufschließen, um mich einzulassen.
Sein Gesicht veränderte sich, als er sah, dass ich es war.
»Doch nicht etwa Ärger zu Hause?«
Nein, sagte ich, und er entspannte sich. »Ich dachte, du wärst Tom.«
Tom war der Fabrikdirektor. Jeder der Männer redeten ihn mit dem Vornamen an.
»Na, dann bist du also gekommen, um nachzusehen, ob ich das richtig mache?«
Ich überbrachte ihm die Nachricht, und er schüttelte den Kopf.
»Ich weiß. Ich hab’s vergessen.«
Ich setzte mich auf eine Ecke des Schreibtischs und schwang die Beine hoch, damit sie ihm nicht im Weg waren. Er sagte, er sei hier nahezu fertig, und wenn ich warten wolle, werde er mir die Gießerei zeigen. Ich sagte, ich würde warten.
Wenn ich sage, dass er dort guter Laune war, meine ich damit nicht, dass er zu Hause schlechte Laune hatte, dass er mürrisch und reizbar war. Aber er zeigte jetzt eine Fröhlichkeit, die zu Hause vielleicht fehl am Platz gewirkt hätte. Es kam mir sogar vor, als sei ihm dort eine Last von den Schultern genommen.
Als er mit dem Fußboden zufrieden war, hängte er den Mopp an der Seite ein und schob den Ständer einen abschüssigen Gang hinunter, der das Büro mit dem Hauptgebäude verband. Er öffnete eine Tür mit einem Schild
Hausmeister
.
»Mein Reich.«
Er leerte die Eimer in einen gusseisernen Ausguss, spülte sie und leerte sie noch einmal aus, spritzte dann den Ausguss sauber. Auf einem Regal über dem Ausguss, zwischen Werkzeug und Gummischläuchen und Sicherungen und Ersatzfensterscheiben, stand sein Lunch-Eimer, den ich jeden Tag packte, wenn ich von der Schule nach Hause kam. Ich füllte die Thermosflasche mit starkem schwarzen Tee und legte ein Kleiebrötchen mit Butter und Schinken hinein und ein Stück Kuchen, wenn wir welchen hatten, und drei dicke Sandwiches mit gebratenem Fleisch und Ketchup. Das Fleisch war Scheiben von Hackbraten oder Leberkäse, das billigste Fleisch, das es zu kaufen gab.
Er ging mir ins Hauptgebäude voraus. Die Lampen, die dort brannten, waren wie Straßenlaternen – das heißt, sie warfen Licht auf die Kreuzungen der Durchgänge, erhellten aber nicht das ganze Gebäude, das so groß und hoch war, dass ich das Gefühl hatte, in einem Wald mit dicken, dunklen Bäumen zu sein oder in einer Stadt mit gleichmäßig hohen Gebäuden. Mein Vater schaltete noch mehr Lampen ein, und alles schrumpfte ein wenig zusammen. Jetzt konnte man die schwarz angelaufenen Ziegelsteinwände sehen und die Fenster, die nicht nur angestrichen, sondern auch vergittert waren. Entlang der Durchgänge waren Behälter gestapelt, einer über dem anderen, höher als ich, sowie kunstvoll ausgestanzte Bleche.
Wir kamen zu einem freien Platz mit einem großen Haufen von Metallklumpen auf dem Boden, alle missgestaltet mit Auswüchsen, die aussahen wie Warzen oder Seepocken.
»Gussstücke«, sagte mein Vater. »Die sind noch nicht gereinigt worden. Sie werden in eine Vorrichtung namens Rotovibrator gesteckt, und da werden sie mit Schrot beschossen, das alle Hubbel entfernt.«
Dann ein Haufen schwarzer Staub oder
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