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Wünsche

Wünsche

Titel: Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Kuckart
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Topflappen im Gehörn gezeigt, dann auf das rustikale Bücherregal ohne Bücher und die Kissen aus dem Ein-Euro-Shop in der Sofaecke, wie sie da einfach nur hockten, ohne ihr zu helfen, aber mit gespitzten Ohren alles mithörten. Im Bad riss sie das Saunatuch mit dem lustigen Spruch von der Heizung und trampelte darauf herum, und vor dem Schlafengehen zerrte sie eine Leiter vom Keller ins Schlafzimmer, um Kneidls verstaubte Sportpokale vom Kleiderschrank zu werfen. Ja, sie hatten gestritten, bis sie gegen Mitternacht den Kneidl hasste wie am Nachmittag die Vera. Was ist mit dir, was hast du denn, gefällt es dir hier nicht mehr?, hatte Kneidl mit hängenden Armen gefragt, bis er zugeschlagen hatte. Zum ersten Mal hatte er sie geschlagen, mitten ins Gesicht. Mitten ins Herz.
    3.
    Ist noch ungeschnitten, die Szene, aber ich habe sie gestern für euch vom Rechner überspielt, sagte Hannes, als er auf dem weißen Ledersofa neben ihr saß. Auf dem Panoramafenster im ersten Stock der rosa Villa lag die Dunkelheit. Bis eben noch hatten die Tannen da drüben in das vielversprechende rote Glühen des Himmels gestochen und so auf das schöne Wetter für morgen hingewiesen. Eine Taube gurrte.
    Du hast die Szene für Friedrich überspielt, sagte Meret, nicht für mich. Du und dein Freund, ihr seid ja so! Zärtlich umschloss sie mit der Linken die rechte Faust. Rasch löste sie die Hände wieder voneinander, denn die Geste kam ihr bekannt vor. Sie schloss den letzten, obersten Knopf der grünen Jacke.
    Erkennst du überhaupt was?, fragte Hannes und drehte sein iPhone zu ihr. Sie rutschte näher heran.
    Aha, schon wieder ein Filmchen. Sie rückte noch näher.
    Brauchst du eigentlich eine Brille?, fragte Hannes.
    Auf dem Display erschien ein Autoscooter, leer bis auf zwei Kerle, die die Wagen vor der Kasse zusammenschoben. Hey, ich zeig dich an, Alter, zischte einer von beiden, doch war er mit der Drohung schon wieder aus dem Bild. Ein offensichtlich älterer Mann ging an der Kamera vorüber.
    Das ist ja Karatsch, der traurige Hund. Hast du den einfach gefilmt?
    Meret legte eine Hand auf die Sofalehne und streichelte das Leder.
    Erkennst du eure Aktion?, fragte Hannes.
    Karatsch presste jetzt die Hände oder auch den Bauch gegen die Scheibe, genau war das nicht zu erkennen.
    Was heißt hier: eure Aktion? War meine Idee, das mit dem öffentlichen Schlafen, sagte Meret. Sie schloss die Augen und hob das Gesicht zu Hannes. Schon klar, sie provozierte, wenn das Leben nicht freiwillig hergab, was sie verlangte. Schon klar, Hannes saß gegen seine Absicht, aber nicht ungern neben ihr auf dem einmal weißen, jetzt gelblichen, längst mürben Ledersofa der Großmutter. Er fand ihre Haare, die Nase, das Make-up, ihren Gang und heute vor allem ihre Nacktheit unter seiner Jacke albern. Doch etwas an ihr rührte ihn, etwas stieß ihn ab. Das spürte sie. Aber nichts passierte.
    Sie öffnete die Augen wieder und schaute auf das iPhone.
    Vor dem Schaufenster von Haus Wünsche war eine Frau neben Karatsch getreten. Da!, sagte Meret, sieht ja aus wie Vera.
    Das ist diese neue Bekannte von Karatsch, sagte Hannes.
    Die mit dem Pass, von der Friedrich erzählt hat?
    Ja.
    Und das bin jetzt ich! Meret tippte auf Hannes’ Hand, die das iPhone hielt. Sogar mein Buch von dieser Kennedy kann man auf dem Nachttisch erkennen. Mein Gott, Hannes, was ich alles schon gelesen habe. Sogar als Kind nachts noch im Bett und so lange, dass ich morgens zu spät zur ersten Stunde gekommen und fast von der Schule geflogen bin.
    Hannes stand auf.
    Nein.
    Ich geh.
    Geh nicht.
    Doch, nach Hause.
    Warum?
    Duschen.
    Nein, bleib! Sie griff nach ihrer Handtasche. Du weißt ja noch gar nichts.
    Für heute reicht es.
    Du weißt nicht einmal, was das hier für ein Haus ist.
    Nein, sollte ich?
    Meine Großeltern haben es von einem Tuchfabrikanten gekauft. Die Familien waren damals befreundet.
    Meret, das ist mir doch jetzt egal.
    Weiterreden, sagte sie sich. Tasche aufmachen und weiterreden. Sie sagte: Ursprünglich hatte dieser Tuchfabrikant das Anwesen der Stadt vermachen wollen, hatte es auch schon so verfügt. Nach seinem Tod sollte es ein Haus für gefallene Mädchen werden.
    Meret, hör auf, sagte Hannes.
    Sie sagte: Eigentlich war dieser Tuchfabrikant aber kein wohltätiger Mensch. Er war wie mein Großvater und hatte sich zu lange schon über seine eigene, hochnäsige Tochter geärgert. Gestrauchelte Mädchen aufzufangen war die Chance für ihn, das eigene Kind fallen zu

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