Wuensche Dir alles
bremsen wir uns oft aus und zögern, unseren eigenen Wunsch weiter aktiv zu verfolgen.
Eins plus eins gleich Konflikt
Wir leben in einer Gesellschaft, in der jeder viele Wünsche hat, und dabei entstehen zahlreiche Interessenskonflikte. Es ist illusorisch, dass all die fairen, unfairen, realistischen und unrealistischen Wünsche sämtlicher Menschen innerhalb einer Interessensgruppe in Erfüllung gehen könnten. Selbst wenn sie alle berechtigt sind, stehen viele Wünsche im Konflikt zueinander. Nicht jeder kann die Prinzessin ergattern, auch wenn sich das viele wünschen. Die tolle Stelle, die ausgeschrieben wird, bekommt nicht jeder Kompetente, der sich darum bewirbt. Konkurrenz, Eifersucht, List und Kampf sind folglich vorprogrammiert in sämtlichen kleinen und großen Gruppen. Das geschieht innerhalb der Familie, in einem Verein, im Arbeitsteam, in der Gesellschaft und unter Nationen. WER WÜNSCHE HAT, MUSS AUCH KONFLIKTBEREIT SEIN. Wie gehen wir damit um?
In der Politik, aber auch allgemein unter uns Menschen herrscht oft eine Stimmung wie in dem Kinderlied: »Fuchs, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her! Sonst wird dich der Jäger holen mit dem Schießgewehr!« In diesem Kinderlied ist überhaupt nicht klar, ob die Gans jemandem gehört hat und wer dem Jäger das Recht gibt, den Fuchs zu bestrafen. Woher nimmt sich der Jäger dieses Recht? Dennoch wird auf der ganzen Welt – wie im Lied – mit Gewalt gedroht. Ob Erziehung, Geschäft, Beziehungen oder Politik, diese Stimmung erleben wir täglich, in uns und um uns, überall. Deshalb sind viele von uns der Konkurrenz und des Kampfes überdrüssig.
Der konfliktmüde Mensch
Wir wollen oft am liebsten gar nichts mit all den Konflikten zu tun haben und suchen einen sanften Ausweg aus dem Konkurrenzkampf. Durch das Gefühl der Müdigkeit und Ohnmacht entsteht in uns der Impuls: »Bloß keine Konflikte!« Dann möchten wir lieber mit niemandem zu tun haben und allein sein, um Konfliktsituationen auszuweichen und Ruhe zu finden.
Das ist aber überhaupt KEIN AUSWEG. Erstens werden uns auch in der Abgeschiedenheit oder im Singleleben reichlich widersprüchliche Interessen beschäftigen, denn unser eigener Kopf kann genug Konflikte entwerfen und uns die ersehnte Ruhe zunichtemachen. Zweitens gibt es auf der Erde absolut keinen Wunsch, den man vollkommen im Alleingang verwirklichen kann. Entsteht ein Wunsch, dann wird sogleich ein Gegenüber notwendig. In den »Veden« heißt es: »Brahma wünschte, so schuf es die Welt.« Brahma ist hier das göttliche, schöpferische Prinzip. Sogar dieses Brahma konnte nicht im Alleingang den Zustand der Erfüllung erreichen und schuf daher die Welt!
Um Gesellschaft völlig vermeiden zu können, muss man wunschlos sein. Man sagt zwar, dass der wahre Meister absolut keine Wünsche habe und völlig autark sei, aber ein solcher wahrer Meister muss man erst mal werden. Deshalb ist es für die meisten von uns einfacher und sinnvoller, Konflikte in Kauf zu nehmen und dafür lieber zu lernen, wie wir auf eine faire Weise mit anderen Menschen konkurrieren.
»Alle Menschen sind gleichwertig. Wenn wir uns dessen bewusst bleiben, empfinden wir das Glück und das Leid des anderen wie unser eigenes. Das ist wahres Mitgefühl!«
[ Bhagavadgita 6.32 ]
Eine faire Lösung
Welche Wege gibt es, in Konfliktsituationen eine möglichst faire Lösung zu finden? MITGEFÜHL ist eine der höchsten Tugenden, die ein Mensch in solchen Situationen üben kann. Der Buddha, einer der größten Meister, den die Welt kennt, hat es als zentrale Tugend hervorgehoben. Aber auch Jesus und in unserer Zeit Mahatma Gandhi betonten den unermesslichen Wert des Mitgefühls. Ihre Biografien weisen interessante Gemeinsamkeiten auf: Beide standen mitten in einer politisch brisanten Gesellschaftssituation. Vergebung und Kampf schlossen sich für sie nicht aus. Sie kämpften nicht für eine Gerechtigkeit, die einseitig Schuld zuweist, dennoch kämpften sie als unnachgiebige Widerständler. Es gab kein falsches Mitleid, das ihr Sinnen oder ihr Tun hemmte. Im Gegenteil: Mitgefühl war für sie ein Mittel, um den Kampf zu einem gerechten Ende zu führen.
Falsches Mitleid – was ist das?
Was ist diese Form von Mitgefühl, die man »falsches Mitleid« nennen kann? Es ist ein Mitleid, das die persönliche Überzeugung schwächt und das eigene Bedürfnis verschleiert. Es kann uns zu einem Schritt verleiten, von dem wir nicht wirklich überzeugt sind. Ein solches Mitleid
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